Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Helfer kommen pünktlich zur Ernte
Obst- und Gemüseernte beginnt
GBOMS/ERTINGEN - Gerade rechtzeitig sind am Osterwochenende für den Obstbaubetrieb Ummenhofer und Diesch die Erntehelfer eingetroffen. Vor rund einer Woche wurde eine Plattform im Internet eingerichtet, über die Bianca Diesch ihren Bedarf an Helfern anmelden kann. Denn wie geplant wurden über Eurowings Flüge von Rumänien nach Deutschland koordiniert.
Im Normalfall hätte Diesch spätestens im Februar eine Liste mit ihren langjährig tätigen Erntehelfern und würde ihnen den Beginn der Arbeiten mitteilen. „Gerade bei der Erdbeerernte sprechen wir das oft auch kurzfristig ab“, sagt Diesch. Die Arbeiter würden ihre Anfahrt selber koordinieren, meistens gemeinsam in einem Bus anreisen. Aufgrund der Situation mit dem Coronavirus ist das passé. Bereits im Vorfeld erhalten ihre Erntehelfer in Rumänien Anweisungen zur Hygiene, am Flughafen ist eine Gesundheitskontrolle erforderlich und nach der Einreise eine 14-tägige Quarantäne. „Während dieser dürfen sie zum Beispiel nicht einkaufen gehen, aber schon arbeiten“, erklärt Diesch. Die Besorgungen für die Helfer müsste die Familie dann erledigen.
Damit die Helfer kommen konnten, musste Diesch über die Plattform anmelden, wann sie wie viele benötigt und zu welchem der vorgegebenen Flughafen sie reisen sollten. „Der nächste für uns ist Karlsruhe, leider ist am Bodensee bislang keiner dabei“, sagt Diesch. Ursprünglich sollten acht Helfer eintreffen, eine Frau wurde aber am Check-In in am Flughafen in Sibiu abgewiesen. Einen Grund hat Diesch dafür nicht erfahren. „Insgesamt war das Verfahren recht aufwendig, aber wir sind glücklich, dass wir nun genügend Personal für die Spargelernte haben“, sagt Diesch. Diese werde voraussichtlich in den nächsten Tagen beginnen. Da der Betrieb keine Verfrühungsmethoden anwendet, träfen die Arbeiter auch genau rechtzeitig ein. Sieben Helfer waren bereits vor Ort, bevor die Grenzschließungen in Kraft traten. Insgesamt hofft Diesch auf 45 bis 50 Erntehelfer, die auch im normalen Jahr kommen würden. Die Helfer haben in drei Häusern eine Unterkunft. „Insofern werden sie dann wie Familien gelten und wie wir selber natürlich auch keinen Besuch empfangen dürfen“, erklärt Diesch. Oft bis in den Juli werden Helfer benötigt, wenn noch Kirschen und Himbeeren zu pflücken sind.
Als noch unklar war, ob überhaupt Erntehelfer einreisen dürften, haben sich auch bei dem Obstbaubetrieb Leute gemeldet, die aushelfen würden. „Es hat mich beeindruckt, dass die sich so solidarisch zeigten. Und im Notfall hätten wir das wohl auch irgendwie mit denen organisieren können“, sagt Diesch. Dass nun ihre bewährten Helfer da sind und weiter kommen können, erleichtert sie dennoch. Denn die Arbeit sei nicht so einfach, wie viele es sich vorstellen würden. Bei der Erdbeerernte etwa gehe es um 5 Uhr morgens los, damit die frische Ware pünktlich an den Verkaufsständen ist. „Außerdem dürfte es viel einfacher sein, die Hygiene einzuhalten. Denn unsere Helfer haben eine gemeinsame Unterkunft, die anderen würden jeweils einzeln nach Hause fahren und sich womöglich irgendwo anstecken“, sagt Diesch. Mit einem Schutz aus Plexiglas wie in vielen Supermärkten wurden auch die 14 Verkaufsstände versehen.
Sorgen hat Diesch nebenher auch das Wetter bereitet. Die Natur war auch aufgrund des milden Winters schon weit fortgeschritten. Trotz doppelter Folienabdeckung seien erste Erdbeerblüten verfroren, auch in der Kirschplantage sind trotz Überdachung und kleinen Feuern die Blüten in den Knospen an manchen Stellen erfroren. „Mit solchen Sorgen kämpfen wir jedes Jahr, aber nun die zusätzlichen Unsicherheiten rund um das Virus zu haben, war zermürbend“, sagt Diesch.