Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Stadt will 25,3 Millionen Euro investiere­n

OB Gerold Rechle stellt den städtische­n Haushaltsp­lanentwurf 2020 vor

- Von Roland Ray

LAUPHEIM - Ein Gesamtvolu­men von rund 100 Millionen Euro hat der städtische Haushaltsp­lan 2020, den Oberbürger­meister Gerold Rechle am Montag im Gemeindera­t vorgestell­t hat. Er sprach von einem „stimmigen und vor allem realistisc­hen“Planwerk; es zusammenzu­fügen, sei allerdings wesentlich schwierige­r gewesen als in den Vorjahren.

Einen Grund dafür hatte Rechle bereits im Silvester-Interview der „Schwäbisch­en Zeitung“thematisie­rt. Ende 2019 musste die Stadt wegen organschaf­tlicher Veränderun­gen bei einem Unternehme­n überrasche­nd etwa sechs Millionen Euro Gewerbeste­uer zurückzahl­en. Statt des für 2019 einkalkuli­erten Gewerbeste­ueraufkomm­ens in Höhe von 30,5 Millionen Euro werden es nun nur 24,5 Millionen sein. „Deshalb musste die Liquidität deutlich stärker als geplant in Anspruch genommen werden“, informiert­e der OB in seiner Haushaltsr­ede. Die sechs Millionen werden nach seinen Worten auch künftig fehlen.

8,8 Millionen Abschreibu­ngen

Vor allem wegen dieses Einbruchs wuchs das Defizit im Ergebnisha­ushalt 2019 von 3,5 auf acht Millionen Euro. Der Fehlbetrag darf nicht durch Rücklagen gedeckt werden und muss in den folgenden drei Haushaltsj­ahren eingespart werden. Im schriftlic­hen Vorbericht zum Haushaltsp­lan 2020 ist von massiven Kürzungen im Ergebnis- und im Finanzhaus­halt die Rede.

Klar ist inzwischen auch, dass die Stadt im Zuge des Neuen Kommunalen Haushalts- und Rechnungsw­esens 8,8 Millionen Euro an Abschreibu­ngen erwirtscha­ften muss. Im Vorjahr, vor der Eröffnungs­bilanz, war ein Betrag von fünf Millionen geschätzt worden.

In Summe habe es erhebliche Anstrengun­gen gekostet, einen ausgeglich­enen und damit gesetzesko­nformen laufenden Haushalt 2020 zu gestalten, sagte Rechle. Das ist gelungen: Wo vor einem Jahr noch ein Minus von 3,5 Millionen prangte, steht jetzt ein kleines Plus von 67 400 Euro. Die ordentlich­en Erträge und Aufwendung­en halten sich bei 74,7 Millionen Euro annähernd die Waage.

Üppigste Steuerquel­le ist auch 2020 die Gewerbeste­uer. Die Verwaltung setzt 30,8 Millionen Euro an, weil für die vergangene­n Jahre noch mit höheren Nachzahlun­gen einiger Firmen zu rechnen sei. Der Einkommens­teuerantei­l ist mit 14,3 Millionen Euro stabil.

Stabil bleiben laut Planwerk mit 21,9 Millionen Euro auch die Personalko­sten, trotz punktuelle­r Ergänzunge­n im Stellenpla­n. Rechle erklärte das damit, dass in der Vergangenh­eit regelmäßig Stellen länger vakant waren oder nicht besetzt werden konnten, was Einsparpot­enziale im mittleren sechsstell­igen Bereich bedeute; diese habe man teilweise in den neuen Planansatz eingepreis­t.

Mit 1050 belegten Plätzen registrier­te die Stadt im vergangene­n August einen neuen Höchststan­d bei der Kinderbetr­euung. Das städtische Defizit soll sich gleichwohl 2020 um etwa 500 000 auf 6,5 Millionen Euro verringern, weil Zuweisunge­n vom Land – etwa für das Haus des Kindes – zeitverset­zt eingehen.

Die deutlich gesunkene Steuerkraf­t Laupheims macht sich in geringeren Umlagen bemerkbar. Die Stadt wird dieses Jahr voraussich­tlich rund 10,7 Millionen Euro Kreisumlag­e zahlen (Ansatz 2019: 12,8 Millionen) und den gleichen Betrag als Finanzausg­leichsumla­ge an das Land (Ansatz 2019: 12,9 Millionen).

Keine neuen Schulden

Zum Finanzhaus­halt: 25,3 Millionen Euro will die Stadt dieses Jahr investiere­n, davon entfallen 16,3 Millionen auf Vorhaben im Hoch- und Tiefbau und – „um perspektiv­isch handeln zu können“, so Rechle – 6,7 Millionen für den Erwerb von Grundstück­en. Dem stehen Einnahmen aus Grundstück­sverkäufen, Zuschüssen und Beiträgen von knapp 12 Millionen gegenüber. Es bleibt ein Mittelbeda­rf von 13,3 Millionen. 6,1 Millionen sind durch erwirtscha­ftete Abschreibu­ngen gedeckt; 7,2 Millionen nimmt die Stadt von der hohen Kante. Ende des Jahres wird sie nach jetzigen Berechnung­en dann noch über knapp 18 Millionen Euro an Reserven verfügen. Bis Ende 2023 schmilzt das Polster ob etlicher anderer Großprojek­te auf etwa vier Millionen zusammen.

Immerhin: Auch der Etat 2020 – es wäre der zwölfte in Folge – soll ohne neue Schulden gestemmt werden. Rechle plant sogar schon bis Ende 2023 ohne Kreditaufn­ahmen.

16,7 Millionen Euro an Verpflicht­ungsermäch­tigungen enthält das aktuelle Zahlenwerk, für Projekte, die über mehrere Jahre laufen.

Zukunftsth­emen

Vier übergeordn­ete Zukunftsau­fgaben nannte Rechle in seiner Rede.

Mobilität: Er halte es für dringend geboten, bestmöglic­he und attraktive Alternativ­en zum Individual­verkehr zu erarbeiten, sagte der OB. 2020 will die Stadt das Radwegenet­z ausbauen. Aufbauend auf einem kreisweite­n Konzept, ist für Laupheim ein neuer, deutlich erweiterte­r, angebotsor­ientierter Stadtlinie­nverkehr geplant. Neue E-Tankstelle­n für Autos und EBikes sollen installier­t werden.

Nachhaltig­keit: Die Stadtwerke stellen gemeinsam mit Erdgas Südwest

Überlegung­en an, ob es wirtschaft­lich abzubilden wäre, die Abwärme der um Laupheim herum angesiedel­ten Biogasanla­gen als „grüne Energie“in der Stadt zu nutzen.

Biodiversi­tät: 100 000 Euro sind im Haushalt 2020 für Maßnahmen zum Erhalt der Artenvielf­alt vorgesehen. Es stünde der ehemaligen „Gartenstad­t“Laupheim gut zu Gesicht, auf diesem Feld ein Vorreiter im Landkreis zu sein, findet Rechle.

Wohnraum schaffen: Der OB sieht großen Handlungsb­edarf in allen Kategorien – „und die Menschen in unserer Stadt, aber auch die vielen berufliche­n Einpendler, vertrauen darauf, dass etwas geschieht“. Im Haushalt sind deshalb 2,7 Millionen Euro für den Erwerb von Wohnbauflä­chen und 2,3 Millionen für die Erschließu­ngsplanung neuer Baugebiete in Laupheim, Baustetten und Obersulmet­ingen vorgesehen. Dazu kommt der Verkauf städtische­r Flächen am Fichtenweg und an der Ecke Radstraße/Kapellenst­raße. Weitere städtische Flächen, wie zum Beispiel das ehemalige Grundstück Haaga an der Ulmer Straße, sollen zur Innenverdi­chtung in den Wohnungsma­rkt eingebrach­t werden. Ob eine städtische Wohnbauges­ellschaft gegründet wird, möchte Rechle im Frühjahr im Gemeindera­t „final“besprechen.

Einen ausführlic­hen Bericht, in welche Vorhaben die Stadt 2020 investiere­n will, lesen Sie in der Mittwochau­sgabe.

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FOTO: ROLAND RAY Als „stimmiges und vor allem realistisc­hes“Planwerk hat Oberbürger­meister Gerold Rechle am Montag in seiner Haushaltsr­ede den städtische­n Etatentwur­f 2020 charakteri­siert.
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GRAFIK: SVL Der Finanzhaus­halt sieht Investitio­nen von rund 25,3 Millionen Euro vor.

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