Schwäbische Zeitung (Laupheim)
„Grundsätzlich eine schlechte Nachricht“
müsse bei der Arbeit einen Mundschutz tragen.
Da die Lokale um 23 Uhr schließen müssen, bleibt die Lage für Discos und Nachtclubs schwierig. „Zu Lokalen mit lauter Musik lässt sich keine plausible Zukunftsprognose für die nächsten Monate abgeben“, sagte Köstinger.
Neuigkeiten gab es am Dienstag von der Regierung auch für die Hotellerie. Alle Beherbergungsbetriebe dürfen vom 29. Mai an wieder Gäste empfangen. „Die gesamte Branche hat eine Vollbremsung hingelegt. Für Betriebe waren die letzten Wochen extrem schwierig, in vielen Fällen natürlich existenzbedrohend“, so Köstinger. Die Hotels waren Ende März per Regierungserlass geschlossen worden. Details zum Neustart am 29. Mai konnte Köstinger noch nicht ausführen. Sie verwies aber darauf, dass die Regeln ähnlich denen in der Gastronomie sein werden.
Prognosen verdeutlichen bereits den drohenden Einbruch im Tourismus. Der Tourismusberater Ennemoser Consulting befürchtet in diesem Jahr ein Abrutschen der Übernachtungszahlen auf das Niveau der 1970er Jahre – von zuletzt 153 Millionen auf nur noch 89 Millionen. „So gesehen wurden wir über Nacht in die 1970er-Jahre katapultiert“, so der Touristiker vor wenigen Tagen. Ob auch deutsche Gäste kommen dürfen, ist unklar. Noch verhindern das die strikten Reisebeschränkungen.
Die aktuellen Sehnsüchte der Österreicher hat eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsunternehmens TQS unter 1000 Bürgern ans Licht gebracht. Ganz weit vorne rangieren die Wiederaufnahme der sozialen Kontakte und der Besuch von Lokalen, Cafés und Restaurants. Bedenklich sind die Ergebnisse aber für den Einzelhandel. Nur vier Prozent der Befragten gaben an, dass sie das Shopping vermissen würden. Es sei verfrüht zu glauben, die Krise sei vorbei, sagte Anschober. „Wir können jederzeit Stopp sagen“, lautete seine Warnung, die bei Pressekonferenzen der österreichischen Regierung derzeit nie fehlt.
Um eine zweite Erkrankungswelle zu vermeiden, setzt Österreich seit Beginn der Krise auch auf die Erfahrungen anderer Staaten. Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist nach eigenen Worten sehr am Rat von Ländern wie Südkorea, Singapur oder Israel interessiert. Am Dienstag führte er nach Angaben des Kanzleramts ein Telefonat mit Südkoreas Präsident Moon Jae In. Beide Länder verbinde ihre Strategie, mit harten Maßnahmen das Coronavirus früh eingedämmt zu haben, so Kurz. „Wir haben daher heute darüber gesprochen, wie man die Wirtschaft wieder ankurbeln kann und gleichzeitig das Virus unter Kontrolle behalten kann.“
RAVENSBURG - Die Reproduktionszahl gibt Aufschluss über die Ansteckungsrate in der Corona-Pandemie. Nachdem sie in den vergangenen Tagen gesunken war, ist sie nun wieder gestiegen. Der Virologe Professor Thomas Mertens erklärt im Gespräch mit Daniel Hadrys, was es mit dieser Kennzahl auf sich hat.
Die Reproduktionszahl steigt wieder, jeder Mensch steckt im Schnitt wieder einen weiteren an. Wie haben Sie diese Nachricht aufgenommen?
Das ist grundsätzlich eine schlechte Nachricht, aber wir müssen uns noch etwas Zeit geben und den Verlauf genau beobachten. Es kann durchaus auch von Tag zu Tag zu geringen Schwankungen nach oben oder unten kommen.
Gehen Sie davon aus, dass die Zahl noch weiter steigen wird?
Wenn wir durch Veränderung der bislang gültigen Maßnahmen und/ oder durch Verhaltensänderungen der Menschen, zum Beispiel auch als Folge etlicher, meiner Meinung nach wenig sinnvoller Diskussionen im Fernsehen, mehr Infektionen in der Bevölkerung zulassen, dann wird zunächst die Reproduktionszahl steigen und zwar so lange, bis zum Beispiel Herdenimmunität einsetzt, was noch länger dauern wird, oder bis erneut übertragungshemmende
Maßnahmen eingeführt werden. Wie bereits mehrfach gesagt, ist es entscheidend R0 wenigstens so zu begrenzen, dass unser Gesundheitssystem nicht überlastet wird.
Welchen Zeitpunkt bildet die sogenannte Basisreproduktionszahl überhaupt ab?