Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Nabada fällt wohl ins Wasser
Das sagt das Gefühl des Chef-Organisators – Vorbereitungen laufen trotz Corona weiter
GULM - Feucht-fröhlich oder tief traurig? Im Moment schaut es eher nach Zweiterem aus. Trotzdem laufen derzeit im Hintergrund die Vorbereitungen für das diesjährige Nabada, als würde es auch in diesem Sommer (am 20. Juli) ganz normal stattfinden. Sollten Großveranstaltungen dann wieder – wider Erwarten – erlaubt sein, soll der bunte Umzug auf der Donau schließlich nicht daran scheitern, dass keine Vorkehrungen getroffen worden sind.
Das Ulmer Nabada ist eine Institution. 1992 wurde wegen des Golfkriegs die Fasnet abgesagt, das Nabada jedoch habe stattgefunden, stellt Michael Schwender fest. Seit einigen Jahren ist er als Chef-Organisator für die gefühlt größte Wasserschlacht der Welt verantwortlich. Und blickt nun mit mulmigem Gefühl auf den 20. Juli.
Äußerlich gehe trotz Corona alles im Moment seinen gewohnten Gang in der Vorbereitung. Die Macher der mehr als ein Dutzend Mottoboote würden sich derzeit Gedanken zur Gestaltung ihrer diesjährigen Boote machen, sagt Schwender der „Schwäbischen Zeitung“. Derzeit befände man sich in der Phase der Themenfindung. Auch die Absprachen mit den rund 500 eingebundenen Sicherheitskräften – von Polizei und Feuerwehr bis hin zu DLRG – gingen wie gewöhnlich über die Bühne. Innerlich jedoch zweifelt Schwender.
Sein Gefühl sage ihm, dass das nichts wird mit der 2020er-Ausgabe des Nabada. Zumindest, wenn man für Prognosen die aktuellen Entwicklungen und Debatten in Politik und Gesellschaft heranziehe. Angesichts geschlossener Schulen und Geschäfte – von Vorhersagen, dass das Virus Deutschland noch bis kommendes Jahr beschäftigen werde – sei es für ihn kaum vorstellbar, dass schon in drei Monaten Großveranstaltungen wieder erlaubt sein sollen. Und groß ist das Nabada.
Schwender spricht von 30 000 bis 50 000 Zuschauern und Teilnehmern neben und auf der Donau jährlich.
Nabada, das ist schwäbisch für „die Donau hinunterbaden“. Ein traditionelles Unterfangen. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts soll Ähnliches praktiziert worden sein. Offiziell soll es das erste Mal 1927 stattgefunden haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in den 50ern, habe das Nabada dann nach und nach seine heutige Form angenommen.
Eingebettet ist der bunte Wasserfestzug, an dem neben den Themenbooten auch Musikboote mit Kapellen und Ulmer Schachteln mitwirken – und vor allem Tausende Hobbyfreizeitsportler
auf Luftmatratzen (oder auch auf weniger schwimmtauglichen Dingen) –, in die Feierlichkeiten des Schwörmontags. Vormittags schwört Ulms Oberbürgermeister seinen Bürgern im Weinhof, ihnen „ein gemeiner Mann zu sein“. Um 16 Uhr fällt dann der Startschuss für das Nabada. In normalen Jahren.
Die diesjährige Ausgabe droht zu kippen. Wann die Entscheidung endgültig fällt, vermag Michael Schwender derzeit nicht zu prophezeien (und die hängt auch vom Umgang der Stadt mit dem Schwörmontag ab). Eine Absage wäre durchaus ungewöhnlich. Ins Wasser gefallen ist das Nabada seines Wissens nach tatsächlich erst ein Mal, im Jahr 2008. Damals aber sprichwörtlich. Grund war kein Virus, sondern schlichtweg: zu viel Wasser in der Donau.