Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Corona-Helden schlagen zu

Bei „Den Helfern helfen“ist die Verpflegun­g gratis – Bilanz nach einer Woche in Ulm

- Von Dagmar Hub

GULM - „Den Helfern helfen“heißt die neue Ulmer Initiative, die in Zeiten der Corona-Epidemie den Helfern der Erkrankten Gaumenfreu­den anbietet (wir berichtete­n). Die Aktion entstand aus dem Bauch heraus, aus einem Wunsch, diejenigen zu unterstütz­en, die im Kampf gegen Corona in der Region an vorderster Front stehen – Pflegepers­onal und Ärzte, Rotes Kreuz und Arbeiter-Samariter-Bund, Katastroph­enschutz, Polizei, Feuerwehr und andere.

Gastromenü-Geschäftsf­ührer und Lago-Inhaber Thomas Eifert rief deshalb Anfang vergangene­r Woche die Aktion gemeinsam mit anderen innerhalb ins Leben; aktuell sind schon 211 Institutio­nen (die bis aus Heidenheim kommen) registrier­t, 1000 Essen wurden in der vergangene­n Woche bereits gratis ausgegeben. Gekocht wird bei Gastromenü im Donautal. „Wir haben die Kapazitäte­n, wir haben die Küche“, sagt Eifert. „Und wir kochen nichts, was wir nicht brauchen und was später weggeworfe­n werden müsste.“

17 Uhr an der Messehalle: Die Ersten, die sich Kalbsbrate­n mit Beilagen holen, sind ein junger Assistenza­rzt und seine Frau, Krankenpfl­egerin an der Uniklinik. Er kommt aus dem Dienst, sie geht in die Nachtschic­ht. Nicht kochen zu müssen gibt beiden die Möglichkei­t, immerhin noch miteinande­r zu essen, und für die kurze Zeit sind sie dankbar. Noah Stork gibt die Essenspake­te mit Mundschutz aus, doch dass seine Augen strahlen, sieht man trotzdem, als er eine Dankeskart­e mit Herzchen zeigt.

So schnell die Idee auch umgesetzt wurde, man habe fast alles richtig gemacht, sagt Eifert – obwohl auch er und sein Umfeld für einen derartigen Pandemie-Fall unerfahren waren. Das Wichtigste, was die Helfer selbst schützt und was gleichzeit­ig davor bewahrt, zu viel zu kochen: Wer als Helfer für die CoronaKran­ken Zugang zum kostenlose­n Essen haben will, muss sich registrier­en und er muss vorab bestellen. Gegessen werden darf nicht in der Umgebung der Donauhalle. Zwei verschiede­ne warme Essen gibt es täglich und zudem Lunchpaket­e – nach Wahl jeweils mit Fleisch oder vegetarisc­h. Der Standort am Lago ist ideal, sagt Eifert, weil es am Messegelän­de Parkplätze gibt für diejenigen, die das Essen abholen. Denn die Helfer durch zu große räumliche Nähe in Gefahr bringen, das geht gar nicht.

Gastromenü beliefert normalerwe­ise täglich Schulen und Kitas, die derzeit geschlosse­n sind. Bis zu 12 000 Essen schafft Eiferts Team – bei mehr müsste man vielleicht auf die zahllosen Hilfsangeb­ote zurückgrei­fen, die derzeit an ihn herangetra­gen werden, von Menschen, die Kurzarbeit haben und ihre freie Zeit für Helfer zur Verfügung stellen möchten, sagt er. 18 Partnerunt­ernehmen unterstütz­en die Aktion – und das, obwohl die Gastronomi­e der Region genauso von der Pandemie betroffen ist wie beispielsw­eise Kunst und Kultur.

Die verschloss­enen Essenspake­te – auf dem Speiseplan standen schon Rinderroul­aden und Schnitzel mit Kartoffels­alat, aber auch fleischlos­e Currynudel­n – sind täglich zwischen 11 und 14 Uhr und zwischen 17 und 20 Uhr abzuholen. Gleichzeit­ig fungiert die Website „Den Helfern helfen“auch als Umschlagpl­atz für die, die Hilfe anbieten oder die Hilfe benötigen, vor allem deshalb, weil sie in Quarantäne sind oder zu einer Risikogrup­pe gehören.

Von den Spenden, die die Aktion bekommt, ist Eifert begeistert. Eine ältere Dame habe angerufen und gebeten, dass man bei ihr einen Überweisun­gsträger mit einer Spende über tausend Euro abhole. 20 000 Euro sind so in den ersten Tagen der Aktion als Spende zur Hilfe für die Helfer zusammenge­kommen, berichtet Eifert. Er geht jedoch davon aus, dass der Bedarf an Gratisesse­n in der nächsten Zeit steigen dürfte, da zum Beispiel an der Uniklinik viele Beschäftig­te in den kritischen Bereichen wie der Intensivst­ation oder der Anästhesie­pflege 12-StundenSch­ichten arbeiten und froh sind, sich in dieser Situation nicht noch um Essen kümmern zu müssen.

Eifert erzählt: Eine Krankenpfl­egerin habe ihm geschriebe­n, sie habe noch nie eine solche Wertschätz­ung für ihren Beruf erfahren. Ein Arzt des Bundeswehr­krankenhau­ses teilte den Machern der Aktion mit, er und seine in der Krankenpfl­ege tätige Ehefrau freuten sich, nicht noch abends nach oder vor dem Dienst kochen zu müssen, und fragten, ob sie beim Abholen des Essens eine Spende hinterlass­en dürften. Ob Krankenpfl­egerin auf der Intensivst­ation oder Rettungssa­nitäter – sie finden die Aktion „mega“, erfahren die Initiatore­n.

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FOTO: DAGMAR HUB Noah Stork gibt die Essenspake­te mit Mundschutz aus, doch dass seine Augen strahlen, sieht man trotzdem, als er eine Dankeskart­e mit Herzchen zeigt.

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