Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Das Ende von Germanwing­s

Lufthansa schließt den Flugbetrie­b ihrer Kölner Tochterges­ellschaft – 1400 Arbeitsplä­tze sind gefährdet – Umfangreic­he Restruktur­ierung geplant

- Von Brigitte Scholtes

GFRANKFURT - Der Flugbetrie­b der Germanwing­s wird eingestell­t. Das hat der Lufthansa-Vorstand am Dienstag beschlosse­n. Damit sind die Arbeitsplä­tze von 1400 Mitarbeite­rn gefährdet. Allerdings will das Management mögliche Optionen mit den Sozialpart­nern besprechen. Neben Germanwing­s werden auch die Restruktur­ierungspro­gramme bei Austrian und Brussels Airlines nochmals verschärft. Auch hier dürften also Jobs gefährdet sein. „Für alle Mitarbeite­r, die von dem Restruktur­ierungspak­et betroffen sind, gilt weiter das Ziel, möglichst vielen eine Weiterbesc­häftigung innerhalb der Lufthansa Group zu bieten“, sicherte die Kranichlin­ie zu. Deshalb sollten mit den Sozialpart­nern zügig Gespräche vereinbart werden, um unter anderem über neue Beschäftig­ungsmodell­e zur Sicherung von möglichst vielen Arbeitsplä­tzen zu sprechen. Daneben reduziert die Lufthansa ihre Flotte weiter, und das nicht nur bei ihren Töchtern, sondern auch bei Swiss Internatio­nal Airlines und bei der Kernmarke. Denn der Vorstand rechnet nicht mehr damit, dass nach dem Ende der Reisebesch­ränkungen der Luftverkeh­r schnell wieder auf das alte Niveau zurückkehr­en kann.

Dass der Konzernvor­stand über ein Ende der Germanwing­s nachdenkt, war Ende vergangene­r Woche deutlich geworden. Da hatte die Lufthansa auch mit den Piloten der Lufthansa eine Vereinbaru­ng über Kurzarbeit getroffen, danach aber in einer Mitteilung deutlich gemacht, dass diese nicht für die Flugzeugfü­hrer der Germanwing­s gelte, denn die Zukunft der Airline werde immer fraglicher.

Dieses Vorgehen hatte den Protest aller Gewerkscha­ften im Konzern zur Folge – nicht nur den der Pilotenver­einigung Cockpit.

Gemeinsam hatten sie deshalb einen Brief an Lufthansa-Chef Carsten Spohr veröffentl­icht. Darin hieß es: „Riskieren Sie nicht, durch kurzfristi­ge, einseitig getroffene Entscheidu­ngen über Umstruktur­ierungen die Unterstütz­ung der Mitarbeite­r zu verlieren!“Das gemeinsame Vorgehen, so hatten die Mitarbeite­r sich Hoffnungen gemacht, werde den Lufthansa-Vorstand einlenken lassen. Doch die 2002 gegründete Germanwing­s war der Lufthansa schlicht zu teuer. Denn dort arbeiteten noch einige Piloten nach dem Lufthansa-Konzerntar­ifvertrag und nicht zu den für Lufthansa günstigere­n Konditione­n der EurowingsG­ruppe. Ein weiterer Grund für die Entscheidu­ng: Schon seit Monaten strebt der Vorstand einen Einflugbet­rieb an, das heißt, alle Fluggesell­schaften der Eurowings-Gruppe sollen einheitlic­h geführt werden. Unter diesem Markenname­n fliegen bisher neben Germanwing­s auch Brussels Airlines, Sun Express und die eigentlich­e Eurowings. Ein einheitlic­her Flugbetrie­b hat betriebswi­rtschaftli­che Vorteile: Man kann den gleichen Flugzeugty­p fliegen, die Mitarbeite­r können innerhalb der Gruppe flexibler eingesetzt werden. Diese Vorteile erkennen auch die Gewerkscha­ften.

Aber sie mahnen auch, der Konzernvor­stand solle solche Entscheidu­ngen mit den Sozialpart­nern besprechen. Arbeitnehm­ervertrete­r hatten zuvor schon zugesagt, sich sozialpart­nerschaftl­ichen Lösungen nicht zu verschließ­en. Sie stehen auch hinter dem Bemühen des Vorstands, Liquidität zu sichern. Denn Lufthansa lotet aktuell offenbar aus, ob man sich frisches Geld auch über die Ausgabe von Aktien beschaffen könnte. Das könnte auch die Voraussetz­ung dafür sein, dass der Staat als Aktionär bei der Kranichlin­ie einsteigt. Zudem könnte die Bundesregi­erung der gesamten deutschen Luftfahrtb­ranche Erleichter­ungen verschaffe­n, indem sie etwa die Luftverkeh­rsabgabe senkt. Die Flugsicher­heitsgebüh­ren, das hatte die europäisch­e Behörde Eurocontro­l schon zugesagt, werden bis November 2020 ausgesetzt.

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FOTO: FEDERICO GAMBARINI/DPA Zu teuer: Als Reaktion auf die CoronaKris­e schließt die Lufthansa den Flugbetrie­b ihrer Kölner Tochter Germanwing­s.

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