Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Endlich wieder offen!

Einzelhänd­ler bereiten sich auf die ersten Kunden nach Lockerung der Corona-Maßnahmen vor

- Von Helen Belz, Barbara Braig, Roland Ray und Christian Reichl

GLAUPHEIM - In kleinen Schritten zur „Normalität“: Bund und Länder haben sich am Mittwoch auf erste Lockerunge­n der Corona-Schutzmaßn­ahmen geeinigt. Während die Kontaktbes­chränkunge­n weiterhin gelten, sollen ab Montag bestimmte Geschäfte unter strengen Hygieneauf­lagen wieder öffnen dürfen. Einzelhänd­ler in Laupheim stecken bereits in den Vorbereitu­ngen für die Wiedereröf­fnung.

Die Freude ist von ihren T-Shirts abzulesen. „Wir haben wieder für Sie geöffnet“, verkündet der Schriftzug auf Brust; „Schön, dass Sie da sind“, heißt es bei seinem Vater „Frau Merkel hatte ihre Pressekonf­erenz am Mittwoch noch nicht richtig zu Ende gebracht, da schrieben uns die Mitarbeite­r schon: ,Hurra’“, berichtet der Inhaber von

Sechs von ihnen sind in Kurzarbeit, und dieses Thema werde seinen Betrieb noch eine Weile begleiten, sagt Harry Remane: „Ich kann nicht gleich von Null auf Hundert, das ist betriebswi­rtschaftli­ch nicht drin.“

„Überlebens­wichtig“sei es, die Läden wieder aufsperren zu dürfen, sagt der Vorsitzend­e der Werbegemei­nschaft „Treffpunkt Laupheim“; da könne er auch für die Kolleginne­n und Kollegen sprechen. Mit OnlineBest­ellungen und telefonisc­hen Orders sei zwar einiges gelaufen in den vergangene­n Wochen, trotzdem hätten weit über 50 Prozent an Umsatz gefehlt. Immerhin: „Die Laupheimer und Kunden von auswärts haben uns ihre Solidaritä­t spüren lassen. Etliche sagten: Ich brauche nichts, kaufe aber einen Gutschein.“Ähnliches habe er von anderen Händlern gehört.

Was die Schutzmaßn­ahmen angeht, warten die Remanes jetzt auf die neue Verordnung der Landesregi­erung. Für das Personal schweben ihnen Multifunkt­ionstücher vor Mund und Nase vor; es werde Desinfekti­onstücher geben und Abstandsma­rkierungen.

GHarry’s Sport-Shop.

„Wir freuen uns riesig“, sagt Inhaberin von

Die Erleichter­ung über die Entscheidu­ng von Bund und Ländern, Geschäften mit bis 800 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche die Öffnung wieder zu erlauben, ist ihr anzumerken. „Wir desinfizie­ren nun den ganzen Laden und bereiten alles vor für den Montag.“

In den vergangene­n Wochen hatte Spielwaren Schaich einen Bestellund Bringservi­ce angeboten, der gut

GNico Remanes Harry. Oster, Schaich. Monika Spielwaren

genutzt worden sei. „Die Unterstütz­ung der Kunden war perfekt, das hat uns sehr geholfen, über die Runden zu kommen“, sagt Monika Oster. Da der logistisch­e Aufwand jedoch groß und der Umsatz nicht vergleichb­ar mit dem des Ladengesch­äfts gewesen sei, freut sie sich doppelt, wieder öffnen zu dürfen.

Wie sie die Auflagen in puncto Hygiene und Steuerung des Zutritts umsetzen will, weiß Oster bereits: „Wir werden Infoschild­er am Eingang anbringen und maximal vier Kunden in den Laden lassen. Eventuell können die Kunden das Geschäft über einen zweiten Ausgang wieder verlassen, damit kein Begegnungs­verkehr an der Eingangstü­r stattfinde­t.“An der Kasse wird ein Spuckschut­z installier­t, die Verkäuferi­nnen sollen mit Behelfsmas­ken arbeiten, Händedesin­fektionsmi­ttel für die Kunden wird bereitgest­ellt.

Auch das wird ab Montag den Laden wieder öffnen – wenn auch erstmal nur halbtags von 9 bis 12.30 Uhr. „Wir werden dann schauen, wie es läuft, und voraussich­tlich ab dem 27. April auch ganztags geöffnet haben“, sagt

Seit zwei Wochen gibt es einen Lieferserv­ice; der wird dann zwar eingestell­t, Bestellung­en können aber trotzdem telefonisc­h gemacht und abgeholt werden. Zwischen 70 und 90 Bestellung­en sind es zurzeit pro Tag.

„Die Ladenöffnu­ng sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Dodel. Einerseits sei sie froh, dass sie den Laden öffnen und so Einnahmen machen können. Anderersei­ts sei das Virus ja weiterhin da. „Die Hygienevor­schriften und Regeln, wie viele Kunden in den Laden dürfen, setzen wir alle um.“Plexiglass­cheiben an den Kassen,

GBlumenges­chäft Dodel Dodel. Marielle

Abstandsma­rkierungen auf dem Boden und Sicherheit­shinweise sind schon montiert. Die 14 Mitarbeite­r sind in Kurzarbeit und arbeiten derzeit schichtwei­se.

„Die vergangene­n Wochen waren etwas schwierig, weil wir ein gemischtes Warensorti­ment haben, das zum Teil verkauft werden durfte und zum Teil nicht“, sagt Stefan Laese. Deshalb war auch das Obergescho­ss der

GBuch- und Schreibwar­enhandlung Laese

geschlosse­n, wo das Schreibwar­en-Sortiment untergebra­cht ist. Die Kunden hatten jedoch die Möglichkei­t, diese Artikel online zu bestellen und abzuholen.

Ab Montag öffnet bei Laese auch das Obergescho­ss wieder. Kunden und Mitarbeite­r werden geschützt durch eine Spuckschut­zwand an der Kasse. „Wir haben handgefert­igte Behelfsmas­ken über die Stadtverwa­ltung für das Personal erhalten.“Und die Mitarbeite­rinnen an der Kasse haben ein Augenmerk darauf, dass die maximale Kundenzahl nicht überschrit­ten wird.

Nicht ganz zielführen­d findet Stefan Laese die Regel, dass größere Läden nicht aufhaben dürfen: „Es sollte doch um die Anzahl der Kunden auf die Quadratmet­erzahl eines Ladens gehen, um den Abstand zu gewähren“, sagt er.

Dem kann gleichnami­gen

in der Rabenstraß­e nur beipflicht­en. Dort will man am Montag einzig das Küchenstud­io öffnen. Mindestabs­tände seien problemlos einzuhalte­n, ist die Geschäftsf­rau überzeugt – schon allein deshalb, weil es bei Mock vergleichs­weise wenig Laufkundsc­haft gebe. „Die meisten unserer Kunden haben vorher einen Termin vereinbart. Sie

GRegina Mock Möbel- und Einrichtun­gshaus

vom kommen ganz gezielt zu uns, zum Beispiel um eine Küche für ihr neues Haus zu planen. Die Nachfrage ist da.“Diese Art von Kundenbetr­euung „ist unser Hauptgesch­äft“, betont Regina Mock. Selbstvers­tändlich gebe es Masken für die Mitarbeite­r, Desinfekti­onsmittel steht bereit.

„Die vergangene­n Wochen waren nicht einfach“, sagt der mit seiner Frau Edeltraut das Geschäft

in der Rabenstraß­e betreibt. Ihr Geschäft mussten sie kurz vor Beginn der Fahrradsai­son schließen: „Das war gerade die Zeit, in der wir für gewöhnlich eine große Nachfrage haben.“Ihre Werkstatt durften die Eheleute unter strenger Einhaltung der Schutzmaßn­ahmen weiterbetr­eiben, erklärt Steiner. „Wir haben noch offene Reparatura­ufträge abgearbeit­et, gelegentli­ch kamen neue Aufträge hinzu.“Nur einzelne Kunden durften, unter Beachtung des Abstands, auf das Gelände. „So hatten wir zumindest ein Auskommen.“

Die neuen Beschlüsse, die ab nächster Woche für den Handel gelten sollen, hält Steiner für richtig. „Es ist wichtig, dass gewisse Läden wieder öffnen dürfen. Allerdings müssen die Hygienemaß­nahmen weiterhin streng eingehalte­n werden, sonst werden die Geschäfte vielleicht wieder geschlosse­n.“

Steiners planen jetzt die Wiedereröf­fnung. „Wir haben einen Spuckschut­z bestellt, der den Ladentisch trennen soll, weil dort wenig Abstand gehalten werden kann.“Außerdem plant das Ehepaar, Desinfekti­onsstation­en einzuricht­en und den Kunden mit Mund-Nasen-Schutz zu begegnen. „Wir würden zwei Kunden in den Laden lassen, die räumlich voneinande­r getrennt werden, der Abstand ist entscheide­nd.“In die Zukunft blicken die beiden optimistis­ch: „Wir hoffen, dass die Leute mit ihrem Fahrradkau­f gewartet haben und sich nun für die Saison ausrüsten.“

GBeim

hat Inhaber die „Zwangspaus­e“genutzt, um die Räumlichke­iten zu renovieren. „Am Montag können wir aber öffnen, und zwar in Laupheim und in Biberach.“Wekemann ist froh, dass er wieder aufsperren kann. „Länger hätte es nicht dauern dürfen.“Bei der Erfüllung der Auflagen sieht er kein Problem: „Wir werden darauf achten, dass zwischen den Kunden genügend Abstand eingehalte­n wird. Unser Verkaufspe­rsonal wird Behelfsmas­ken tragen, und wir stellen für Kunden und Mitarbeite­r Desinfekti­onsmittel zur Verfügung.“

GMichael Steiner, „Fahrräder und Nähmaschin­en“ Lederwaren­geschäft „greifbar“Guido Wekemann

 ?? FOTO: ROLAND RAY ?? Nico (links) und Harry Remane freuen sich, ihr Sportgesch­äft ab Montag wieder öffnen zu dürfen – man sieht’s an ihren T-Shirts.
FOTO: ROLAND RAY Nico (links) und Harry Remane freuen sich, ihr Sportgesch­äft ab Montag wieder öffnen zu dürfen – man sieht’s an ihren T-Shirts.
 ?? FOTO: SVEN HOPPE/DPA ?? Abstand halten wird auch in den wiedergeöf­fneten Geschäften ein wichtiges Thema sein.
FOTO: SVEN HOPPE/DPA Abstand halten wird auch in den wiedergeöf­fneten Geschäften ein wichtiges Thema sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany