Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Jetzt entrümpeln plötzlich alle
Der Alltag macht bei vielen Zwangspause – Auf den Recyclinghöfen wird heftig diskutiert
GVÖHRINGEN/ILLERTISSEN - Plötzlich ist alles anders, Corona diktiert das Alltagsleben. Viele Menschen haben aufgrund der behördlichen Auflagen viel freie Zeit. Doch die können sie kaum nutzen, schon gar nicht in Gesellschaft. Was also tun? Ach ja, man könnte jetzt einmal so richtig Keller und Garage ausmisten. Gesagt, getan. So wird überall gegruschtelt und geräumt und man staunt immer wieder, was sich so alles angesammelt hat. Zum Glück gibt es ja einen Recyclinghof, um sich unnötiger Dinge zu entledigen. Ein verlockender Gedanke, aber nicht unbedingt praktikabel. Denn damit befassen sich offenbar ganze Heerscharen von Bürgern.
Dass man auf dem Wertstoffhof nicht alles entsorgen kann, entdeckt so mancher, wenn das angefahrene Gerümpel von den städtischen Mitarbeitern genau unter die Lupe genommen wird. Dann kommt es zu heftigen Diskussionen, bisweilen sogar – wie jüngst in Vöhringen – zu Rangeleien, etwa nach dem Motto „ich war zuerst da“. Beschimpfungen, sogar Drohungen, machen den Mitarbeitern das Leben schwer. „Anordnungen des Personals werden nicht zur Kenntnis genommen“, berichtet Bürgermeister Karl Janson. „Es werden in jüngster Zeit auch Abfälle angeliefert, die nicht angenommen werden können.“Dabei kann man sich darüber informieren, was auf den Wertstoffhof gehört und was nicht. Die Stadt hält jede Menge Informationen dazu bereit, auch über das Material, das angeliefert werden darf.
Bürgermeister Janson kündigt Konsequenzen an, wenn der gegenwärtige Zustand schlechten Benehmens anhält. „Dann bringen wir Beleidigungen und Bedrohungen zur Anzeige. Mehr noch, die Stadt wird in Erwägung ziehen, den Recyclinghof zu schließen.“
In Vöhringen gelten bereits strenge Regeln. Es wird nur fünf Anlieferern gleichzeitig die Zufahrt zu dem Gelände gestattet. Zwischen den Autos in der Warteschlange sollte ein ausreichend großer Sicherheitsabstand gewahrt bleiben. Mit mehr als zwei Personen sollte ein Fahrzeug nicht besetzt sein. Kindern ist der Zutritt derzeit gar nicht erlaubt und – ganz wichtig, laut Bürgermeister Janson – den Anweisungen des Personals sollte gefolgt werden. Der Appell der Stadt: Abfälle nur dann entsorgen, wenn es unbedingt notwendig ist.
Die Stadt Illertissen hat ebenfalls Regeln erlassen, nach denen sich Besucher des Wertstoffhofes richten sollten. Tanja Schmidt, zuständig für den Wertstoffhof in der Vöhlinstadt, spricht von „geordneten Verhältnissen“in ihrem Bereich. So dürfen jeweils nur zehn Personen gleichzeitig ihr Material auf dem Hof entladen.
Darüber wird bereits wie in Vöhringen am Eingang gewacht. „Wir müssen die Bürger ebenso schützen wie unsere Mitarbeiter“, sagt Schmidt. Da gebe es schon mal vor dem Tor längere Wartezeiten, aber das sei bislang kein Problem gewesen. „Die Bürger fassen sich in Geduld.“Es sei verständlich, dass viele die freie Zeit nutzen, um auszumisten. Das Problem ist, dass derzeit zu viele diesen Gedanken haben. „Vielleicht“, so Schmidt, „kann man sich überlegen, ob jetzt auf einmal alles raus muss oder man sich nicht ratenweise von seinem Gerümpel trennen könnte.“
Hinweise kommen auch aus dem Landratsamt. Wenn jemand mit dem Coronavirus infiziert ist oder ein begründeter Verdachtsfall besteht und derjenige somit in Quarantäne leben muss, darf er neben Restmüll ausnahmsweise auch Verpackungsabfälle (Gelber Sack), Altpapier und Biomüll
über die Restmülltonnen entsorgen. Diese Abfälle müssen laut Landratsamt aber in stabile, reißfeste Abfallsäcke gegeben werden. Wichtig dabei: Einzelteile wie Taschentücher dürfen nicht lose in die Abfalltonne geworfen werden. Die Abfallsäcke müssen gut verschlossen sein. Spitze und scharfe Gegenstände müssen immer in bruch- und durchstichsichere Einwegbehältnisse verpackt werden. Allerdings können Glasabfälle und Pfandverpackungen, Elektro- und Elektronikabfälle sowie Batterien nicht über den Hausmüll entsorgt werden.
Wenn ein Krankheitsende angezeigt und die Quarantäne aufgehoben ist, muss wie vorher gewohnt streng getrennt entsorgt werden. Und für alle anderen Personen in privaten Haushalten gilt sowieso ohne Ausnahmen weiterhin das Gebot der Abfalltrennung.