Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Insolvenzen zu vermeiden, wird vermutlich nicht immer gelingen“
Sprecher der Sparkasse Ulm über die Auswirkungen der Corona-Krise
ULM (rau) - Droht aufgrund der Corona-Pandemie eine Insolvenzwelle? Was müssen Häuslesbauer in der Ulmer Region beachten? Thorsten Kühn von der Ulmer Sparkasse über Auswirkungen der aktuellen Krise und was sein Geldinstitut Kunden rät.
Herr Kühn, viele Betriebe kommen derzeit in massive Zahlungsschwierigkeiten. Wie können Banken hier helfen?
Durch Tilgungsaussetzungen bei bestehenden Darlehen und gegebenenfalls frische Liquidität, zum Beispiel über Förderkredite.
Wie kommen die Betriebe an die Zuschüsse, die je nach Größe 9000, 15 000 oder 30 000 Euro betragen?
Hierzu gehen die Betriebe am Besten auf ihre jeweiligen Kammern oder Verbände zu oder besuchen die Internetauftritte der Bundes- und Landesministerien. Ein Beispiel ist die Homepage des Bundes-Wirtschaftsministeriums (www.bmwi.de/).
Aus welchen Bereichen kommen die Firmen und Betriebe, die Hilfe brauchen?
Momentan sind sehr viele Branchen von Geschäftsschließungen und der Einstellung der Produktion in Folge abreißender Lieferketten betroffen. In erster Linie sind hier sicherlich die Hotellerie und der Gaststättenbereich zu nennen. Stark betroffen sind aber auch der Einzelhandel, Zuliefererbetriebe für den Automobilbereich und der Tourismussektor.
Leider gibt es im Moment kaum Sektoren, die keinen negativen Einfluss durch die aktuelle Situation verspüren.
Sind bei Ihren Kunden schon Insolvenzen absehbar?
Bisher sind keine Corona-bedingten Insolvenzen absehbar. Wir versuchen alles, um mit unseren Kunden gemeinsam einen Weg zu finden, Insolvenzen zu vermeiden. Realistisch betrachtet wird das vermutlich nicht immer gelingen.
Wie schaut es bei Baukrediten für den privaten Häuslesbauer aus? Ist das noch nachgefragt?
Aktuell verzeichnen wir nach wie vor eine hohe Nachfrage an Baukrediten.
Stichwort Kontokorrent: Hält Ihr Haus aufgrund Corona an den schon vor der Krise bestehenden Bedingungen fest – oder haben Sie diese bereits an der einen oder anderen Stelle angepasst?
Wir haben uns entschieden, sowohl die Kontokorrentkredite bei Unternehmen und Gewerbetreibenden, wie auch die Dispositionskredite bei Privatpersonen derzeit nicht den veränderten Bedingungen aufgrund der Corona-Krise anzupassen. Das heißt, unsere Kundinnen und Kunden können auf die zugesagten Linien bis auf weitere uneingeschränkt zugreifen Insgesamt empfehlen wir unseren Kunden bei absehbarem Liquiditätsbedarf frühzeitig auf uns zuzukommen.