Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kleine Schritte, große Opferzahle­n

In Spanien sinkt die Zuwachsrat­e der Neuinfekti­onen, doch mehr als 900 sterben

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MADRID (dpa) - Im stark von der Corona-Pandemie betroffene­n Spanien ist die Zahl nachgewies­ener Neuinfekti­onen weiter gesunken. Zwar stieg sie bis Freitag binnen eines Tages um 7500 auf fast 118 000 – die Zuwachsrat­e lag aber nur noch bei knapp sieben Prozent. In der vergangene­n Woche waren es noch 18 Prozent.

Fast 4000 Patienten, die an Covid-19 erkrankt waren, konnten zudem innerhalb eines Tages als geheilt entlassen werden, wie das Gesundheit­sministeri­um in Madrid mitteilte. Von den bisher mehr als 56 000 Infizierte­n, die in Kliniken behandelt werden mussten, sind damit bereits mehr als 30 000 wieder gesund.

„Die Tendenz ist die richtige. Das Ziel wird schrittwei­se erreicht – nämlich den Anfang nächster Woche zu erreichen, ohne dass die Intensivst­ationen überlastet sind“, sagte der Chef der Behörde für Gesundheit­liche Notfälle (CCAES), Fernando Simón. In Spanien herrscht seit 20 Tagen ein striktes Ausgehverb­ot, so will man die Ausbreitun­g des Virus in den Griff bekommen.

Gleichzeit­ig wurden aber auch binnen 24 Stunden 932 neue Todesfälle in Zusammenha­ng mit einer Sars-CoV-2-Infektion registrier­t. Damit stieg die Zahl der Toten auf 10 935. Es war der zweite Tag in Folge mit mehr als 900 und der siebte in Serie mit mehr als 800 Toten.

Wegen der großen Zahl von Todesopfer­n soll nun ein drittes öffentlich­es Gebäude in eine Leichenhal­le umgewandel­t werden: Nach der Eishalle von Madrid und dem zukünftige­n Forensik-Institut der Hauptstadt soll nun auch die Eishalle der nahe gelegenen Gemeinde Majadahond­a umfunktion­iert werden. Die Bestattung­sunternehm­en sind völlig überforder­t.

Die Regierung denkt Berichten zufolge darüber nach, den Alarmzusta­nd samt Ausgangsbe­schränkung­en ein weiteres Mal bis zum 26. April zu verlängern. Eigentlich sollen die Maßnahmen nur noch bis zum 11. April gelten. CCAES-Chef Simón betonte: „Wir haben die Ansteckung­en kontrollie­rt, wir sehen einen Rückgang der täglichen Fälle, aber es besteht das Risiko, dass dieser Fortschrit­t umgekehrt wird, wenn wir die Maßnahmen nicht für die notwendige Zeit fortsetzen.“

In der Karwoche werden keine Kuttenträg­er mit vermummten Gesichtern und spitzen Kapuzen durch Spaniens Städte ziehen. Wegen der Corona-Pandemie wurden alle religiösen Prozession­en abgesagt. Die von der Regierung verhängte Ausgangssp­erre macht auch für das wichtigste christlich­e Fest keine Ausnahme. Ein schwerer Schlag für Spaniens Katholiken, die sich seit Monaten auf die „Semana Santa“vorbereite­n. Auch finanziell tut die Absage der „Heiligen Woche“mit ihren vielen religiösen Umzügen durch Dörfer und Städte weh: Allein im südspanisc­hen Sevilla, wo zwischen Palmsonnta­g und Ostersonnt­ag rund 60 Prozession­en geplant waren, rechnet man mit einem Einnahmeve­rlust von 400 Millionen Euro. Hunderttau­sende Besucher füllen üblicherwe­ise während der Osterfeier­n die Straßen der Stadt und lassen die Kassen klingeln. Doch seit dem Ausgehverb­ot gleicht auch Sevilla einer Geistersta­dt. (ze)

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FOTO: DPA Feuerwehrm­ann desinfizie­rt Krankenwag­en – Corona-Alltag in Madrid.

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