Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Alleinsein muss nicht Einsamkeit bedeuten
Die Auseinandersetzung mit sich selbst kann Kreativität und Konzentration fördern
GBREMEN/KASSEL (dpa) - „Das Alleinsein gehört zum Menschen dazu wie alles andere auch“, sagt die Gesundheitspsychologin Sonia Lippke. Manche genießen dieses Gefühl und sind sich seiner Vorteile bewusst. Andere ertragen es kaum. „Aber Angst muss es einem nicht machen“, so die Professorin, die an der Jacobs University Bremen unterrichtet.
Heute ist das Alleinsein ein neutraler Begriff, der oft auch positiv verwendet werden kann. „Das war im 18. und 19. Jahrhundert anders“, sagt der Soziologe Janosch Schobin von der Universität Kassel (Foto: David Wüstehube/Uni Kassel). Damals waren Wortschöpfungen wie „mutterseelenallein“und Konjunktionen wie „ganz allein“gebräuchlich. Gemeint war damit: von allen geliebten Menschen verlassen, ohne sozialen Schutz. Die Einsamkeit war dagegen eher positiv. Sie bezog sich auf spirituelle Erlebnisse oder besondere Erfahrungen.
„Heute hat sich das fast komplett gedreht“, sagt Schobin. „Alleinsein wird viel stärker mit Autonomievorstellungen verbunden – alleine leben, selbstständig sein. Einsamkeit wird dagegen eher mit Mangelerfahrungen und dem Verlust von Autonomie assoziiert: Einsamkeit ist zu einer Art des Gefangenseins im Alleinsein geworden.“
Neueste Forschungen belegen, dass ein gewisses Maß an Alleinsein uns guttut. Es fördert zum Beispiel die Kreativität, die Konzentration und das Lernen.
„Man hat mehr
Zeit, sich mit sich selbst und Dingen auseinanderzusetzen und kann so neue Ideen entwickeln“, sagt
Lippke (Foto: Jacobs University
Bremen). „Es ist also eine Art Selbstreflexion.“Ist man dagegen ständig mit anderen zusammen oder läuft mit der Masse mit, stellt man nur schwer fest, was einen selber ausmacht und fördert.
Durch das Alleinsein kann man sich auch selbst regulieren und vielleicht sogar etwas im Leben verbessern. Nimmt man sich vor, sportlicher zu werden, scheitert das oft am