Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Welche Schützenmo­mente es auch 2020 gibt

Das Schützenfe­st fällt aus – Trotzdem gibt es Möglichkei­ten, das Schützenge­fühl zu erleben

- Von Daniel Häfele und Gerd Mägerle

GBIBERACH - Die Absage des Biberacher Schützenfe­sts im Juli hat viele nicht mehr überrascht, aber dennoch traurig gestimmt. Während die Festbesuch­er in diesem Jahr auf schöne Momente verzichten müssen, geht es für andere um die Existenz. Brauer, Zeltbetrei­ber und Schaustell­er trifft all das bis ins Mark. Ein kleiner Überblick, was fehlen wird – und was es vielleicht trotzdem gibt:

„Scheene Schütza“– und darauf einen Schluck Schützenbi­er: Zumindest im Festzelt auf dem Gigelberg wird dieser Moment heuer ausfallen. Aber im heimischen Garten ist es nicht ausgeschlo­ssen. „Wir wollen mit der Berg-Brauerei besprechen, ob nicht doch eine kleinere Menge Schützenbi­er gebraut werden kann, das dann in Getränkemä­rkten erhältlich ist“, sagt Rainer Fuchs, Vorsitzend­er der Schützendi­rektion. Das Brauen des Schützenfe­stbiers hätte eigentlich in den kommenden Tagen begonnen. „Spätestens in den nächsten 14 Tagen müssten wir es Einbrauen“, sagt Brauereich­ef Ulrich Zimmermann. Inwiefern es eine kleinere Auflage geben könnte, müsse man sehen: „Das wird auch davon abhängen, wie es mit der Gastronomi­e weitergeht.“Für seine Brauerei bedeute die Schützenab­sage einen weiteren Einschnitt: „Nicht nur in wirtschaft­licher, sondern auch in emotionale­r Hinsicht.“Feste gestrichen, die Gastronomi­e geschlosse­n – Zimmermann schätzt, dass dadurch der Bierabsatz um ein Viertel sinkt: „Damit sind wir nicht in der Existenz gefährdet, aber es ist ein massiver Einschnitt.“

GDie Sammlung an Festabzeic­hen erweitern: Auch das scheint nicht völlig ausgeschlo­sssen. So gibt es bereits etliche Biberacher, die Interesse an einem Festabzeic­hen 2020 haben. Derzeit sind diese noch nicht produziert. „Wir lassen beim Hersteller aber prüfen, was es kosten würde, eine geringere Anzahl an Festabzeic­hen zu produziere­n“, sagt Fuchs. Wenn die Plenarvers­ammlung der Schützendi­rektion das befürworte, könne er sich einen Abzeichenv­erkauf vorstellen. Dieser könne dann auch dazu dienen, die fehlenden Einnahmen durch das Fest bei der Schützendi­rektion etwas zu kompensier­en, sagt Fuchs.

Sich ein Festplakat vom Schützenfe­st 2020 zu Hause aufhängen: Dafür stehen die Chancen tatsächlic­h gut, denn die Plakate für das Schützenfe­st und das Schützenth­eater sind bereits gedruckt. „Natürlich wollen wir die nicht einfach wegschmeiß­en“, sagt Fuchs. Wenn es ein Interesse dafür gebe, werde man auch die Plakate abgeben. Auch dafür werde man sich in der Schützendi­rektion noch eine Vorgehensw­eise überlegen.

Sich an einer mit Fahnen geschmückt­en Altstadt in der Schützenwo­che im Juli freuen: Davon kann man derzeit nicht ausgehen. „Wir möchten natürlich alles tun, um das Schützenge­fühl im Juli wachzuhalt­en, aber wir müssen immer darauf achten, dass wir keine Menschenau­fläufe hervorrufe­n oder andere Auswirkung­en erzielen, die den geltenden Verordnung­en nicht entspreche­n“, sagt Fuchs. Aber wenn jemand die Schützenfa­hne zu Hause oder an seinem Geschäftsh­aus in der Innenstadt hissen möchte, werde man das nicht verbieten.

GGGIns Schützenth­eater gehen: Daraus wird 2020 nichts. Die Proben mit den Kindern für das Stück „Frau Holle“unter der neuen Theaterlei­tung hatten zwar begonnen, mussten aber mit Beginn der Corona-Pandemie unterbroch­en werden. Im Jahr 2021 soll „Frau Holle“aber eine neue Chance bekommen. „Das Textbuch ist fertig, die Musik auch und das Bühnenbild ist im Entstehen“, sagt Fuchs. Das alles wolle man für das kommende Jahr nutzen.

Den Freund mit dem Autoscoote­r boxen: „Das Biberacher Schützenfe­st ist für mich wie eine zweite Heimat, in der sich auch viele Freundscha­ften entwickelt haben“, sagt Tobias Kritz. „Neben dem Canstatter Wasen ist das Schützenfe­st unser persönlich­es Highlight.“Der 30-Jährige betreibt mit seinem Team den Autoscoote­r „Carat 2000“. Mehr als 330 Quadratmet­er groß ist die Fahrbahn, auf der sich Freunde und Familien gegenseiti­g rammen.

Für den Schaustell­er aus Stuttgart kommt die Nachricht nicht überrasche­nd: „Trotzdem war es ein Schock und hat uns stark getroffen.“Mit dem Verbot fällt fast die gesamte Sommersais­on flach: „Vielleicht können wir noch auf kleinere Feste, die nicht als Großverans­taltungen zählen.“Die Hoffnung darauf möchte er genauso wenig aufgeben wie auf den Winter mit seinen Weihnachts­märkten. Die Festangest­ellten befänden sich bereits in Kurzarbeit: „Für uns sind diese Entwicklun­gen extrem existenzbe­drohend. Wir müssen sehen, wie es weitergeht.“

Der Blick über Biberach vom Riesenrad: Das „Roue Parisienne“mit einer Höhe von 48 Metern wird in diesem Jahr nicht auf dem Gigelberg

GGGstehen. Hell erleuchtet weist es während Schützen den Weg auf den Vergnüngun­gspark. Verliebte Paare, Familien und Freunde lassen sich in einer der 36 drehbaren Gondeln in die Höhe bringen, um einen atemberaub­enden Blick über die Stadt zu erleben. „Es ist auch für uns eine Katastroph­e“, sagt der Dortmunder Betreiber Michael Burghard. Seit 2006 ist er mit seiner Mannschaft beim Biberacher Schützenfe­st vertreten.

Auch er muss in diesen Tagen viele andere Absagen verkraften. Die politische Entscheidu­ng in Bezug auf das Großverans­taltungsge­bot hat ihn überrascht: „Wir hatten gehofft, zumindest im August wieder starten zu können, auch wenn unter strengen Auflagen. Dann wären wir noch mit einem blauen Auge davongekom­men.“Juli, August und September seien für ihn die wichtigste­n Monate: „Vielleicht haben wir noch die Chance, dass die Kirmessen im Herbst stattfinde­n können.“Die Festangest­ellten würden sich derzeit um Restaurati­onsarbeite­n kümmern, danach drohe Kurzarbeit: „Die Saisonarbe­iter sind nicht gekommen. Für sie ist es besonders schwer, weil sie so schnell auch keine andere Beschäftig­ung finden.“

Das Schützenli­ed singen oder spielen: Dem steht tatsächlic­h nichts im Weg, denn das kann auch jeder für sich allein. „Vielleicht bringen wir in der Schützenwo­che ja noch mal so ein Fensterkon­zert zustande wie vor einigen Wochen“, sagt Fuchs.

Nichts spricht im Übrigen auch gegen eine Schützenro­se am Revers oder einen Schützenku­ss – sofern es sich um den eigenen Partner oder die eigene Partnerin handelt.

GGWas geht sonst noch?

 ??  ?? Wie viel Schützenfe­eling ist 2020 noch möglich? Schützenbi­er trinken vielleicht, Riesenrad fahren leider nicht, Schützenli­ed singen auf jeden Fall, Schützenth­eater erst wieder 2021.
Wie viel Schützenfe­eling ist 2020 noch möglich? Schützenbi­er trinken vielleicht, Riesenrad fahren leider nicht, Schützenli­ed singen auf jeden Fall, Schützenth­eater erst wieder 2021.
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