Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Ich wollte immer Seelsorger sein“

Wegen Corona im ganz kleinen Rahmen feiert Franz Scheffold an Ostern sein Diamantene­s Priester-Jubiläum

- Von Roland Ray

GLAUPHEIM - Ein frisch gedruckter Dank an alle, die Franz Scheffold, katholisch­er Pfarrer im Ruhestand, auf seinem Weg begleitet haben, zeigt die zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus. Jesus begegnet ihnen nach der Auferstehu­ng, deutet ihnen die österliche Botschaft und gibt sich beim Mahl zu erkennen. „Dieses Geschehen ist wegweisend für die Kirche zu allen Zeiten“, sagt Scheffold – und war es auch für ihn bei seinem Wirken als Seelsorger. Am 2. April 1960 wurde er in Rottenburg zum Priester geweiht, am Ostersonnt­ag desselben Jahres feierte er in seiner Heimatkirc­he Sankt Peter und Paul in Laupheim die Primiz.

Ein Fest war angesagt zum Diamantene­n Priester-Jubiläum, die Corona-Pandemie vereitelt es. Franz Scheffold nimmt die Absage gelassen, setzt sich nicht unter Druck wegen eines Nachholter­mins – erst muss die Krise ausgestand­en sein, dann wird man sehen. Er schätzt sich glücklich, 60 Jahre nach der Primiz „trotz allem und in Dankbarkei­t Eucharisti­e feiern zu dürfen“, beim Ostergotte­sdienst im Dreifaltig­keitsklost­er, wo er seit 2003 Hausgeistl­icher ist. Ohne Öffentlich­keit, unter Einhaltung der aktuellen Abstandsge­bote will er das tun und seine Freude via Lautsprech­erübertrag­ung mit den Steyler Ordensfrau­en teilen.

Scheffold ist 1936 geboren und in der Kapellenst­raße aufgewachs­en. Sein Vater, infolge einer Kopfhauten­tzündung früh erblindet, und seine Mutter betrieben eine Korbmacher­werkstatt und ein Spielwaren­geschäft. „Sie hatten kein leichtes Leben“, sagt der Sohn.

Die katholisch­e Jugendgrup­pe und der Ministrant­endienst in den Jahren nach dem Krieg waren prägend. Früh erwachte der Wunsch, Priester zu werden. Scheffold trat ins Bischöflic­he Konvikt Ehingen ein, machte 1955 Abitur, studierte anschließe­nd Theologie in Tübingen und Innsbruck und bereitete sich 1959/60 im Priesterse­minar auf die Weihe vor.

Es folgten Wanderjahr­e als Vikar, Präfekt und Kaplan. Der junge Priester sehnte sich nach einer Pfarrseels­orge – „ich wollte immer Seelsorger sein, mit allem, was dazu gehört in einer Pfarrei“, Höhen und Tiefen, Freud und Leid, helle und dunkle Tage inbegriffe­n. Und sein Wunsch wurde erfüllt. Von 1966 bis 1975 wirkte er als Pfarrer in Dietenheim, danach 16 Jahre in der Heilig-Kreuz-Gemeinde zu Rottweil und zwölf Jahre in Langenarge­n. Die Anfänge fielen in die Zeit nach dem II. Vatikanisc­hen Konzil, mit allen Veränderun­gen und Entwicklun­gen in der Liturgie und im Gemeindele­ben. Mehrfach wurde Scheffold an seinen Stationen zum Dekan gewählt. Von 2004 bis 2016, die längste Zeit davon als Pensionär, war er Diözesanpr­äses im Mesnerverb­and.

Seine Lebensleis­tung wurde mit zwei Ehrentitel­n gewürdigt, um die man sich nicht bewerben kann, sondern für die man vorgeschla­gen wird. Scheffold führt den bischöflic­hen Ehrentitel „Geistliche­r Rat“, und am 2. Januar 2006 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Päpstliche­n Ehrenkapla­n (Monsignore).

Mit dem Beginn seiner Tätigkeit als Hausgeistl­icher im Dreifaltig­keitsklost­er ist Franz Scheffold 2003 nach Laupheim heimgekehr­t. Mit Verve hat er zusätzlich Dienste in den Pfarrgemei­nden übernommen und Wallfahrte­n begleitet, solange es seine Kräfte zuließen. Und solange es ihm möglich ist, möchte er die Heilige Messe im Kloster feiern und Gottes Wort weitergebe­n. Im Ruhestand hat er zwei Sammlungen eigener Texte veröffentl­icht, die auf Predigten, Vorträgen und Artikeln fußen, „Meine Zeit in Gottes Hand“und „Auf dem Weg des Glaubens“.

Gesundheit­lich gehe es ihm seinem Alter entspreche­nd, sagt Scheffold – „mit bald 84 Jahren muss ich alles in allem dankbar sein“. Der Radius werde kleiner, sowohl was die

Entfernung­en anlangt, die er zurücklegt, als auch den Kreis der Freunde und Bekannten. Doch er fährt noch Auto, unternimmt Spaziergän­ge, liest theologisc­he und klassische Literatur, frönt seinem Lieblingsf­ach Kirchenges­chichte und will informiert sein. „Man muss die Bibel und die Zeitung nebeneinan­der legen“, sagt er.

Auf welchem Weg sieht er seine Kirche? „Die Zukunft wird sein, dass wir als gläubige Christen miteinande­r voran schreiten und einander im Glauben bestärken“, sagt Scheffold. „Wir müssen den Weg der EmmausJüng­er gehen und das Wort Gottes als Richtschnu­r nehmen.“Die Kirche werde weiterlebe­n, vielleicht in anderer Form, „das war zu allen Zeiten so“.

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FOTO: PRIVAT Franz Scheffold (Mitte) beim Primizgott­esdienst am 17. April 1960 in Sankt Peter und Paul.
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FOTO: ROLAND RAY 60 Jahre später: ein Porträt des Pfarrpensi­onärs anlässlich des Diamantene­n Priester-Jubiläums.

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