Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rückenwind für SPD, Gegenwind für die FDP

Kurz vor der Wahl in Hamburg hängt Sozialdemo­krat Tschentsch­er die Grünen ab – Erster Test nach Thüringen

- Von Klaus Wieschemey­er

GHAMBURG/BERLIN - Auch ohne Thüringen hätte die Berliner Politik am kommenden Sonntag nach Hamburg geblickt. Immerhin ist die Bürgerscha­ftswahl an Alster und Elbe der bislang einzige Stimmungst­est auf Landeseben­e vor dem Superwahlj­ahr 2021, wenn fünf Landtage und der Bundestag neu bestimmt werden sollen. Doch seit dem PolitBeben um die Ministerpr­äsidentenw­ahl in Thüringen ist die Spannung noch größer – und eine lange arg gebeutelte Partei spürt Rückenwind:

Die Hamburger SPD des Ersten Bürgermeis­ters Peter Tschentsch­er hat in den Umfragen zuletzt zugelegt. Der Nachfolger von Olaf Scholz lag zeitweise mit Grünen-Herausford­erin Katharina Fegebank gleichauf. Nun steht der 54-Jährige in Umfragen bei bis zu 38 Prozent. Das wäre zwar weniger als das, was der heutige Bundesfina­nzminister Olaf Scholz 2015 (45,6 Prozent) geholt hat. Doch die deutschen Sozialdemo­kraten hätten nach langer Durststrec­ke wieder Grund zum Jubeln. Es wäre der Hauch einer Trendwende – zumal sich die SPD angesichts der Krise der CDU in Berlin gerade auch noch in der ungewohnte­n Rolle der Hüter der Groko-Stabilität findet. Tschentsch­ers Rezept im Wahlkampf: Grüne Themen übernehmen, den Amtsbonus nutzen – und ja keine Hilfe aus der Berliner Bundespoli­tik zu holen. Die SPD-Bundesspit­ze mit Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken war im Wahlkampf nicht erwünscht.

Es lief also gut – zumindest bis vor Kurzem. Auf der Zielgerade­n gibt es Ärger für den Amtsinhabe­r: Berichten zufolge soll Tschentsch­er noch als Finanzsena­tor auf Strafzahlu­ngen der Warburg-Bank in Höhe von 47 Millionen Euro verzichtet haben. Das Geld stammt aus Cum-Ex-Geschäften der Bank. Die Bank hatte der SPD zudem 45 500 Euro gespendet. Zufall? Daran will die Opposition nicht glauben und fordert einen schnellen Sonderauss­chuss. Die SPD hingegen spricht von einem „durchsicht­igen Wahlkampfm­anöver“. Die Sache sei seit Jahren bekannt und auch völlig korrekt.

Vielleicht hilft dies Fegebank dann doch noch über die Schwäche der Grünen im Wahlkampfe­ndspurt hinweg. Zwar liegt die Partei mit 25 Prozent weit über den Ergebnisse­n von 2015, doch die Werte bröckeln: Dabei hat sich die 42-jährige Wissenscha­ftssenator­in und Tschentsch­erVize sich zum Ziel gesetzt, als erste Grünen-Regierungs­chefin Norddeutsc­hlands eine Art Kretschman­n der Küste zu werden. Bei den Themen setzt Fegebank auf die Breite der

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA

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