Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die Sportvereine sind enorm gefordert
Wie die TG Biberach und der TSV Laupheim der Corona-Pandemie begegnen – Land will Sport unterstützen
GBIBERACH/LAUPHEIM - Die CoronaPandemie sei auch für unsere Sportvereine und für deren Mitglieder im Land eine große Herausforderung, hat Kultusministerin Susanne Eisenmann am vergangenen Donnerstag in Stuttgart gesagt. Susanne Eisenmann ist auch CDU-Spitzenkandidatin für die Landtagswahl im kommenden Jahr und in der Landesregierung zuständig für den Sport. Auch für den Sport soll ein Schutzschirm ausgebreitet werden, will heißen, gegebenenfalls einen Notfallfonds einzurichten. Diese zusätzliche finanzielle Hilfe fordert unter anderem der Württembergische Landessportbund (WLSB). Der Fonds solle allerdings nur ergänzend eingerichtet werden, wenn die Mittel, die im Solidarpakt Sport (87,5 Millionen Euro jährlich) vorgesehen sind, nicht ausreichten, sagte Eisenmann.
Die finanziellen Auswirkungen sind teilweise erheblich. Auch für die beiden größten Sportvereine im Landkreis Biberach, die TG Biberach und den TSV Laupheim. Genaue Summen wollen beide aber nicht nennen. Die TG hat aktuell 6400 Mitglieder, beim TSV sind 2600 Sportler eingeschrieben. „Wir haben schon massiv mit diesem Problem zu kämpfen“, sagt Hilmar Kopmann, Vorsitzender des TSV Laupheim. Der gesamte Sport- und Kursbetrieb in allen 19 Abteilungen des Vereins ruhe seit 13. März. „Uns fehlen vor allem die Einnahmen aus den Kursen“, stellt Kopmann fest. Zudem habe man die wenigen hauptamtlichen Mitarbeiter in die Kurzarbeit geschickt. „So sind wir wenigstens weitgehend von Personalkosten verschont, aber für die Mitarbeiter ist dies nicht leicht.“
Insbesondere für Sportlehrer Christian Rother, den der Verein erst im Oktober vergangenen Jahres als hauptamtlichen Kursleiter eingestellt hatte. „Gerade in diesen Tagen wollte er mit einem speziellen Outdoor-Sport beginnen. Daraus wird jetzt leider nichts“, bedauert Hilmar Kopmann. Auch die geplanten Schwimmkurse brechen dem TSV Laupheim weg. Ähnliches sagt Thiemo Potthast, hauptamtlicher Geschäftsführer der TG Biberach: „Unser Kursangebot für alle Altersklassen ist auf Null gefahren, auch die
Kindersportschule ist dicht.“Das seien schon Einnahmeverluste von mehreren Zehntausend Euro, erklärt TG-Chef Hans-Peter Beer, die der Verein nur unzureichend aus Rücklagen finanzieren könne. Die TG versuche derzeit dank ihrer Mitarbeiterin Magdalena Bloy, über den Internet-Kanal YouTube verschiedene Videos zum Mitmachen anzubieten. „Inzwischen haben wir vier Videos online, die alle Generationen motivieren sollen, sich in den eigenen vier Wänden sportlich zu betätigen“, freut sich Potthast. In Laupheim sei dies in der Sparte Ballett auch geplant, sagt Hilmar Kopmann.
Auch in Biberach sind einige Mitarbeiter aus Verwaltung und Kursleitung bereits in Kurzarbeit. „Wir haben im Vorstand einstimmig beschlossen, das Kurzarbeitergeld vonseiten des Vereins auf 80 Prozent zu erhöhen“, kann Beer aber auch eine gute Nachricht vermelden. Insgesamt
sei die Stimmung im Verein aber gedrückt, vor allem weil man nicht wisse, wie lange die Lage so bleibt. Das könne eben derzeit niemand sagen. „Ich gehe aber davon aus, dass es länger dauern wird als das Osterferienende am 19. April“, so Hans-Peter Beer. Diese Befürchtung hegt auch Hilmar Kopmann. Für ihn ist sogar das Laupheimer Heiligtum, das Kinder- und Heimatfest Ende Juni, stark gefährdet. „Ich würde mich aber natürlich sehr freuen, wenn dieses Szenario nicht eintreffen würde.“Der Verein werde aber auch diese Krise in seiner bislang 158-jährigen Geschichte überstehen und meistern.
Beide Vereinschefs begrüßen die Ankündigung der Ministerin, sich um das Ehrenamt kümmern zu wollen, und den Sport nicht zu vergessen. Andererseits sei aber auch klar, dass der Sport derzeit nicht die allererste Priorität im Handeln der Politik sei. Wichtig sei aber in diesen Zeiten vor allem, dass die Mitglieder und Kursteilnehmer bei der Stange bleiben und bereits gezahlte Beiträge nicht sofort zurückfordern. „Das hilft uns schon sehr“, sagt Beer, der auch die Bereitschaft der Sponsoren, den Verein zu unterstützen, lobt. „Wir haben zum ersten Mal auf den Druck des aktuellen TG-Reports verzichtet und ihn nur online veröffentlicht“, so Beer. Alle Anzeigenkunden hätten diese Entscheidung mitgetragen. „Das ist gelebte Solidarität, für die ich mich nur bedanken kann.“