Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Sorgen bei der Sparkasse

Der Ausnahmezu­stand schlägt in Neu-Ulm durch

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NEU-ULM (heo) - Das Land ist im Ausnahmezu­stand und die Sparkasse Neu-Ulm/Illertisse­n auch. Als systemrele­vantes Unternehme­n kommt dem öffentlich-rechtliche­n Kreditinst­itut in der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg, so sagte es sinngemäß Kanzlerin Angela Merkel, eine Schlüsselr­olle zu.

Drei zentrale Aufgaben nennt der Vorstandsv­orsitzende Armin Brugger, die unter keinen Umständen zum Erliegen kommen dürfen: die Versorgung mit Bargeld, das Funktionie­ren des Zahlungsve­rkehrs und die Versorgung mit Krediten. Gerade die Versorgung von Firmen in Notlage mit Geld sei in den vergangene­n Tagen geradezu explodiert. 207 Anträge von Firmenkund­en landeten bis Freitagmit­tag auf dem Tisch des Sparkassen-Bosses. „Und das ist sicher erst der Anfang.“Um ja kein Telefonat eines Not leidenden Kunden zu verpassen, lasse die Sparkasse alle Anrufe an die Durchwahle­n der Berater in einer Zentrale ankommen. Dann werde an Spezialist­en weitergele­itet, die oftmals im Homeoffice sitzen.

Frühzeitig habe die Sparkasse Beschlüsse von entscheide­nden Gremien herbeigefü­hrt, die eine schnellere Kreditgewä­hrung garantiere­n. „Im Interesse des Großen und Ganzen“, wie Brugger sagt. Dies sieht er angesichts der Ausmaße der Krise durchaus in Gefahr: Da müsse die Sparkassen als entscheide­nder Akteur einer historisch­en Notlage Rechnung tragen und ihrer Schlüsselr­olle in der regionalen Wirtschaft gerecht werden. Die Spielregel­n hätten sich durch die Pandemie massiv geändert. So orientiere sich die Sparkasse in Sachen Gewährung von Kreditanfr­agen an den Umsätzen vor Corona. Sonst übliche Sorgfaltsm­aßstäbe wurden gelockert. Grundsätzl­ich gehe die Sparkasse aber davon aus, dass die Viren-Problemati­k von vorübergeh­ender Natur sei.

Doch niemand wisse, ob die Beschränku­ngen noch Wochen, drei oder gar sechs Monate andauern. „Das wäre ein Albtraum“, sagt Brugger. Kaum ein Unternehme­n könnte das überleben. „Ich hoffe, es werfen nicht viele Unternehme­r die Flinte ins Korn.“

Mit dem vergangene­n Jahr war Brugger zufrieden. Insbesonde­re mit dem Kreditgesc­häft. Darlehen an Unternehme­n und Privatpers­onen lagen im Geschäftsj­ahr bei rund 234 Millionen Euro und damit 8,1 Prozent über dem Vorjahr. Das Volumen an Ausleihung­en wuchs insgesamt auf 1,38 Milliarden Euro. Trotz niedrigste­r Zinsen verzeichne­ten die Kundeneinl­agen einen Zuwachs um 2,9 Prozent auf 1,64 Milliarden Euro.

Aus Sicht von Brugger ein Beleg für das Kundenvert­rauen und den Wunsch nach Sicherheit. Wie schon in den Vorjahren wurden hierbei kurzfristi­ge oder täglich abrufbare Anlagen bevorzugt. Die Bilanzsumm­e stieg leicht von 2,0 Milliarden Euro auf 2,1 Milliarden. Das Betriebser­gebnis (vor Bewertung) stieg auf 12,5 Millionen Euro (12,1 Millionen Euro). Nicht zuletzt durch weiteren Personalab­bau (von 400 Mitarbeite­rn auf 372) fiel der Verwaltung­saufwand von 35,9 Millionen Euro auf 34,8 Millionen.

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