Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Mit Weihwasser schreitet der Pfarrer durch die Straßen und wünscht frohe Ostern
So manches Gespräch hat sich dabei ergeben, berichtet Johnson Kalathinkal
GMIETINGEN - Können die Gläubigen nicht in Gemeinschaft die Auferstehung Christi feiern, so kommt der Seelsorger zu ihnen. Nach diesem Grundsatz hat Pfarrer Johnson Kalathinkal über die Osterfeiertage in der katholischen Seelsorgeeinheit Mietingen-Baltringen-Walpertshofen gehandelt.
In der weißen Mantelalbe machte er sich erneut auf den Weg durch die Straßen der drei Kirchengemeinden. In der linken Hand trug er ein Kreuz, das er bei einem Besuch in Medugorje erhalten hat. In der rechten Hand hielt er einen Weihwassersprenger. Durch dessen kleine Öffnungen lässt sich Weihwasser verteilen. Es war in der Osternacht wie sonst auch geweiht worden, allerdings nicht im Beisein der Gläubigen, die laut Liturgie ihr Taufversprechen erneuern. Vorsorglich trug Kalathinkal bei seinem Segnungsrundgang eine Behelfsmaske.
Das sonnige Wetter kam der Segensspende entgegen. Immer wenn der Seelsorger Menschen begegnete, besprengte er sie und wünschte frohe Ostern. Rad- und Motorradfahrer erkannten im Nu die Situation und grüßten freundlich. So manches Gespräch habe sich bei den zahlreichen Begegnungen ergeben, erzählt Pfarrer Kalathinkal.
Bestärkt fühlte er sich bei seinem Osterspaziergang mit Segenserteilung durch die Resonanz auf seine Ein-Mann-Prozession mit der Monstranz vor zehn Tagen. Es seien daraufhin zahlreiche Anrufe und EMails bei ihm eingegangen. „So viele Leute haben noch nie angerufen.“Lediglich ein Autofahrer, der dem
Pfarrer begegnete, habe erklärt, dass er das „komisch“finde, wenn der Priester segnend durch die Straßen schreite. „Aber wir hatten dennoch ein gutes Gespräch“, versichert Johnson Kalathinkal. „So verstehe ich halt meine Botschaft, das ist mein Leben“, unterstreicht er. „Ich möchte die Menschen im Glauben stärken.“
Auch medial versucht der Seelenhirte den Gläubigen so nahe wie möglich zu sein. Schon mehrfach wurden kleine Andachten produziert und über YouTube verbreitet. „Joachim Hayd nimmt sich da sehr viel Zeit“, freut sich der Pfarrer. Er bereite die Andachten vor, gestalte sie und kümmere sich um die Technik. Bis zu 700 Aufrufe der bisher erschienenen Filme seien zu verzeichnen.
In allen drei Gemeinden würden die Kirchenglocken läuten, wenn er in einem der drei Gotteshäuser die Heilige Messe lese, sagt Kalathinkal. Die Osternacht ist in Sankt Laurentius gefeiert worden, dabei wurden die Osterkerzen und auch das Weihwasser geweiht.
Pfarrer Kalathinkal verfolgt mit großem Interesse das Weltgeschehen in den Medien. Er hat schließlich in seinem Studium ein Diplom in Weltpolitik erworben. Von daher ist er überzeugt, dass die Corona-Krise Spuren hinterlässt: „Es gibt in der ganzen Welt eine Zeit vor und nach Corona“, ist er überzeugt. Das werde alle Bereiche im Leben umfassen. Der Glaube an Gott werde gestärkt hervorgehen. „Die Kirche ist jetzt überall.“Die Wohnung sei eine Kirche geworden, weil man sich in der Familie zusammensetzt und betet. Kalathinkal hofft, dass die Menschen diese Entdeckung mitnehmen in die NachCorona-Zeit.