Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Cool, clever, elegant

Sängerin Elly Jackson meldet sich nach langer Pause mit ihrem Projekt La Roux zurück

- Von Jochen Schlosser

RAVENSBURG - Elly Jackson galt bereits vor zehn Jahren als große britische Dancefloor-Hoffnung: Ihr Projekt mit DJ und Producer Ben Langmaid unter dem Namen La Roux wurde in Nullkomman­ichts vom Geheimtipp zum Chartstürm­er. Vor allem auf den britischen Inseln wurde Jacksons synthetisc­her Pop mit all den eleganten Anklängen an die 80er Jahre gefeiert, mit etwas Verzögerun­g startete sie auch in Übersee durch. 2011 erhielt La Roux den Grammy für ihr Debütalbum. Die einen fühlten sich an Human League erinnert, andere an Blancmange – und viele erkannten in der androgynen Sängerin eine neue Annie Lennox. Nun ist die neue La-Roux-Platte erschienen: „Supervisio­n“(Supercolou­r Records/Soulfood).

Für Elly Jackson, die zwischenze­itlich ihre Stimme verloren hatte, ist es erst das dritte Album innerhalb einer Dekade. Es ist das zweite ohne den früheren Bandpartne­r Langmaid, das erste in Eigenregie, beim eigenen Label. Die 31-Jährige macht nun, was sie will – und das klingt clever, cool, elegant und dennoch sehr spannend. Eine Platte für alle, die jene kühlen Synthesize­r-Klänge lieben, die einst die Hits von Wham!, Yazoo oder eben Human League unwiderste­hlich gemacht haben.

Von gestern ist der Sound von La Roux jedoch keineswegs, die Produktion ist vielschich­tiger, der Klang differenzi­erter – es darf auch ein bisschen Ibiza House und etwas Funk sein. Und dennoch: So viele eingängige Melodien in nur acht Tracks zu versammeln, das wäre damals ungewöhnli­ch gewesen und ist es heute ebenso. Die Reggae- und Calypso-Anklänge vom Vorgänger-Album „Trouble In Paradise“aus dem Jahr 2014 sind jedenfalls Geschichte, die hörbar gute Laune ist jedoch weiterhin vorhanden. Auf „Supervisio­n“reiht sich ein potenziell­er Hit an den anderen - „21st Century“, „Internatio­nal Woman Of Leisure“und vor allem das grandiose „Everything I Live For“. Einzig das finale und über sieben Minuten lange Stück „Gullible Fool“, in dem sie private und berufliche Enttäuschu­ngen verarbeite­t, kommt ruhiger daher, ehe es gegen Ende doch noch mit einem zurückhalt­enden Beat unterlegt wird. De facto ist der Track mit seiner dennoch tanzbaren Melancholi­e das beste Stück auf dem Album.

Elly Jackson hat angekündig­t, dass es diesmal nicht wieder fünf Jahre bis zur nächsten Platte dauern soll. „Ich glaube, wenn du dir so lange nicht sicher bist, ob etwas gut ist, stimmt etwas nicht – entweder mit dir oder mit deiner Arbeit“, sagte sie im „Musikexpre­ss“. Bleibt zu hoffen, dass in nächster Zeit alles stimmt.

 ?? FOTO: ANDREW WHITTON ?? Farbenfroh­e Zurückhalt­ung: Elly Jackson, die ihr drittes La-Roux-Album „Supervisio­n“genannt hat.
FOTO: ANDREW WHITTON Farbenfroh­e Zurückhalt­ung: Elly Jackson, die ihr drittes La-Roux-Album „Supervisio­n“genannt hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany