Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Wo bleibt der Protest der Kreisräte?
Folgender Leserbrief zur Schließung der Inneren Medizin im Krankenhaus Riedlingen hat uns erreicht:
Es ist zynisch, wie Sana versucht, den schon seit Januar (lange bevor Corona bei uns zum Thema wurde) geplanten Rückzug aus Riedlingen jetzt im Windschatten der sich täglich ändernden Lage in Bund, Land und Landkreis zu exekutieren.
Die Begründung ist mehr als fadenscheinig: Schließlich ist das Personal nicht der einzige Engpass (ganz abgesehen davon, dass Sana ihn ja großenteils selbst verschuldet hat). Und das Personal vermehrt sich auch nicht durch die Tatsache, dass man die Leute von Riedlingen nach Laupheim und Biberach holt.
Ein weiterer Engpass wird nämlich sehr bald die Bettenzahl sein! Das hat inzwischen sogar Sozialminister Lucha gemerkt, dessen Ministerium noch im November die Sana ausdrücklich dazu beglückwünscht hat, dass sie das ungewünschte Riedlinger Haus vorzeitig (und wortbrüchig) zumachen wollte. Er hat schon Ende letzter Woche die Wiedereröffnung
bereits geschlossener Kliniken angekündigt.
Aber Riedlingen muss ja platt gemacht werden! Fehlt bloß noch, dass bei der Bewältigung des kommenden Höhepunkts der Corona-Krise das aus der Kriegsmedizin bekannte Prinzip der Triage (Behandlung nur bei Erfolgsaussicht) angewandt wird. Diesmal halt nach geografischen statt medizinischen Kriterien: Behandlung nur im Sana genehmen Gebiet.
Wo bleibt der Protest der Kreisräte von CDU, Freien Wählern, Grünen und Frauen aus unserem Raum? Sie alle wollten doch „nach vorne schauen“, dem westlichen Landkreis endlich „eine Stimme geben“.
Wo bleiben die Stimmen all der Bürgermeister, die meinten, man könne bei Sana etwas durch Wohlverhalten erreichen?
Wo bleibt das Veto von Landrat Dr. Schmid in Gesellschafterversammlung und Aufsichtsrat von Sana? Ist er schon wieder „überrascht und überrumpelt“?
Ulrich Widmann, Riedlingen