Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Bottenschein sagt „Tag der Reise“ab
Wie Reiseveranstalter in der Region auf das Coronavirus reagieren
GLAUPHEIM/WAIN/EHINGEN - Das Coronavirus beunruhigt dieser Tage viele Menschen – deutlich zu spüren bekommen das die Reiseunternehmen in der Region. Dutzende Kunden erkundigen sich nach den Möglichkeiten, von einer Reise zurückzutreten. Die SZ hat mit den Firmen Reinalter in Laupheim, Fromm-Reisen in Wain und Bottenschein in Ehingen gesprochen.
„Einige Kunden haben sich darüber informiert, was es kostet, von einer Reise zurückzutreten“, erzählt Sigrid Fromm, Geschäftsführerin von Fromm-Reisen in Wain. Das Unternehmen transportiert jährlich rund 100 000 Fahrgäste im Reiseverkehr. Vier gebuchte Reisen wurden wegen des Virus bereits abgesagt. „Die Menschen sind durch die starke Präsenz des Themas in den Medien besorgt“, sagt Fromm. Sie vermutet, dass viele vom Umfang der Berichterstattung auf die Gefährlichkeit des Erregers schließen.
„Über die gefährliche Grippe wird bei Weitem nicht in diesem Maße berichtet“, sagt Fromm. Die Bürger
sollten Ruhe bewahren und die Entwicklungen aufmerksam verfolgen. Das Reiseunternehmen steht in engem Kontakt mit Partneragenturen, welche die Entwicklungen am jeweiligen Reiseziel aufmerksam verfolgen und über Neuigkeiten informieren, erklärt Fromm. „Urlauber sollten nicht grundlos in Panik geraten.“
Reisewarnungen des Auswärtigen Amts nehme man ernst, versichert Fromm: „Bisher sind zwei kleinere Regionen in Italien betroffen.“Diese wären ohnehin nicht angefahren worden. Generell auf Reisen nach Italien zu verzichten, hält Fromm für übertrieben: „Wir sollten auf die absoluten Zahlen schauen. Italien hat 60 Millionen Einwohner, die Zahl der Corona-Infizierten beläuft sich auf ein paar hundert.“
„Natürlich haben wir großes Verständnis für die Verunsicherung der Kunden. Wir versuchen, die Leute sachlich zu informieren“, sagt Fromm. Das funktioniere nur teilweise – einige der Kunden ließen sich ihre verständliche Angst nicht nehmen. Wer nicht reisen wolle, der habe selbstverständlich die Möglichkeit, von der Buchung zurückzutreten.
„Der Kunde muss allerdings die Stornierungskosten bezahlen, da auch wir an unsere Verträge mit Hotels und Agenturen gebunden sind.“Eine Reiserücktrittsversicherung trage nur im Falle einer Krankheit die Kosten: „Die Versicherung greift bei Angst nicht.“
Auch beim Busunternehmen Reinalter Reisen in Laupheim, das europaweite Touren anbietet und rund 20 000 Reisefahrgäste jährlich hat, gab es bereits vereinzelt Anfragen wegen des Virus. „Wir haben Anfragen im Programmbereich zu unseren eigenen Veranstaltungen und zu unseren Mietwagenfahrten“, sagt Geschäftsführer Achim Reinalter. Die Kunden würden sich vor allem über Reisen nach Italien informieren: „Die werden derzeit kritisch hinterfragt.“
Absagen gebuchter Reisen gebe es bislang nicht, erklärt Reinalter. „Wir achten auf Reisewarnungen des Auswärtigen Amts.“Solange Gebiete als nicht gefährdet eingestuft werden, will das Busunternehmen Reiseziele wie geplant anfahren.
Wenn Kunden eine Reise aus Angst vor dem Virus nicht antreten möchten, müssten sie die Stornierungskosten selbst tragen. Der
Grund: „Wir haben die Hotels gebucht und sind an die Vertragspartner gebunden“, erklärt der Busunternehmer. Sollten Reisewarnungen für entsprechende Gebiete ausgesprochen werden, gelte das natürlich nicht. „Das ist das Risiko als Reiseveranstalter.“
Das Ehinger Reiseunternehmen Bottenschein, das auch in Laupheim eine Filiale betreibt, hat seinen für 8. März in der Lindenhalle und auf dem Ehinger Marktplatz geplanten „Tag der Reise“abgesagt. Als Grund wird die Ausbreitung des Coronavirus genannt. Die Firma hat ihre Stammkunden, Partner und Aussteller in einem Rundbrief über die Entscheidung informiert.
In den vergangenen Tagen und Wochen habe sich beim gesamten Bottenschein-Team alles um die Vorbereitung auf die „mittlerweile traditionsreiche Reisemesse“gedreht. „Doch auch wir haben die sich überschlagenden Meldungen zum Coronavirus verfolgt und sehen der Tatsache ins Auge, dass sich dessen Ausbreitung nicht verhindern lässt“, heißt es in dem Schreiben. Den weiteren Verlauf sowie die Folgen könne derzeit niemand vorhersagen, auch im Nachbarkreis sei das Virus mittlerweile angekommen.
„Da die Sicherheit und Gesundheit unserer Gäste, Kunden, Partner und Mitarbeiter für uns an oberster Stelle steht, haben wir uns dazu entschieden, unseren Tag der Reise und den Vereinsinfotag dieses Jahr abzusagen. Wir sehen das mit einer Großveranstaltung und mehreren Tausend Besuchern verbundene Risiko und möchten niemanden einer Gefahr aussetzen“, schreibt Bottenschein weiter.
Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“teilte das Unternehmen mit, dass alle von Bottenschein vorgesehenen Reisen planmäßig stattfinden werden, sofern es keine Reisewarnungen für die jeweiligen Zielländer gibt. Geschäftsführer Horst Bottenschein war für eine persönliche Stellungnahme am Freitag nicht zu erreichen.