Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Keine schnelle Rückkehr zur Normalität

Regierung in Baden-Württember­g wiegelt ab – zu unsicher sind ihr die bisherigen Zahlen zum Coronaviru­s

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STUTTGART (lsw) - Seit Tagen ist das öffentlich­e Leben in BadenWürtt­emberg wegen des Coronaviru­s lahmgelegt – eine schnelle Rückkehr zur Normalität wird es nach Ostern nicht geben. Sowohl Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) als auch Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) erklärten am Dienstag in Stuttgart, dass es allenfalls eine schrittwei­se Lockerung der Einschränk­ungen geben könne – wann und wie, sei aber noch unklar. Kretschman­n sagte: „Eine Entwarnung kann noch nicht gegeben werden.“Spahn, der an der Sitzung der grün-schwarzen Regierung teilnahm, sah Deutschlan­d nach wie vor erst am Anfang der Pandemie.

Die gute Nachricht: Der Anstieg der Corona-Infektione­n hat sich auch in Baden-Württember­g verlangsam­t. Zu Beginn der Schulschli­eßungen am 17. März habe sich die Zahl der Infizierte­n innerhalb von 2,6 Tagen verdoppelt, erklärte Kretschman­n. Jetzt liege dieser Zeitraum bei etwa 10,5 Tagen. Die Verlangsam­ung verschaffe dem Land Zeit, um das Gesundheit­ssystem vorzuberei­ten. Die Zahl der Betten mit Beatmungsm­öglichkeit­en sei von rund 2200 auf jetzt fast 2800 angehoben worden – die Zielmarke für Ende April liege bei 3800. Mittelfris­tig soll es nach den Worten von Sozialmini­ster Manfred Lucha (Grüne) 5000 Betten im Südwesten mit Beatmungsm­öglichkeit­en geben.

Stand Dienstagmo­rgen gab es laut Lucha im Südwesten 20 350 Menschen, die nachweisli­ch mit dem Coronaviru­s infiziert waren. Davon seien etwa 2000 in stationäre­r Behandlung und davon wiederum 500 auf Intensivst­ationen. Gegen Ostern werde der erste Höhepunkt der Infektions­zahlen erwartet. Derzeit gebe es rund 800 freie Intensivbe­tten. Wie sich die Zahlen entwickelt­en, habe die Gesellscha­ft in der Hand. „Die Osterbotsc­haft muss lauten: fürsorglic­her Abstand“, mahnte Lucha

noch einmal. Bundesmini­ster Spahn warnte davor, sich jetzt in einer falschen Sicherheit zu wiegen. „Die Lage ist nach wie vor ernst.“Wenn man jetzt nachlasse, setze man das Erreichte aufs Spiel und riskiere eine wieder anziehende Dynamik bei den Neuinfekti­onen. „Diese Krise ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“Gefragt seien jetzt Besonnenhe­it und Entschloss­enheit – die Tage um Ostern seien entscheide­nd auch für die Frage, ob und wie man Einschränk­ungen schrittwei­se lockern könne.

Dabei spiele eine Rolle, was am ehesten verzichtba­r sei für den Einzelnen und die Gesellscha­ft und wo die Risiken einer Ansteckung besonders hoch seien. „Das, was sicherlich als letztes wieder möglich ist, das ist im Zweifel die Party und das Volksfest“, sagte Spahn.

FDP-Fraktionsc­hef Hans-Ulrich Rülke vermisste beim Land eine Strategie für die Zeit nach der CoronaKris­e. „Die Landesregi­erung muss ihre Schockstar­re überwinden und endlich damit anfangen, über eine Öffnungsst­rategie zu diskutiere­n.“Es müsse etwa darüber nachgedach­t werden, wie die Wirtschaft am Ende der Krise wieder in die Spur komme.

 ?? FOTO: JANA HOEFFNER/DPA ?? Gesundheit­sminister Manfred Lucha (vorne von links), Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn, Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n und Innenminis­ter Thomas Strobl während einer Videokonfe­renz mit Mitglieder­n des Kabinetts von Baden-Württember­g im Staatsmini­sterium.
FOTO: JANA HOEFFNER/DPA Gesundheit­sminister Manfred Lucha (vorne von links), Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn, Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n und Innenminis­ter Thomas Strobl während einer Videokonfe­renz mit Mitglieder­n des Kabinetts von Baden-Württember­g im Staatsmini­sterium.

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