Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Viele EU-Staaten verlängern Maßnahmen
der Infektionsgeschwindigkeit. Noch verdoppelten sich die Fallzahlen zu schnell, sagte Merkel. Unterstützung bekam sie unter anderem vom Koalitionspartner SPD: Die schnellstmögliche Rückkehr zur Normalität sei „unser aller Ziel“, sagte SPD-Chef Norbert Walter-Borjans der FunkeMediengruppe. „Aber so weit sind wir noch nicht. Die Bundeskanzlerin hat mit ihrer Mahnung recht. Die Spitze der Infektionswelle steht uns noch bevor.“
Walter-Borjans sagte, selbstverständlich müsse die schrittweise Rücknahme der Einschränkungen verantwortungsbewusst geplant werden. „Aber bitte in dem Wissen, dass das Schüren falscher Erwartungen die mühsam erreichten Verhaltensänderungen aufs Spiel setzt.“Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte der „Bild am Sonntag“: „Ich rate allen dringend davon ab, eine Lockerung an wirtschaftliche Fragen zu knüpfen.“Es gehe um Leben und Tod.
„Eine offene Debatte, wie wir aus der Krise herauskommen, ist notwendig“, sagte auch die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann. Man müsse sie sachlich führen. „Alarmismus ist das Gegenteil von Vernunft und Sachlichkeit, die jetzt so dringend nötig sind.“
FDP-Chef Christian Lindner hatte bereits eine Exit-Strategie gefordert und legte nun nach: „Der jetzige Zustand darf keinen Tag länger dauern, als es medizinisch geboten ist“, sagte er der Funke-Mediengruppe. Der jetzige Zustand sei für jeden Einzelnen und für das wirtschaftliche Leben eine große Belastung. Der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP, Marco Buschmann, hatte in einem Gastbeitrag für den „Spiegel“geschrieben: „Lange werden sich das die Leute nicht mehr gefallen lassen. Zugespitzt formuliert: Bald könnte Revolution in der Luft liegen, wenn das so weitergeht.“
Als Chance im Kampf gegen eine Ausbreitung sehen Politiker auch, Kontaktpersonen von Infizierten über Handydaten zu ermitteln und zu informieren. Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber zeigte sich offen für die Nutzung einer Anti-Corona-App auf freiwilliger Basis. Zu einer Handy-Ortung über die Funkzellen hingegen äußerte er sich in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe erneut kritisch.
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hatte solche Pläne nach Kritik zunächst zurückgestellt. SPDChefin Saskia Esken twitterte nun: „Eine App, die Menschen freiwillig nutzen, um ihre Gesundheit und die der anderen zu schützen, und die dabei nicht mal den Datenschutz verletzt – die ist geeignet, die ist verhältnismäßig, die würde ich befürworten.“Auch Grünen-Chef Robert Habeck zeigte sich offen. Entscheidend sei die Freiwilligkeit“, sagte er der „Welt am Sonntag“.
In gelten die Sperren, die am 10. März in Kraft traten, zunächst einmal bis zum kommenden Freitag, 3. April. Es wird aber erwartet, dass der Lockdown verlängert wird. Der Lockdown in Spanien sollte ab
15. März zunächst zwei Wochen lang gelten. Vergangene Woche wurde er aber um weitere zwei Wochen bis zum 11. April verlängert. Das wäre der Karsamstag. In Frankreich gilt er seit 12 Tagen – am Freitag kündigte Premier Édouard Philippe eine Verlängerung mindestens bis zum 15. April an. In
traten vergleichsweise spät – am 23. März – Ausgangsbeschränkungen in Kraft. Sie sollen mindestens für drei Wochen gelten, also bis zum 13. April, dem Ostermontag. Die Maßnahmen in sind zunächst bis Ostermontag, 13. April, befristet. Die meisten gehen von einer Verlängerung um mindestens eine Woche aus.
In der Schweiz gilt bisher der
19. April als letzter Tag der Beschränkungen. Ausgangsbeschränkungen gibt es in den Niederlanden seit knapp zwei Wochen – sie wurden am 23. März deutlich verschärft. Die Maßnahmen gelten vorläufig bis zum 6. April, das Veranstaltungsverbot sogar bis zum 1. Juni. In Belgien wurden die am
18. März verhängten Ausgangsbeschränkungen bereits am Freitagabend verlängert: Sie sollen nun mindestens bis 19. April gelten. Ursprünglich waren sie bis 5. April angekündigt worden. In Tschechien gelten die Ausgangsbeschränkungen für die Bevölkerung zunächst bis zum 1. April – Regierungschef Andrej Babis rechnet aber mit einer Verlängerung bis über Ostern hinaus. In Polen müssen die Menschen bis zum 11. April nach Möglichkeit zu Hause bleiben. In Dänemark gelten Grenzschließungen und weitere Maßnahmen bis einschließlich Ostern, also 13. April (dpa).