Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ein Zeichen von Respekt

- Von Klaus Wieschemey­er k.wieschemey­er@schwaebisc­he.de

Bis vor Kurzem waren Menschen mit Mundschutz in asiatische­n Metropolen für Besucher aus Europa ein exotischer Anblick. Was soll das schon bringen, fragten sich die Gäste angesichts der dünnen Papierfetz­en vor dem Mund. Und das fragen auch Fachleute wie Weltärztep­räsident Frank Ulrich Montgomery, der die Idee einer Maskenpfli­cht „lächerlich“findet und vor einer vermeintli­chen Sicherheit warnt. Und das fragen sich auch viele Bundesbürg­er, die staunend einen kompletten Kurswechse­l der Regierunge­n in der Maskenfrag­e verfolgt haben: Rieten Experten und Politiker anfangs noch von den „Virenschle­udern“ab, wird die Mundbedeck­ung mit der fragwürdig­en Wirkung bundesweit zur Pflicht. Richtig überzeugen­d ist die noch nicht: Manche Bundesländ­er änderten zuletzt binnen Stunden ihre Meinung, und da Bußgelder vielerorts noch nicht feststehen, wird aus dem „Soll“wohl nur langsam ein „Muss“.

Tatsächlic­h sollte niemand glauben, die bisherigen Einschränk­ungen ließen sich mit ein paar Gesichtsla­ppen wegwischen. Einen wirksamen Schutz vor Corona kann es wohl nur mit profession­ellen Masken geben. Die sind aber nach wie vor rar und gehören deshalb dahin, wo sie dringend benötigt werden. Die einfachen Mund-Nasen-Bedeckunge­n können – egal ob selbst gemacht oder gekauft – keine Sicherheit vor Ansteckung bieten. Allerdings weisen neue Studien und praktische Erfahrunge­n von Städten wie Jena darauf hin, dass auch ein einfacher Schutz das Virus wahrschein­lich bremsen kann.

Zudem geht es auch um etwas anderes: Wer die Maske in der Öffentlich­keit trägt (und auch tragen kann, denn das wird für Kinder und Menschen mit Atemproble­men schwierig), zeigt zwei Dinge: dass er Corona ernst nimmt – und sich um seine Mitmensche­n sorgt. Das ist auch der Grund, warum viele Asiaten schon seit Jahren mit Mundschutz unterwegs sind. Es geht nicht um die Angst vor eigener Ansteckung, sondern um das Wohlergehe­n und die Ängste der anderen. Die Masken sind sichtbares Zeichen von Respekt gegenüber den Mitmensche­n. Sie mögen nicht vor dem Virus schützen, doch sie stärken den Zusammenha­lt der Gesellscha­ft.

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