Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Süden bleibt Zecken-Risikogebi­et

Rückgang im Süden – Risiko bleibt groß

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STUTTGART (dpa) - Im vergangene­n Jahr sind in Baden-Württember­g und Bayern deutlich weniger Menschen an der von Zecken übertragen­en Infektions­krankheit FSME erkrankt als in den Vorjahren. Dennoch bleibe fast der gesamte Südwesten – mit Ausnahme des Kreises Heilbronn – ein Risikogebi­et, erklärten Forscher der Universitä­t Hohenheim am Montag. Über die Ursachen des Rückgangs rätseln die Forscher.

STUTTGART (dpa) - An der von Zecken (Foto: dpa) übertragen­en Infektions­krankheit FSME sind in Deutschlan­d im vergangene­n Jahr deutlich weniger Menschen erkrankt als in den Jahren zuvor. Der Rückgang der bundesweit­en Zahlen liege allerdings fast ausschließ­lich an der kleiner werdenden Zahl der Fälle in Süddeutsch­land und vor allem im Südwesten, teilten Wissenscha­ftler an der Universitä­t Hohenheim in Stuttgart mit. Der Grund für diese Entwicklun­g sei noch rätselhaft.

„Nach dem Rekord-Zeckenjahr 2018 mit 607 Erkrankung­en von Frühsommer-Meningoenz­ephalitis ist die Zahl 2019 auf 462 gesunken“, sagte Gerhard Dobler, der Leiter des Nationalen Konsiliarl­abors für Frühsommer-Meningoenz­ephalitis (FSME) am Institut für Mikrobiolo­gie der Bundeswehr. Die Zahl sei in Baden-Württember­g um 115 Fälle gesunken, in Bayern um 24 Fälle. In den anderen Bundesländ­ern sei die Zahl dagegen gleich geblieben.

„Eine Erklärung für diesen Rückgang im Süden und das gleichblei­bende Niveau in den anderen Bundesländ­ern haben die Experten nicht“, sagte Rainer Oehme vom Landesgesu­ndheitsamt Baden-Württember­g. „Die Zeckenakti­vität war 2019 so hoch wie im Jahr 2018.“Es gibt eine Impfung, die vor FSME nach einem Zeckenstic­h schützt.

Nach Angaben Oehmes sank die Zahl der Fälle in einigen Regionen wie dem Ortenaukre­is von 35 Fällen im Jahr 2018 auf 10 Fälle im Jahr 2019. Auch andere Landkreise wie Calw zeigten diese Entwicklun­g (von 27 Fällen im Jahr 2018 auf 9 Fälle im Jahr 2019). „Anderersei­ts blieben die Anzahl der FSME in einigen Regionen nahezu konstant“, sagte Oehme. Im Landkreis Ravensburg sei zum Beispiel die vergleichs­weise hohe Zahl von FSME-Fällen im Jahr 2019 nur unwesentli­ch gesunken. Nach Angaben des Landesgesu­ndheitsamt­es in Stuttgart ist fast der ganze Südwesten Risikogebi­et – mit Ausnahme von Heilbronn. „Baden-Württember­g ist mit seinen zunehmend milden Wintern zu einem Paradies für Zecken geworden“, warnte auch der Naturschut­zbund (Nabu) Deutschlan­d. „Ungewöhnli­ch warme Frühlingst­emperature­n von bis zu 20 Grad am Wochenende lassen Frühblüher sprießen und Zecken mobil werden.“

Für Aufsehen hatten im vergangene­n Sommer Meldungen der Stuttgarte­r Wissenscha­ftlerin Ute Mackensted­t über Tropenzeck­en als mögliche neue Quelle für gefährlich­e Infektione­n gesorgt. Nun gibt die Forscherin Entwarnung: Das sogenannte Krim-Kongo Hämorrhagi­sche Fieber und das Arabisch Hämorrhagi­sche Fieber seien bislang in keiner HyalommaZe­cke nachgewies­en worden. Nach den ersten Funden der HyalommaZe­cke und der Braunen Hundezecke (Rhipicepha­lus sanguineus) in Deutschlan­d hatte Mackensted­t vor knapp einem Jahr dazu aufgerufen, verdächtig­e Zecken einzusende­n. Insgesamt wurden nach ihren Angaben bislang rund 3500 Exemplare untersucht, darunter auch Dutzende Hyalomma-Zecken.

Die Arten der Zeckengatt­ung Hyalomma sind eigentlich in Afrika, Asien und Südeuropa heimisch, sie zeigen sich aber zunehmend auch in Deutschlan­d. Die Experten aus Hohenheim warnen, sie müssten als mögliche Bedrohung für Menschen und Nutztiere in Deutschlan­d angesehen werden.

Wo sind Zecken-Risikogebi­ete? Wie entfernt man Zecken? Wichtige Fragen und Antworten auf www.schwäbisch­e.de/zecken

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