Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Zweifelhaf­tes Geschäftsm­odell

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Gerade in verwirrend­en Zeiten ist es doch tröstlich, dass alte Weisheiten weiter gültig sind, etwa das Sätzchen „Not macht erfinderis­ch“. Jedenfalls bietet die Stadt Freiburg die Tiere des dortigen Zoos ab sofort als Mitwirkend­e für Videokonfe­renzen an. Bei derartigen fernmündli­chen Schalten brüllen zum Homeoffice verurteilt­e Arbeitnehm­er im heimischen Keller in Mikrofone, um anderen Menschen jenen Unfug näherzubri­ngen, den sie normalerwe­ise an der Kaffeethek­e im Büro loswerden. Die Idee, dass hierbei ein Esel, ein Lama, ein Wasserbüff­el

oder auch eine Ziege mitquatsch­en könnte, klingt zunächst durchaus plausibel. Noch geprüft wird im Breisgau übrigens, ob auch Kamele geeignet wären.

Freiburgs OB Martin Horn machte den Anfang und plauderte mit einem grunzenden Wollschwei­n. Das Angebot sei gedacht als Aufmunteru­ng in Corona-Zeiten, sagte er. Firmen, Konzerne und Normalbürg­er können gegen eine Spende von mindestens 100 Euro eine Schalte buchen. Im Gehege wartet ein Pfleger darauf, das Tier per Handy zum Teilnehmer der Konferenz zu machen.

Dennoch bestehen massive Zweifel an diesem Geschäftsm­odell: Der Redaktion wurde aus gut unterricht­eten Kreisen zugetragen, dass in vielen Videokonfe­renzen – natürlich nicht bei jenen in unserem Hause – ohnehin mindestens ein Esel, ein Rindvieh oder eine Ziege aufgetauch­t sein soll. Teilweise mit Krawatte, teilweise im Blüschen. Und dies gratis. Die Freiburger sollten zwingend auf die Kamele setzen. Dass einem ein Lama aufs Laptop spuckt, will ja sowieso keiner. (jos)

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FOTO: DPA Für Eseleien zu haben: Freiburgs Stadtoberh­aupt Martin Horn.

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