Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Corona fordert Förderbank
Baden-Württembergs L-Bank zahlt mehr als 1,58 Milliarden Euro Soforthilfe aus – Krise wird Spuren in der Bilanz hinterlassen
GSTUTTGART - Die L-Bank ist während der aktuellen Pandemie stark gefordert. So sind derzeit bis zu 1000 Mitarbeiter der baden-württembergischen Förderbank mit Sitz in Karlsruhe mit der Abwicklung der Corona-Soforthilfe im Auftrag des Landes und des Bundes beschäftigt – „ein enormer Kraftakt“, wie die Vorsitzende des Vorstands, Edith Weymayr, am Mittwoch bei der Vorstellung der Bilanzzahlen in einer Videokonferenz sagte. Bisher seien in Baden-Württemberg mehr als 163 000 Anträge in einer Gesamthöhe von über 1,58 Milliarden Euro an die Unternehmen ausgezahlt worden. 20 000 Anträge seien abgelehnt worden. Mit einem Zuschuss von bis zu 30 000 Euro für Soloselbstständige, Freiberufler und Kleinunternehmen mit weniger als 50 Mitarbeitern ist es laut Weymayr gelungen, einen augenblicklichen Liquiditätsengpass abzufangen.
Neben diesem Soforthilfe-Zuschuss zieht die Förderbank des Landes nach eigenen Worten weitere Register, um mit zinsgünstigen Krediten, Tilgungszuschüssen, Bürgschaften und Beteiligungskapital auf individuelle Notsituationen von Firmen einzugehen. Zum einen hat die L-Bank dafür das Instrument des Liquiditätshilfekredits reaktiviert und bereits mehr als 300 Anträge mit einem Volumen von 63 Millionen Euro zugesagt. Und zum anderen arbeitet das Institut derzeit daran, Liquiditätskredite mit verbesserten Bürgschaftsangeboten
und einem Tilgungszuschuss kombinieren zu können. Auf diese Weise soll nicht zuletzt Start-ups unter die Arme gegriffen werden, die bei der Bundeshilfe über die KfW „nicht so sehr im Fokus standen“, wie Weymayr sagte. Vor diesem Hintergrund hat die Landesregierung einen Schutzschirm auf den Weg gebracht, der Start-ups zur Deckung von Liquiditätsbedarf für sechs Monate bis maximal 200 000 Euro pro Einzelfall unterstützen soll.
Natürlich werde die Corona-Krise auch in der Bilanz des Instituts ihre Spuren hinterlassen, sagte Ulrich Theileis, stellvertretender Vorstandschef der L-Bank, insbesondere durch einen zu erwartenden Anstieg der Kosten. Für 2019 berichtete er von einem Rückgang der ordentlichen Erträge auf 355 Millionen Euro (Vorjahr: 398), der vor allem auf die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank zurückzuführen sei. Dennoch ist es laut Weymayr gelungen, Förderkredite in Höhe von 4,9 Milliarden Euro (Vorjahr: 4,8) zu vergeben. Der Mehrwert einer Förderung liege dabei nicht nur in der Zinssubvention, sondern auch in Tilgungszuschüssen oder passenden Laufzeiten, sagte sie. Unterm Strich wurden laut L-Bank mit den Förderkrediten für 11 100 Unternehmen 353 000 Arbeitsplätze gesichert und 15 000 Stellen neu geschaffen. Ein weiterer Schwerpunkt war die soziale Mietwohnraumförderung in Höhe von 388 Millionen Euro, die 2600 Wohneinheiten zugutekam.