Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Hochzeit wegen Corona in Gefahr

Wie diese Brautpaare damit umgehen – Wegen der Pandemie werden viele Veranstalt­ungen abgesagt

- Von Sophia Huber und Sabrina Schatz

GNEU-ULM - Es sollte der schönste Tag im Leben werden. Mit Traumkleid, frühlingsh­aftem Blumenschm­uck an den Kirchenbän­ken und rauschende­m Fest mit den Liebsten. Ihr kleiner Sohn sollte mit zum Altar laufen. So hat es sich Linda Moser aus Gerlenhofe­n (Kreis Neu-Ulm) vorgestell­t. Doch dann durchkreuz­te das Coronaviru­s die Pläne – und auch die vieler anderer Verlobter in der Region.

Linda Moser und Ronny Stanka hätten sich – wenn nichts dazwischen gekommen wäre – am 3. April trauen lassen. Doch was sie lange geplant hatten, mussten sie absagen: „Wir hätten standesamt­lich heiraten dürfen, allerdings nur zu zweit“, erzählt Moser am Telefon. Das sei aber keine Option gewesen. „Im kleineren Kreis wäre das noch vereinbar gewesen, aber nicht zu zweit. Wir wollen ja schließlic­h unsere Familie dabei haben, wenn wir uns das Jawort geben.“Außerdem sollte der Sohn, der im Mai zwei Jahre alt wird, nicht fehlen. Am 3. April saßen die beiden dann auf dem Sofa zu Hause – und haben natürlich daran gedacht, wie die Hochzeit wohl gerade wäre. „Wir haben uns einen schönen Abend mit Wein und Pizza gemacht“, sagt die Gerlenhofe­rin.

Als das Thema Corona immer ernster wurde, hat Moser mit allen Beteiligte­n immer wieder telefonier­t: dem Standesamt, der Wirtschaft, dem Fotografen und vielen mehr. Die meisten Dienstleis­ter waren kulant und sicherten ihre Unterstütz­ung auch zu einem anderen Datum zu. „Wir haben letztendli­ch alles auf Eis gelegt“, sagt die 26-Jährige. „Die Trauung im Standesamt haben wir jetzt vorerst auf den 12. Juni gelegt, mal schauen, ob das was wird.“Auch die kirchliche Trauung, die im Mai in der Klosterkir­che Oberelchin­gen stattgefun­den hätte, und zu der rund 120 Gäste eingeladen waren, ist auf das kommende Jahr verschoben. Dann kann der kleine Sohn bestimmt schon ohne Mamas Hilfe zum Altar laufen. „Man heiratet nur einmal und deswegen wollen wir alles so durchziehe­n wie geplant, nur eben an einem anderen Tag“, sagt Moser.

Eine ähnliche Geschichte erzählen Sarah Triebel und Christoph Marzari aus dem Neu-Ulmer Stadtteil Ludwigsfel­d. Auch ihre standesamt­liche Trauung hätte am 3. April stattgefun­den, ein Tag später die kirchliche Hochzeit in der Ludwigsfel­der Kirche. Doch daraus wurde nichts. Vonseiten der Kirche hieß es bereits zwei Wochen zuvor, dass die Zeremonie aufgrund der Umstände ausfallen müsse. „Die Trauung im Standesamt hätten wir durchziehe­n können, aber wir wollten, dass die Familie dabei ist“, sagt Triebel. Diesen Termin haben die beiden auf Juli verschoben. „Die kirchliche Hochzeit haben wir komplett abgesagt“, erzählt die 29-Jährige enttäuscht. Es seien bereits zu viele Kosten angefallen, die sie nicht mehr zurückerst­attet bekommen. Die Feier hätte das junge Paar in einem Stadel auf Marzaris Hof gefeiert, mit einem Ochsen am Spieß, den Freunde organisier­t haben. Dass die kirchliche Trauung ausfallen muss, dafür könne niemand etwas. Doch Triebel und Marzari geht das besonders nah, denn die beiden haben lange für den Termin am 4. April gekämpft: „Der Pfarrer hat eigentlich gesagt, dass es vor Palmsonnta­g schwierig sei, aber wir wollten dieses Datum, da es für mich eine Bedeutung hat“, erzählt Triebel. Es sei der Sterbetag ihrer Oma, die sie würdigen wollte.

Stefan Miller und Jessica Straß aus Jedesheim wollen sich am 15. Mai im Illertisse­r Standesamt das Jawort geben – „Stand jetzt geht das nur zu zweit“, sagt der Bräutigam. „Wir hoffen aber, dass bis dahin alles ein bisschen gelockert wird, damit wir danach im kleinen Familienkr­eis feiern können.“Ein Knackpunkt sei, ob die Gastronomi­e wieder öffnen darf. „Ich glaube, zur aktuellen Zeit muss man einfach spontan sein“, sagt Miller. „Man weiß ja auch nicht, wie sich alles entwickelt.“Die geplante größere Feier soll dann erst zu einem späteren Zeitpunkt stattfinde­n – am Tag der kirchliche­n Trauung im November. Dann sollen auch das Brautkleid und der Hochzeitsa­nzug, die schon gekauft sind, zum Einsatz kommen. Die Dienstleis­ter, mit denen das Brautpaar schon vieles vereinbart hatte, reagierten verständni­svoll auf den Plan B. „Wir verschiebe­n die Feier ja nicht aus Lust und Laune“, sagt die baldige Braut. „Und wir sitzen alle im selben Boot.“

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FOTO: SELINA HENLE Sarah Triebel und ihr Verlobter Christoph wollten am 3. April heiraten. Doch auch sie mussten ihre Hochzeit verschiebe­n.

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