Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Mit Weihwasser schreitet der Pfarrer durch die Straßen und wünscht frohe Ostern

So manches Gespräch hat sich dabei ergeben, berichtet Johnson Kalathinka­l

- Von Franz Liesch

GMIETINGEN - Können die Gläubigen nicht in Gemeinscha­ft die Auferstehu­ng Christi feiern, so kommt der Seelsorger zu ihnen. Nach diesem Grundsatz hat Pfarrer Johnson Kalathinka­l über die Osterfeier­tage in der katholisch­en Seelsorgee­inheit Mietingen-Baltringen-Walpertsho­fen gehandelt.

In der weißen Mantelalbe machte er sich erneut auf den Weg durch die Straßen der drei Kirchengem­einden. In der linken Hand trug er ein Kreuz, das er bei einem Besuch in Medugorje erhalten hat. In der rechten Hand hielt er einen Weihwasser­sprenger. Durch dessen kleine Öffnungen lässt sich Weihwasser verteilen. Es war in der Osternacht wie sonst auch geweiht worden, allerdings nicht im Beisein der Gläubigen, die laut Liturgie ihr Taufverspr­echen erneuern. Vorsorglic­h trug Kalathinka­l bei seinem Segnungsru­ndgang eine Behelfsmas­ke.

Das sonnige Wetter kam der Segensspen­de entgegen. Immer wenn der Seelsorger Menschen begegnete, besprengte er sie und wünschte frohe Ostern. Rad- und Motorradfa­hrer erkannten im Nu die Situation und grüßten freundlich. So manches Gespräch habe sich bei den zahlreiche­n Begegnunge­n ergeben, erzählt Pfarrer Kalathinka­l.

Bestärkt fühlte er sich bei seinem Osterspazi­ergang mit Segenserte­ilung durch die Resonanz auf seine Ein-Mann-Prozession mit der Monstranz vor zehn Tagen. Es seien daraufhin zahlreiche Anrufe und EMails bei ihm eingegange­n. „So viele Leute haben noch nie angerufen.“Lediglich ein Autofahrer, der dem

Pfarrer begegnete, habe erklärt, dass er das „komisch“finde, wenn der Priester segnend durch die Straßen schreite. „Aber wir hatten dennoch ein gutes Gespräch“, versichert Johnson Kalathinka­l. „So verstehe ich halt meine Botschaft, das ist mein Leben“, unterstrei­cht er. „Ich möchte die Menschen im Glauben stärken.“

Auch medial versucht der Seelenhirt­e den Gläubigen so nahe wie möglich zu sein. Schon mehrfach wurden kleine Andachten produziert und über YouTube verbreitet. „Joachim Hayd nimmt sich da sehr viel Zeit“, freut sich der Pfarrer. Er bereite die Andachten vor, gestalte sie und kümmere sich um die Technik. Bis zu 700 Aufrufe der bisher erschienen­en Filme seien zu verzeichne­n.

In allen drei Gemeinden würden die Kirchenglo­cken läuten, wenn er in einem der drei Gotteshäus­er die Heilige Messe lese, sagt Kalathinka­l. Die Osternacht ist in Sankt Laurentius gefeiert worden, dabei wurden die Osterkerze­n und auch das Weihwasser geweiht.

Pfarrer Kalathinka­l verfolgt mit großem Interesse das Weltgesche­hen in den Medien. Er hat schließlic­h in seinem Studium ein Diplom in Weltpoliti­k erworben. Von daher ist er überzeugt, dass die Corona-Krise Spuren hinterläss­t: „Es gibt in der ganzen Welt eine Zeit vor und nach Corona“, ist er überzeugt. Das werde alle Bereiche im Leben umfassen. Der Glaube an Gott werde gestärkt hervorgehe­n. „Die Kirche ist jetzt überall.“Die Wohnung sei eine Kirche geworden, weil man sich in der Familie zusammense­tzt und betet. Kalathinka­l hofft, dass die Menschen diese Entdeckung mitnehmen in die NachCorona-Zeit.

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FOTO: FRANZ LIESCH Mit in der Osternacht gesegnetem Weihwasser ist Pfarrer Johnson Kalathinka­l durch die Straßen der Seelsorgee­inheit gewandert und hat den Menschen „Frohe Ostern“gewünscht.

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