Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die neue Reithalle soll im Herbst fertig sein
Schwendier Reit- und Fahrverein investiert 400 000 Euro in seine Zukunft – Bauarbeiten sind gestartet
GSCHWENDI - Mit dem Bau einer zweiten Reithalle werden sich die Bedingungen für den Pferdesport in Schwendi noch weiter verbessern: Seit zwei Wochen laufen die Bauarbeiten im Schochengraben, dort entsteht eine 60 Meter lange und 20 Meter breite Reithalle in Holzbauweise. Dieses Bauprojekt erfordert Investitionen von cirka 400 000 Euro für den Reit- und Fahrverein Schwendi, der durch die Erweiterung seiner Reitanlage mehr Möglichkeiten für reitsportliches Engagement schaffen will.
Für den Schwendier Reit- und Fahrverein, der 1929 gegründet wurde, markierte das Jahr 2011 einen besonderen Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Die Reitergemeinschaft verlässt ihr bisheriges Domizil in den Schlosswiesen mit der 1971 gebauten Reithalle und zieht um auf das Gelände im Schochengraben, südlich der Schwendier Wohnbebauung.
Eine neue Reithalle mit Sozialräumen, neue Stallungen (im Moment werden dort 23 Pferde versorgt) und mehrere Koppeln lassen das Herz der Pferdesport-Anhänger höher schlagen. Sie haben im Schochengraben eine neue Heimat gefunden. Direkt neben dem Springplatz, der 1958 eingeweiht wurde und der seit Jahrzehnten für viele Pferdesportler Schauplatz des beliebten Pfingstturnieres in Schwendi ist. Jetzt, neun Jahre nach dem Umzug, baut der Reit- und Fahrverein sein Zuhause weiter aus.
„Im Jahre 2011 hatten wir 175 Mitglieder, aktuell sind es 304 Mitglieder“, skizziert Christel Lerch, seit Februar 2019 Vereinsvorsitzende, eine erstaunliche Mitgliederentwicklung. Besonders dabei: Über die Hälfte davon, genau 162, sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren.
Um dem Nachwuchs und auch anderen Mitgliedern eine reiterliche Ausbildung zu ermöglichen, hält der Verein zehn vereinseigene Schulpferde. „Viele Reitvereine in der Umgebung haben die Schulpferdehaltung aufgegeben“, weiß Christel Lerch. Ein Weg, den ihr Verein nicht bestreiten will. Denn durch die Schulpferde können beispielsweise Kinder, die gerne reiten lernen wollen und kein eigenes Pferd haben, ihrem Hobby nachgehen.
Für den Schwendier Verein hat dies zur Folge, dass – bei Normalbetrieb, aktuell finden wegen der Corona-Krise
keine Reitstunden statt – in der Reithalle jeden Nachmittag Reitstunden auf Schulpferden angeboten werden. Meistens sogar mit einer Doppelbelegung: Die Reithalle ist in dieser Zeit mit einem Baustellenband in zwei Übungsbereiche aufgeteilt. Das Einzugsgebiet der Reitschüler, die das breite Angebot in Schwendi nutzen wollen, ist groß, berichtet
Christel Lerch. Nicht selten nehmen Reitschüler eine bis zu 30 Kilometer lange Anfahrt in Kauf. Geleistet wird der Reitunterricht im Moment von zwölf Übungsleitern mit entsprechenden Lizenzen. Einen hauptamtlichen Trainer hat der Verein nicht.
Der regelmäßige Reitstunden-Betrieb ist bei dem Schwendier Verein eine wichtige Säule. „Während die Reitstunden laufen, können andere Reiter aber nicht in die Halle rein“, schildert Christel Lerch den Spagat, den es zu meistern gilt. Denn auch den privaten Reitern müsse die Gelegenheit der Hallennutzung gegeben sein. „Wir Verantwortliche vom Verein haben auch gute Ideen für Lehrgänge am Wochenende“, sagt Christel Lerch. Derzeit sind solche nicht umsetzbar – eben aus diesen Gründen, weil dann private Reiter noch mehr zurückstecken müssten. Auch eine Ausdehnung des Reitunterrichtes war unter den bisherigen Rahmenbedingungen nicht möglich. „Obwohl wir beim Reiten und Voltigieren jeweils eine sehr lange Warteliste haben“, freut sich die Vereinsvorsitzende dennoch über die gute Resonanz.
Als sich der Reit- und Fahrverein Schwendi deshalb vor etwa vier Jahren über seine künftige Aufstellung Gedanken machte, standen zwei Alternativen im Raum. Entweder ein
Mitglieder-Aufnahmestopp (Christel Lerch: „Der Anfang vom Rückschritt“) oder eine Expansion.
Als eine Art Weichenstellung für die nächsten Jahrzehnte haben sich die Vereinsmitglieder 2018 einstimmig für das Expandieren durch den Bau einer zweiten Reithalle entschieden. 2019 wurden die Pläne erstellt und genehmigt. Und jetzt, im März 2020, ist dieses Bauprojekt angelaufen. Östlich der bestehenden Reithalle, auf einem Grundstück, das die Gemeinde zur Verfügung stellt, entsteht eine reine Reithalle (60 auf 20 Meter) in Holzbauweise. Aktuell werden die Einzelfundamente für die tragenden Elemente der Holzkonstruktion mit Beton gegossen.
Die Einladungskarten zum offiziellen Spatenstich waren schon gedruckt, aber die Corona-Krise hat diesem Ereignis einen Strich durch die Rechnung gemacht. „Wäre die Coronakrise ein halbes Jahr früher gekommen, wäre der Vertrag zum Hallenbau vielleicht nicht unterschrieben worden“, deutet Christel Lerch an. Unter Umständen kann diese Pandemie nun auch den Bauzeitenplan durcheinanderbringen. Spätestens im Herbst, so hofft Christel Lerch, soll die neue Reithalle fertig sein. Hintergrund dieses Wunsches: Wenn die beiden traditionellen Turniere im Mai, für Dressur und Springen, wegen Corona abgesagt werden müssen, könnten diese im Herbst mit der Kapazität von dann zwei Reithallen angeboten werden.
„Wir müssen schauen, dass Geld reinkommt“, richtet Christel Lerch den Blick auf die Finanzen. Das Finanzierungskonzept für die neue Reithalle steht natürlich. Abzüglich eines Zuschusses vom WLSB muss der Verein selber den größten Brocken übernehmen. Die Verantwortlichen hoffen, dass die finanzielle Belastung des Vereines bei diesem Projekt noch durch Spenden verringert werden kann. „Was wir mit dem Reithallenneubau machen, ist für uns als Verein etwas Großes“, lässt Christel Lerch keinen Zweifel an der Bedeutung dieses Projektes, neun Jahre nach dem großen Umzug in den Schochengraben. Mit der zweiten Reithalle sind wir dann optimal aufgestellt, blickt Christel Lerch optimistisch in die Vereinszukunft. Auf jeden Fall hat der Schwendier Reitund Fahrverein dann eine Reitanlage, wie sie wahrscheinlich nicht viele Vereine dieser Größe vorweisen können.