Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wie oft muss ich im Homeoffice duschen?
Die Corona-Pandemie ist für viele eine neue Hygiene-Situation – Ulmer Uniklinik-Experte klärt auf
ULM - Die Corona-Pandemie stellt für viele eine neue Situation dar: leere Supermarktregale, leere Straßen, kein Treffen mit Freunden, Bekannten und Verwandten. Viele arbeiten von zuhause. Der Alltag ist nicht mehr wie sonst. Was heißt das in Sachen Hygiene? Wie häufig muss ich mir die Hände waschen, wenn ich von zuhause aus arbeite? Muss ich jeden Tag duschen? Professor Dr. Johannes Weiss, Leitender Oberarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie am Universitätsklinikum Ulm, gibt Antworten.
Welche Tipps geben Sie Menschen, die aktuell viel bis ausschließlich zuhause sind hinsichtlich Hygiene und Pflege?
Wenn man sich zu Hause aufhält und keine verschmutzenden Tätigkeiten durchführt, können die Hygienemaßnahmen auch entsprechend reduziert werden. Muss man Urlaub nehmen und renoviert zum Beispiel seine Wohnung, bewegt sich auf dem Laufband oder macht Gymnastik, dann sind natürlich entsprechend Hygienemaßnahmen erforderlich. Muss man einkaufen gehen, sollte man direkt zu Hause gründlich die Hände waschen.
Wer Homeoffice macht, duscht womöglich nicht jeden Tag. Inwiefern ist das gut oder schlecht?
Wenn man sich im Homeoffice aufhält, hier am Computer oder am Schreibtisch arbeitet, ist es sicherlich nicht erforderlich, jeden Tag zu duschen. Für die Hautbarriere ist häufiges Duschen mit Seife ohnehin ungünstig. Wenn man im Rahmen des Homeoffice-Aufenthaltes nicht besonders viel schwitzt, reicht es aus, jeden zweiten Tag zu duschen.
Die Menschen sind angehalten, sich öfters als vielleicht sonst die Hände zu waschen. Was ist hier der richtige Rahmen?
Wenn man sich nur zu Hause aufhält, keine verschmutzenden Tätigkeiten durchführt und keinen Kontakt zu Lebensmitteln wie frischem Fleisch oder Ähnlichem hat, reicht es aus, sich vor dem Anrichten der Mahlzeiten und vor dem Essen die Hände zu waschen. Selbstverständlich auch nach dem Toilettengang. Pflegt man zusätzlich zur Homeoffice-Tätigkeit noch Angehörige oder betreut Kinder, dann ist häufigeres Händewaschen entsprechend der häuslichen Situation notwendig.
Oftmaliges Händewaschen führt zu trockener Haut. Was hilft hier?
In Drogeriemärkten und Apotheken gibt es diverse Handcremes. Sie sollten zur Rückfettung und zum Schutz der Hautbarriere angewendet werden. Zum Beispiel kann man vor dem Zubettgehen kräftig cremen.
Welche Auswirkungen hat häufiges Waschen auf das Immunsystem?
Durch häufiges Händewaschen werden die natürlichen Fette aus der Haut gewaschen. Die Hautbarriere, ihr Schutzmantel, wird dünner. Reizende und allergieauslösende Substanzen können leichter eindringen. Es kann zu Handekzemen durch Überlastung kommen. Bei dauerhaft gestörter Hautbarriere steigt das Risiko für die Entwicklung von Kontaktallergien. Folge können allergische Handekzeme sein. Vorbeugen kann man durch rückfettende Pflege.
Welche Desinfektionsmittel sind wirklich sinnvoll aktuell?
Befindet man sich im sauberen Homeoffice, werden keine Desinfektionsmittel benötigt. Hier reicht das gründliche Waschen der Hände mit milder Seife oder ph-neutraler Seife, zum Beispiel Syndets.