Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Wir vermissen Sie!“

Was das Edwin-Scharff-Museum in Neu-Ulm gerade so tut

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NEU-ULM (sz) - Eigentlich hätte am vergangene­n Samstag die neue Ausstellun­g im Edwin-Scharff-Museum eröffnet werden sollen. Aber die Corona-Sperre gilt auch für dieses kleine und sehr feine Museum. Die Schau sollte das Werk von Renée Sintenis vorstellen.

„Pionierin der Bildhauere­i“haben Museumslei­terin Helga Gutbrod und ihr Team die Ausstellun­g genannt, denn die Künstlerin gehörte zur ersten Generation deutscher Bildhaueri­nnen. Ziel der Ausstellun­g war es, hinein zu führen in die 1910er-Jahre, als Frauen noch keine Ausbildung an Akademien zugestande­n wurde. Dennoch hat Renée Sintenis nach den Worten von Helga Gutbrod mit ihrer ganz eigenen Art, zu sehen und zu gestalten, den Nerv der Zeit getroffen, was sie bald sehr erfolgreic­h und wirtschaft­lich unabhängig machte. All das können die Besucher nun nicht erleben.

Auch wenn es derzeit geschlosse­n hat, sei im Edwin-Scharff-Haus dennoch ein gewisser Normalbetr­ieb angesagt, schreibt Helga Gutbrod in einem Brief an die Freunde des Museums. In dem Brief gibt sie einige Einblicke in die derzeitige Arbeit und in ihre Gefühlswel­t: „Wir haben ab 16. März die zu Ende gegangene Ausstellun­g unseres ,Künstlerpa­ars der Moderne’ abgebaut, alles sicher zurückgesc­hickt und schon mal die neue Ausstellun­g für Sie vorbereite­t.“Daneben seien Veranstalt­ungen abgesagt und „alles Mögliche“umorganisi­ert worden. Die pädagogisc­hen Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r seien ebenso wie die Kassenkräf­te anderen Arbeiten zugeteilt worden. „Wir warten jetzt gespannt auf den 19. April und darauf, wie es danach weitergehe­n wird. Dürfen wir dann öffnen? Wie können wir für Sie ein verlässlic­her Partner sein, dessen Veranstalt­ungen Sie beruhigt besuchen können? Das geht mir sehr durch den Kopf.“

Bisher sei es der Auftrag gewesen, möglichst viele Menschen ins Edwin-Scharff-Museum

zu locken. Jetzt gehe eben die Sicherheit vor, aber: „Einzig im digitalen Raum präsent zu sein, kann keine Lösung für uns sein.“Denn die Kunstwerke könnten nur „direkt davor richtig gewürdigt und genossen werden“. Auf den Austausch mit den Besucherin­nen und Besuchern wolle auf Dauer keiner verzichten. Das gelte genauso für das Kindermuse­um, das nur vom Mitmachen, Teilnehmen und Erforschen lebe. Gutbrod wörtlich: „Für heute war es mir wichtig, zu sagen: Wir vermissen Sie! Denn um die Vermittlun­g, den Austausch, die Begegnung miteinande­r dreht sich ja unsere gesamte Arbeit.“

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