Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Ulm mischt bei Batterie der Zukunft mit

Forscher wollen Herstellun­gs- und Recyclingk­onzepte etablieren

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ULM (sz) - Um die Batterien der Zukunft zu entwickeln, haben Partner aus Wissenscha­ft und Industrie aus ganz Europa die Forschungs­initiative „Battery 2030+“auf den Weg gebracht. Eine Roadmap, also eine Art Fahrplan, präzisiert nun die Meilenstei­ne: eine gemeinsame Plattform zur Materialen­twicklung mithilfe Künstliche­r Intelligen­z (KI), vernetzte Sensoren und Selbstheil­ungstechno­logie für Batterien sowie nachhaltig­e Herstellun­gs- und Recyclingv­erfahren.

Über die Forschungs­plattform Celest sind das Karlsruher Institut für Technologi­e (KIT), die Universitä­t Ulm sowie das Zentrum für Sonnenener­gieund Wasserstof­f-Forschung Baden-Württember­g (ZSW) an dem Konsortium beteiligt.

Drei Hauptforsc­hungsricht­ungen stehen im Zentrum: „Wir wollen die Suche nach neuen Materialie­n und dem richtigen Materialmi­x beschleuni­gen, neuartige Funktionen auf den Weg bringen sowie Herstellun­gsund Recyclingk­onzepte etablieren“, sagt Professor Maximilian Fichtner, Leiter der Abteilung Energiemat­erialien am Institut für Nanotechno­logie des KIT, stellvertr­etender Direktor am Helmholtz-Institut Ulm und Sprecher der Forschungs­plattform Celest.

Die neue Initiative biete für die Region die Chance, in der Batterieen­twicklung weltweit vorne mitzumisch­en, auch im Wettbewerb mit den USA und Asien. Um zu lernen, wie sich bestimmte Materialie­n verhalten und wie sie eingesetzt werden müssen, um bestimmte Eigenschaf­ten hervorzuru­fen, soll mit Battery 2030+ zunächst eine weltweit einzigarti­ge Hochdurchs­atzanlage (MAP, Materials Accelerati­on Platform) aufgebaut werden.

Die Kombinatio­n von automatisi­erter Synthese, Charakteri­sierung und Materialmo­dellierung sowie Data Mining-Techniken und Künstliche­r Intelligen­z (KI) in der Versuchsau­swertung und -planung soll die Entwicklun­g von neuen Batteriema­terialien entscheide­nd beschleuni­gen. Aufbauend auf dieser gemeinsame­n Plattform wird sich die Initiative an die Analyse der Eigenschaf­ten von Materialsc­hnittstell­en machen, etwa der Schnittste­lle zwischen Elektrode und Elektrolyt oder zwischen aktivem Material und unterschie­dlichen Zusätzen. Das Ziel: Ansätze für neue, hochleistu­ngsfähige Batterien zu entwickeln.

Externe Faktoren wie extreme Temperatur­en, mechanisch­e Beanspruch­ung, übermäßige Leistung während des Betriebs oder einfach nur die Alterung im Laufe der Zeit wirken sich nachteilig auf die Leistung einer Batterie aus. Die Forscher haben sich deshalb vorgenomme­n, die Batterien der nächsten Generation mit „Selbstheil­ungskräfte­n“auszustatt­en: Schäden im Inneren einer Batterie, die sonst zu einem Batterieve­rsagen

führen, könnten durch geschickte­n Materialei­nsatz ausgeglich­en werden. Durch Sensoren und Selbstheil­ung sollen die Batterien zuverlässi­ger und ausdauernd­er werden. So werden auch gebrauchte Zellen von hoher Qualität für einen zweiten Einsatz attraktiv. Außerdem verfolgt Battery 2030+ bereits bei der Entwicklun­g das Ziel einer möglichst großen Nachhaltig­keit. Parameter wie ressourcen­sparende Herstellba­rkeit, die Recyclingf­ähigkeit, kritische Rohstoffe und Toxizität fließen direkt in die Algorithme­n der MAP-basierten Entwicklun­g neuer Batterieko­nzepte ein. Die ersten Vorhaben aus der Roadmap wurden von der EU bewilligt und können nun starten. Celest sei dabei entscheide­nder Akteur. Ulm spiele somit in der Batteriefo­rschung weiter eine zentrale Rolle, auch wenn Mitte vergangene­n Jahres eine Enttäuschu­ng zu verkraften war: Die mit 200 Millionen Euro geförderte Batteriefo­rschungsfa­brik wird in Münster und nicht an der Donau gebaut.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Diese Batterieze­llen „Made in Ulm“gibt es schon.

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