Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Witzig und erschreckend zugleich
Kabarettist Philipp Weber amüsiert das Publikum in Hüttisheim bestens
HÜTTISHEIM (sz) - Schneller als ein ICE babbelt Kabarettist Philipp Weber im schönsten Hessendialekt über die Macht des Marketings und die böse Magie der Manipulation. So auch am Samstag im Hüttisheimer Kulturstadel.
Würde Weber es gemächlicher angehen lassen, dauerte sein fast dreistündiges Programm wohl bis Mitternacht. In „Weber No5 – Ich liebe ihn“liefert Weber ein Meisterstück über die skurrilen Tricks und Abgründe der Werbung ab, seziert mit chirurgischer Schärfe ihre „ehrlichen Lügen“. Echauffiert sich motzend, brüllend, nuschelnd und jagt dabei wie ein wiederauferstandenes HB-Männchen über die karg möblierte Bühne. Ihm reicht ein einsamer Stuhl, um über zahlreiche Umwege und Abwege durch all die Irrungen und Wirrungen in grotesken Wortkaskaden den satirischen Ariadnefaden zum pointensatten Ende zu finden. Die höchst amüsierten Besucher kommen mit dem Lachen kaum nach, heißt es doch, schneller zu hören, als Weber redet. Bei diesem Wörter-Tsunami in atemraubendem Tempo nicht so einfach.
Der studierte Biologie und Chemiker präsentiert faktenorientiertes Kabarett – witzig und erschreckend zugleich. Dabei macht er vor persönlichen Anfechtungen nicht Halt. Er beichtet seine fatale Abhängigkeit von Küchengeräten wie einer ukrainischen Salatschleuder, die ohne viel Federlesens den Salat zu einem Smoothie zermatscht oder seine manische Milchschäumersammelwut. Und er ärgert sich über die Autoindustrie, die es ihm wegen der vielen Brems-, Licht, Einpark- und sonstigen Assistenten unmöglich macht, noch Anhalter mitzunehmen, da sein Auto durch sie voll besetzt ist. Oder seine Putzphobie, die sein Auto vermüllen lässt, mit dem Resultat, dass Polizisten bei einer Fahrzeugkontrolle nicht seinen Führerschein, sondern seinen Impfpass sehen wollen.