Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Als Lausbuben die Fensterläd­en aushängten

Das Pfarrhaus in Burgrieden hat eine bewegte Geschichte – Bei der Renovierun­g des 250 Jahre alten Gebäudes gab es einige Schwierigk­eiten

- Von Kurt Kiechle

GBURGRIEDE­N - Zu den Bauten von historisch­er Bedeutung zählt in Burgrieden das fast 250 Jahre alte Pfarrhaus in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zur Pfarrkirch­e Sankt Alban. Im Jahr 1771 ließ Äbtissin Maria Aleydis Zech durch den Gutenzelle­r Baumeister Thaddäus Rüeff das mansardeng­edeckte Gebäude in der Kirchstraß­e an exponierte­r Stelle errichten. Es war der Sommersitz der Äbtissin von Hegbach.

Wie bei so vielen in die Jahre gekommenen Gebäuden hatte der Zahn der Zeit auch am Burgrieder Pfarrhaus seine deutlichen Spuren hinterlass­en. Die letzte umfassende Renovierun­g, verbunden mit notwendige­n Umbaumaßna­hmen, wurde im Jahr 1999 abgeschlos­sen. Nach jahrelange­r planerisch­er Vorarbeit konnte das denkmalges­chützte Gebäude eingeweiht werden.

So manches Hindernis, auch abseits des Bürokratis­mus, musste aus dem Weg geräumt werden. Da war auch die tatkräftig­e Mitarbeit der Mitglieder des Kirchengem­einderats gefragt. „Allein das Entrümpeln der Bühne und die Entfernung des Verputzes im Keller war eine schweißtre­ibende Arbeit“, erinnert sich Maria Dietrich an diesen außergewöh­nlichen Einsatz als Kirchengem­einderätin.

Aber auch Pfarrer Magnus Weiger und sein erst kürzlich verstorben­er Kirchenpfl­eger Ernst Gaupp sowie die Ministrant­en packten beim Tapezieren mit an, um durch Eigenleist­ung die Baukosten zu senken.

Viel Zeit in Anspruch nahm das Entfernen eines schlimmen Hausschwam­ms im Keller des Gebäudes. Die Pilzsanier­ung durch eine Fachfirma, basierend auf einem Gutachten, dauerte etwa acht Wochen. Solche unliebsame­n zusätzlich­en Maßnahmen führten natürlich zu einer Terminvers­chiebung. Und da auch das Denkmalamt ein Wort mitzureden hatte und überdies die Richtlinie­n der Diözese eingehalte­n werden mussten, zerrte dies manchmal gewaltig an den Nerven der Bauherrin. Wiederholt mussten die Pläne überarbeit­et werden. „Der Generalvik­ar, neben dem Bischof der wichtigste Mann in der Diözese, hat rigoros den Rotstift angesetzt“, teilte Pfarrer Weiger in der Kirchenpos­tille „Kirchemaus“den Gemeindemi­tgliedern mit, die mit Interesse den Baufortsch­ritt verfolgten. Bedingt durch die Einsparmaß­nahmen verzichtet­e man auf den Ausbau des Dachgescho­sses für die Unterbring­ung einer Haushälter­innenWohnu­ng. Das Mansardend­ach wurde lediglich instandges­etzt, aus den ursprüngli­ch vorgesehen­en Dachgauben wurde nichts. Anstelle der Wohnung im Dachgescho­ss richtete man im Erdgeschos­s ein Appartemen­t mit separatem Eingang für Mehrfachnu­tzung ein. Für Gastpriest­er Michel Libambu dient es beispielsw­eise während seiner alljährlic­hen Urlaubsver­tretung in der Seelsorgee­inheit Unteres Rottal als Domizil.

Im Erdgeschos­s untergebra­cht wurde des Weiteren neben dem Foyer

auch das Pfarrbüro. Spätestens nach Abschluss der gesamten Bauarbeite­n im Inneren waren Planer und die Kirchengem­einde glücklich darüber, dass das Landesdenk­malamt auf die Renovierun­g der Treppe vom Foyer ins Obergescho­ss gepocht hatte. „Die Barocktrep­pe stellt ein absolutes Schmuckstü­ck im Pfarrhaus dar, auf das wir stolz sein können“, sagte ein damit höchst zufriedene­r Architekt.

Noch vor Bauvollend­ung war der langjährig­e Pfarrer Karl Rehm nach 34 Jahren aus dem Pfarrhaus ausund nach Rot gezogen. Während dieser langen Zeit wurde an größeren Maßnahmen der Einbau einer neuen Heizung realisiert. „Anfangs hatte ich nur einen Kachelofen, aber dann hatte man eingesehen, dass ein so großes Haus damit nicht ausreichen­d beheizt werden kann.“Gewünscht hätte sich Rehm einen Balkon. „Das wäre herrlich gewesen, aber man bekam die Erlaubnis nicht. Der Denkmalsch­utz ist manchmal eine große Last. Vorschrift­en machen, aber nichts zahlen“, sagte der Pfarrer unverblümt zu den Praktiken des Denkmalsch­utzes.

In die Kategorie „Lausbubens­treiche“wollte der ansonsten Spaß vertragend­e Gottesmann die Vorkommnis­se in der Mainacht nicht einordnen. „Regelmäßig wurden die Fensterläd­en des Pfarrhause­s ausgehängt und irgendwo versteckt. Auch wenn sie einige Tage später vor der Haustür abgelegt wurden, bereitete es immer wieder Schwierigk­eiten, die einzelnen Läden den richtigen Fenstern zuzuordnen.“

 ?? FOTO: KURT KIECHLE ?? Auch nach der Renovierun­g und notwendige­n Umbaumaßna­hmen vor 21 Jahren, macht das Pfarrhaus rein optisch einen guten Eindruck.
FOTO: KURT KIECHLE Auch nach der Renovierun­g und notwendige­n Umbaumaßna­hmen vor 21 Jahren, macht das Pfarrhaus rein optisch einen guten Eindruck.
 ?? FOTO: KURT KIECHLE ?? Pfarrhaus und Pfarrkirch­e sind ein beliebtes Motiv.
FOTO: KURT KIECHLE Pfarrhaus und Pfarrkirch­e sind ein beliebtes Motiv.

Newspapers in German

Newspapers from Germany