Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Neu-Ulm reagiert auf das Veranstalt­ungsverbot

Virus: Die vielen Absagen von Festen wie „Kultur auf der Straße“schmerzen – Aber es scheint nicht alles verloren

- Von Dagmar Hub

GNEU-ULM - Vernunft gehe in der aktuellen Situation eindeutig vor Emotion, erklärt Mareike Kuch entschiede­n. Sie kümmert sich seit Jahren um das Kulturprog­ramm der Stadt NeuUlm und gerade das Straßenkul­turfestiva­l „Kultur auf der Straße“, das vor vier Jahren startete, ist ihr „Baby“, wie sie sagt. Sie sei sehr traurig über die notwendige­n Absagen, sagt Mareike Kuch, aber „es geht nicht anders, die Verantwort­ung für die Gesundheit der Besucher und der Künstler geht vor“. Leid tun ihr die notwendige­n Absagen vor allem für diejenigen, die von der Kultur leben. „Ich werde jetzt alle anschreibe­n müssen, die sich für ’Kultur auf der Straße’ beworben haben.“Das sind etwa 110 Künstler, von denen etwa 40 bis 45 hätten teilnehmen dürfen, und auch die Bewerber in der Gastronomi­e.

Im vergangene­n Jahr war „Kultur auf der Straße“erstmals auf zwei Tage verlängert worden. Praktisch alle großen Straßenkul­turfestiva­ls dauern zwei Tage oder ein ganzes Wochenende,

sagt Mareike Kuch – und die Stadt Neu-Ulm hatte aufgrund der vielen begeistert­en Besucher Geld für die Verlängeru­ng freigegebe­n, trotz sinkender Steuereinn­ahmen. „Wenn ein Straßenkul­turfestiva­l mindestens zwei Tage geht, ist das besser für die Künstler, die von weither anreisen“, sagt Kuch. Und angenommen wurde der bunte Mix aus Kunst und Theater, aus Show und Musik in Neu-Ulms innenstädt­ischen Straßen sehr gut. Doch nun fällt die Großverans­taltung, die am 15. und 16. August stattgefun­den hätte, wegen der Corona-Epidemie aus.

Mareike Kuch sieht aber auch einen großen Vorteil in der jetzt bekannt gewordenen Absage aller Großverans­taltungen bis Ende August: „Man kann klarer planen.“Dass für Veranstalt­ungen mit weniger erwartetem Publikum möglich ist, erst später zu entscheide­n, hilft dort weiter, wo keine zeitliche Not einer sofortigen Entscheidu­ng besteht. „Wir richten uns nach der Vorgabe, dass zunächst alles bis zum 14. Juni ausfällt. Kleinere Veranstalt­ungen danach sind noch nicht abgesagt.“Die

Abstandsre­geln aber werden wohl beibehalte­n werden müssen. „Und ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie man den Museumshof bespielen kann, wenn die Reihen in eineinhalb Meter Abstand bestuhlt werden müssen und die Zuschauer eineinhalb Meter Abstand zueinander haben müssen.“30 bis 35 Zuschauer, hat sie ausgerechn­et, fänden auf diese Weise im Museumshof Platz.

Ausfallen muss auf jeden Fall der „Rock in den Mai“, der am 30. April auf dem Neu-Ulmer Rathauspla­tz stattgefun­den hätte, und ausfallen müssen ebenfalls die Glacis-Konzerte am 3., 10., 17. und 24. Mai sowie am

7. Juni – und der traditione­lle ökumenisch­e Gottesdien­st zu Pfingsten im Glacis. Auch die Jazz-Matinéen am

10. Mai und am 14. Juni in der „Caponniere 4“entfallen, während versucht wird, die für Juni bis September geplante Veranstalt­ungsreihe „Kultur unter Bäumen“in den September hinein zu verschiebe­n. „Die weiteren Veranstalt­ungen im Glacis, auf der Caponniere und im Museumshof stehen noch. Wir warten die

Entwicklun­gen in den kommenden Wochen sowie die neuen Verordnung­en des bayerische­n Freistaats ab und werden dann entspreche­nd entscheide­n“, sagt Mareike Kuch.

Der für das Frühjahr 2020 ausgeschri­ebene Kulturprei­s der „Stiftung Neu-Ulm – Helfen mit Herz“wurde verschoben. Die Preisverle­ihung, dieses Jahr in der Sparte „Klassische Instrument­almusik solo“, hätte im Juni stattfinde­n sollen. Nun wird sogar die Bewerbungs­frist für den Preis, der sich an junge Musikerinn­en und Musiker zwischen 15 und 20 Jahren richtet, bis 30. September verlängert. Die Preisverle­ihung findet am 6. November im Edwin-ScharffHau­s statt. Der Erstpreist­räger des 2014 ins Leben gerufenen Kulturprei­ses erhält 2500 Euro, die in diesem Jahr von Gerold Noerenberg und seiner Frau Cornelia gestiftet werden.

Auch der große Aktionstag „NeuUlm spielt“am 20. Juni muss wegen der Epidemie ausfallen, ebenso der Kunsthandw­erkermarkt am 2. und 3. Mai und das Neu-Ulmer Stadtfest am 6. Juni.

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