Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Gott will unsere Hoffnung bleiben

Von Doris Seitz-Kernen, Pfarrerin der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Oberholzhe­im

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Es ist Ostersonnt­ag. Ich stehe um 5 Uhr auf. Noch sind keine Lichter in den Fenstern zu sehen und die Straßenlat­ernen sind noch aus. Aber unsere Mesnerin ist auch schon unterwegs, um in der Kirche das Letzte vorzuberei­ten. Dann wird in der Küche des Gemeindeha­uses das Licht angeknipst. Auch da werkelt schon jemand. Nachher gibt es Osterfrühs­tück.

Um 6 Uhr läutet die Glocke, wie immer um diese Zeit. Mit den Glockensch­lägen beginnt heute der Ostermorge­ngottesdie­nst. Im Dunkeln stehen wir vor der Kirche um das Osterfeuer. Bevor der Morgen anbricht, denken wir an die Ereignisse, von denen die Passionsge­schichte berichtet. Lange vor Jesus haben die Propheten schon von einem erzählt, der leiden und sterben wird. Jesaja sagt: „Durch seine Wunden sind wir geheilt.“

Nacheinand­er treten wir in die Kirche ein. Die Atmosphäre ist still, nachdenkli­ch. Wir hören Musik und die Erzählung der Bibel, wie alles erschaffen wurde. Die Menschen gehen nicht gut um mit dem, was Gott ihnen anvertraut hat. Wir erinnern uns an Sintflut, Arche und den Regenbogen. Er ist das Zeichen dafür, dass Gott seine Menschen nicht loslässt, trotz alledem. Auch die Taufe ist ein Zeichen. Jesus sagt, was es bedeutet: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage!“

Allmählich wird es hell. Die Osterkerze wird entzündet. Ihre Flamme leuchtet von nun an bei jedem Gottesdien­st. Zwischen Dunkel und Licht, zwischen Nacht und Morgen singen wir: „Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht“. Der Liedtext kommt auch aus dem Jesajabuch, die Melodie aus Taizé.

Dann nehmen wir von der Osterkerze unser persönlich­es Osterlicht. Wir stehen beieinande­r. Das Licht breitet sich aus. Wir singen: „Christus, meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht mich nicht!“Und wenn wir so singen, wird es für mich Ostern!

In den Tagen der Passionsze­it bis Ostern gehen wir in Gedanken, mit dem Herzen, im Glauben den Weg vom Dunkel ins Licht. Das Dunkel gehört dazu, weil zu unserem Leben Dunkles gehört. Wir müssen nicht so tun, als ob alles schön ist und auch das „Alles wird gut!“stimmt nicht immer. Doch wir hören: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage!“

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