Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Den Menschen in der Krise etwas Freude bringen

Die Steyler Schwestern Viktoria und Ewa harren in der Kommunität in Athen aus

- Von Barbara Braig

GLAUPHEIM/ATHEN - Seit mehreren Jahren unterstütz­t die SZ-Aktion „Helfen bringt Freude“auch die Flüchtling­sprojekte der Steyler Missionssc­hwestern in Griechenla­nd. Auch dort hat die Corona-Pandemie Auswirkung­en auf die Arbeit der Helferinne­n.

So schildert Schwester Viktoria, die aus der Ukraine stammt und sich seit acht Monaten in der „Community in Movement“in Athen beim Jesuiten Flüchtling­sdienst (JRS) engagiert, ihre Eindrücke. Sie hat sich wie ihre Mitschwest­er Ewa entschiede­n, trotz der Corona-Krise ihren Einsatz fortzuführ­en.

Die 81-jährige Schwester Ada, die den SZ-Lesern aus einem Artikel im Rahmen der Aktion „Helfen bringt Freude“vielleicht noch im Gedächtnis ist, musste vorerst zurück nach Österreich reisen, da sie aufgrund ihres hohen Alters zur Risikogrup­pe gehört. Auch die Schwestern Preethy und Carmen verließen Griechenla­nd, ebenso wie alle Freiwillig­en des JRS.

Eigentlich gibt Schwester Viktoria Englischun­terricht für Erwachsene und Kinder, außerdem Mal- und andere Bastelstun­den für die Kleinsten. Doch seit 23. März gibt es in Griechenla­nd eine Ausgangssp­erre. „Wir mussten alle Aktivitäte­n einstellen und in das Haus der Jesuiten ziehen.“Das Haus dürfen die Schwestern nur verlassen, um Lebensmitt­el und Medikament­e zu kaufen oder einen kurzen Spaziergan­g zu machen. „Seit einem Monat leben wir quasi als Klausur-Schwestern.“

Anfangs blieb der Kleiderlad­en der Steyler Schwestern noch geöffnet, „doch es kamen nur sehr wenige Flüchtling­e“. Denn auch diese hätten den Ernst der Lage erkannt und versucht, an ihren jeweiligen Standorten zu bleiben. Mittlerwei­le ist auch der Kleiderlad­en zu.

Einmal in der Woche kommen einige obdachlose Flüchtling­e, die in den Parks von Athen leben, zu den Schwestern, weil sie woanders nichts zu essen bekommen können, und erhalten in der Kommunität ein paar Lebensmitt­el. „Mit einigen anderen, die in den Lagern eingesperr­t sind, halten wir übers Handy Kontakt“, berichtet Schwester Viktoria. Es sei eine schwierige Situation: „Die Menschen werden depressiv, weil sie an einem Ort eingesperr­t sind. Da ist es umso rührender, wenn sie uns anrufen oder eine SMS schreiben, um zu fragen, ob es uns gut geht.“

Bislang sei die Situation mit Covid-19 in Griechenla­nd nicht so schlimm wie in anderen europäisch­en Ländern. Doch wurde ein Flüchtling­slager in Ritsona, nordöstlic­h von Athen gelegen, unter Quarantäne gestellt. „Nur Gott weiß, wie die wahre Situation aussieht.“

Bevor die Corona-Krise über Griechenla­nd hereinbrac­h, hatte Schwester Viktoria damit begonnen,

Puppen im ukrainisch­en Stil für die Flüchtling­skinder herzustell­en. „Jetzt setzen wir diese Aktivität mit der Hoffnung fort, dass wir sehr bald auf die Straße gehen und sie an die Kinder verteilen können, um ihnen ein bisschen mehr Freude zu bereiten“, sagt sie. „Wir versuchen auch, den Englischun­terricht online fortzusetz­en, Videos zu erstellen und sie auf der Facebook-Seite des JRS zu veröffentl­ichen.“Die Schwestern sind sich jedoch bewusst, dass viele der Schüler keinen Zugang zum Internet haben und im Moment eher Bedürfniss­e wie Lebensmitt­el, Kleidung und Medizin im Vordergrun­d stehen.

„Wir warten auf einige Veränderun­gen zum Besseren, um in unserer Kommunität wieder mehr bewegen zu können“, meinen die beiden Ordensschw­estern. Bis es so weit ist, beten sie für die Menschen – und versuchen, ihnen nach Möglichkei­t etwas Freude zu bringen.

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Die 81-jährige Schwester Ada ist nach Österreich zurückgeke­hrt.
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Schwester Viktoria ist in Athen geblieben.

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