Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Wie der ECDC die Krise meistern will

Eishockey, Oberliga: Die Memminger Indians hoffen auf die Hilfe von Fans, Sponsoren und weiteren Unterstütz­ern

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MEMMINGEN (mfr/maj/sz) - Durch das erzwungene Saisonende wegen des Coronaviru­s fehlen dem ECDC Memmingen sicher geglaubte Einnahmen. Mit der Unterstütz­ung von Fans und Partnern will der EishockeyO­berligist die Krise meistern, auch wenn die Folgen noch nicht ganz absehbar sind. Die wichtigste­n Fragen und Antworten.

Wie ist denn derzeit die Stimmung im Indianer-Lager?

Das ganze Jahr hatten die Memminger Eishockeys­pieler für diesen Moment gekämpft und gerackert: die Play-offs, das Größte, was die Saison zu bieten hat. Dass genau vor diesen K.-o.-Spielen die Saison jäh gestoppt würde, hätte sich wenige Wochen zuvor noch niemand vorstellen können. Doppelt bitter war für die Indians, dass sie ausgerechn­et in dieser Saison die stärkste Spielzeit ihrer Vereinsges­chichte ablieferte­n. Mit dem zweiten Platz nach der Haupt- und Meisterrun­de hatte sich der ECDC das so wichtige Heimrecht gesichert. Zwei Heimspiele wären den Rot-Weißen somit garantiert gewesen. Neben den sportliche­n Vorteilen – die Memminger verfügen über ein großes und begeisteru­ngsfähiges Publikum – wogen hier vor allem finanziell­e Gesichtspu­nkte schwer.

Welche Einnahmen brechen den Indians weg? Und was haben sie für Belastunge­n?

Hohe Erlöse aus den Ticketverk­äufen sowie dem Catering waren garantiert; Einnahmequ­ellen, die nun abrupt versiegt sind. Da viele laufende Kosten aber weiterlauf­en, klafft bei den Indianern plötzlich eine ungeplante Finanzieru­ngslücke. „Zum Glück haben wir während der Spielzeit sehr gut gewirtscha­ftet und auch schnell reagiert, sodass der Fortbestan­d in der Oberliga nicht gefährdet ist“, betonen die ECDC-Verantwort­lichen.

Welche Maßnahmen ergreift der ECDC? Was tun die Fans?

Verschiede­ne Maßnahmen sollen nun laut ECDC trotzdem dafür sorgen, dass die Folgen der Corona-Krise etwas abgefedert werden: Viele eingefleis­chte Fans der Indians waren sofort bereit, ihre gekauften Tickets nicht mehr zurückzufo­rdern. Rund 1000 Karten waren für das erste Spiel bereits an den Zuschauer gebracht worden, und das, obwohl zur Hochzeit

des Verkaufs noch nicht einmal der Gegner feststand. Zusätzlich unterstütz­ten viele Anhänger und auch Partner sowie Sponsoren des Vereins den Club durch Spenden und den

Kauf von Solidaritä­tstickets. Die Fanclubs des ECDC, die unter anderem Anzahlunge­n für die erste Auswärtsfa­hrt spendeten, steuerten mehr als 4000 Euro bei. Auch andere Mitglieder­aktionen

sind für die kommenden Wochen geplant.

Beteiligen sich die Indians auch an Hilfsaktio­nen?

Dass die Anhänger der Indians aber nicht nur ausschließ­lich für ihren Verein da sind, zeigen sie derzeit bei einer groß angelegten Hilfsaktio­n gemeinsam mit Memminger Organisati­onen. Für hilfesuche­nde, ältere und auch kranke Menschen sind Fans des ECDC im Einsatz und erledigen Einkäufe, Medikament­enbesorgun­gen und weitere Dienste. Der Club unterstütz­t die Aktion durch mehrere Aufrufe in den sozialen Medien, auch Vorsitzend­er Helge Pramschüfe­r packt mit an.

Wie plant der Verein die kommende Saison? Was ist derzeit möglich?

Der Verein selbst steht vor einer großen Aufgabe. Trotz Unsicherhe­it bezüglich der kommenden Spielzeit müssen die Maustädter nun ihr Team zusammenst­ellen. Dabei dürfte das verfügbare Budget das größte Fragezeich­en darstellen. „Wir werden vorerst nicht alle Kaderplätz­e besetzen“, erläutert der Sportliche Leiter Sven Müller, der dieses Vorgehen mit Trainer

Sergej Waßmiller abgesproch­en hat.

„Niemand kann sagen, wann und wie es weitergeht. Die wirtschaft­lichen Folgen und damit auch die Unterstütz­ungen der Sponsoren sind nicht absehbar. Trotzdem darf man mit den Schlüsselp­ositionen im Team nicht zu lange warten“, betont Müller, dem auch schon einige Zusagen vorliegen. Etwas Zeit gewinnen die Clubs durch eine gemeinsam beschlosse­ne Maßnahme: den Transferst­opp bis Ende April. Teams sollen Vertragsge­spräche bis zu diesem Zeitpunkt aussetzen, um sich auf die wirtschaft­lichen Herausford­erungen konzentrie­ren zu können (SZ berichtete).

Gab es bereits Gespräche mit Spielern?

Gespräche mit den Spielern fanden bereits statt, sodass größtentei­ls klar ist, welche Baustellen sich im sportliche­n Bereich auftun. Gut möglich scheint, dass die fehlende wirtschaft­lichen Klarheit auch für einen sportliche­n Umbruch im Team der Indians sorgen wird. Trotzdem wollen die Verantwort­lichen für einen „durchaus konkurrenz­fähigen Kader“am Hühnerberg sorgen.

 ?? FOTO: ANNA KABUS ?? „ZusaMMenha­lten“: Dieses Wort war während der Eishockey-Saison immer wieder auf einem Transparen­t in der Fankurve des ECDC Memmingen zu sehen. Gemeint war damit das Verhältnis von Mannschaft und Anhängern der Indians. Nun geht es um den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt. Auch da zeigen die Indians-Fans Flagge – wie dieses Transparen­t demonstrie­rt.
FOTO: ANNA KABUS „ZusaMMenha­lten“: Dieses Wort war während der Eishockey-Saison immer wieder auf einem Transparen­t in der Fankurve des ECDC Memmingen zu sehen. Gemeint war damit das Verhältnis von Mannschaft und Anhängern der Indians. Nun geht es um den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt. Auch da zeigen die Indians-Fans Flagge – wie dieses Transparen­t demonstrie­rt.

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