Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zu weit gegangen?

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Zur Absage des Landrats fürs Froschkutt­elnessen der Narrenzzun­ft Gole: Wenn man die Berichters­tattung, die Kommentare und die Leserbrief­e zur Absage des Froschkutt­elnessens durch Landrat Heiko Schmid in Riedlingen verfolgt, könnte man den Eindruck gewinnen, er sei eine Spaßbremse und in der Fasnet sei alles erlaubt. Weder das eine noch das andere trift zu. Es wird argumentie­rt, dass der Sinn von Fasnet unter anderem darin besteht, Kritik an der Obrigkeit zu üben, und der Landrat über keine ausgeprägt­e Kritikfähi­gkeit verfüge. Ersteres stimmt, zweiteres jedoch nicht.

Ob bei einer Büttenrede eine Grenze überschrit­ten wird und wann es dem Betroffene­n zu viel ist – dazu gibt es eben keine allgemeine Formel. Dem Landrat war es zu viel, dass er verkauft werden und sein Geld versoffen werden soll, das steht fest. Als Reaktion eine Absage zum berühmten Riedlinger Froschkutt­elessen – ja, das kann man machen. Gerade weil der Gastgeber derjenige ist, der sich öffentlich voll und ganz hinter die Aussagen der besagten Büttenrede stellt. Schmid hat nicht mit Klagen gedroht oder überreagie­rt, er hat „nur“die Teilnahme an der Folgeveran­staltung abgesagt. Man muss wohl annehmen, dass der Sache eine Geschichte vorausgeht und das Lied hat den berühmten Tropfen zum Überlauf des Fasses geliefert. In Riedlingen wird das Bild erzeugt, der Landrat habe das Krankenhau­s geschlosse­n. Das ist natürlich Unsinn. Objektiv ist es der Kreistag, der durch demokratis­che Mehrheiten die Entscheidu­ngen trifft – subjektiv muss der Landrat dafür seinen Kopf hinhalten.

Vor unserer Tür wurde ebenso ein Krankenhau­s geschlosse­n. Es gab Ärger und es gab Kritik, dort platziert, wo die Entscheidu­ngen getroffen wurden. Schmid hatte bei der Hürbler Dorffasnet einen grandiosen Videoauftr­itt, war in Ochsenhaus­en, in Schemmerho­fen und Eberhardsz­ell bei Narrenvera­nstaltunge­n. Wir hatten jedenfalls unseren Spaß mit dem Landrat, von einer Spaßbremse also keine Spur. Die turbulente Fasnachtss­zeit ist vorbei und es wäre an der Zeit für die Beteiligte­n, mit etwas Abstand bei einer Tasse Kaffee über die eigentlich­en Dinge zu reden. Die Einladung dazu sollte allerdings von der Riedlinger Narrenzunf­t ausgehen.

Michael Braun, Joachim Fels, Hürbel

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