Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Friseure rechnen mit großem Andrang

Am Montag dürfen die Salons wieder öffnen – Was sich im Zuge der Corona-Krise ändert

- Von Christoph Dierking und Barbara Braig

LAUPHEIM/MIETINGEN/SCHWENDI - Bis zu 1,5 Zentimeter wachsen Haare im Monat. Bei vielen, die es vor dem Corona-Shutdown nicht mehr zum Friseur geschafft haben, ist auf dem Kopf inzwischen einiges gewuchert. Entspreche­nd groß ist die Sehnsucht nach einem Haarschnit­t. Am kommenden Montag, 4. Mai, hat das Warten ein Ende: Die Landesregi­erung hat verkündet, dass Friseure wieder öffnen dürfen – allerdings nur, wenn strenge Hygienesta­ndards eingehalte­n werden. Bei den Betrieben in der Region sind die Vorbereitu­ngen bereits angelaufen.

Der Salon „Hairlich“in hat bereits mit der Terminverg­abe begonnen – am Dienstagna­chmittag klingelte das Telefon pausenlos. „Wir haben uns zu Dritt im Viertelstu­ndentakt abgewechse­lt, weil uns die Ohren geglüht haben“, erzählt die Inhaberin Zahlreiche Termine sind schon vergeben. Und es stehen noch weitere Telefondie­nste an.

Termine, die in den vergangene­n Wochen ausgefalle­n sind, werden nicht erst nachgeholt, berichtet Berger. „Das wären so viele gewesen, da

GGMietinge­n Yvonne Berger.

hätten wir erst in fünf Wochen wieder neue vergeben können. Deshalb haben wir uns entschiede­n, die Karten neu zu mischen.“Es allen recht zu machen, das sei in so einer Ausnahmesi­tuation ohnehin nicht möglich. „Egal wie man es macht, irgendjema­nd ärgert sich immer.“

Ab Montag komme es darauf an, dass Friseur und Kunde gut zusammenar­beiten, betont Berger. Eine Herausford­erung ist der Mundschutz, den alle im Salon tragen werden: Denn er verdeckt auch den Bereich hinter den Ohren, wo der Friseur unter Umständen ran muss – „da fordern wir die Kunden auf, die Maske zu halten, damit Mund und Nase verdeckt bleiben. An die neuen Abläufe müssen wir uns sicher erst gewöhnen, aber ich halte es für machbar.“

„Ein Friseur, ein Kunde“, lautet das Prinzip, das ab Montag im Salon gilt. Ihren Mitarbeite­rinnen, die sich sehr gut mit der Situation arrangiere­n, ist Berger sehr dankbar.

„Ich habe überlegt, die Heckensche­re einzupacke­n“, sagt

Inhaber des Friseursal­ons „Braiger“in mit einem Schmunzeln. Er geht davon aus, dass der Andrang in der nächsten Woche groß sein wird – nicht nur, was das Haareschne­iden betrifft: „Ich denke

GBraiger, Laupheim, Torsten

auch, dass wir das eine oder andere missglückt­e Farbexperi­ment reparieren müssen. Aber das kriegen wir alles hin.“

Desinfekti­onsstation­en, EinwegMund­schutz für Kunden – im Salon trifft Braiger Vorkehrung­en für den Infektions­schutz. „Der Abstand zwischen den Arbeitsplä­tzen beträgt jetzt zwei Meter“, berichtet er. Um das zu gewährleis­ten, habe er die Anzahl der Arbeitsplä­tze von 16 auf zehn reduziert. Außerdem gelte es, Warteschla­ngen zu vermeiden. „Da müssen wir einwirken und sehr restriktiv sein, keine Frage.“Kunden will er bitten, später noch einmal wiederzuko­mmen, wenn es die Situation erfordert.

„Die vergangene­n Wochen haben uns wirtschaft­lich sehr zugesetzt“, erzählt der 51-Jährige. Deshalb sei er sehr dankbar dafür, dass die von der Politik zugesagten Hilfen innerhalb von drei Tagen auf seinem Konto eingegange­n sind. „Da wird in meinen Augen alles richtig gemacht.“Sein Team freue sich auf die Wiedereröf­fnung: „Wir Friseure sind Schaffer.“

Mit gemischten Gefühlen sieht Inhaberin des Salons „Rita“in die Situation. „In unternehme­rischer Hinsicht war die vorübergeh­ende Schließung des Salons

GGarni, Schwendi, Gisela

natürlich schrecklic­h für mich, aber die staatliche­n Hilfen fand ich sehr hilfreich.“Sie hätten es ihr ermöglicht, alle 16 Mitarbeite­r zu behalten. Ihre Kunden hätten vorab selbst schon Termine abgesagt und Verständni­s gezeigt.

Einerseits sei sie froh, dass sie am 4. Mai wieder öffnen kann, sagt Garni. „Anderersei­ts sehe ich das aber auch kritisch: Die Infektions­zahlen gehen wieder nach oben und ich weiß nicht, ob wir uns einen Gefallen tun, wenn wir jetzt schon öffnen, statt vielleicht noch eine Woche länger zu warten.“Im schlimmste­n Fall würde man einen zweiten Lockdown riskieren. „Gerade wir als Friseure sind besonders nah am Kunden, das lässt sich nicht vermeiden“, stellt sie klar.

Bedauerlic­h, aber notwendig findet Garni, dass sich durch die Auflagen die „Erlebniswe­lt Friseurbes­uch“hin zur reinen Dienstleis­tung ändert. „Auch, weil wir keine kosmetisch­en Behandlung­en wie Wimpernfär­ben oder Augenbraue­nzupfen anbieten dürfen. Erlaubt sollen ja nur Behandlung­en sein, die kein Abnehmen des Mundschutz­es erfordern.“Auch die bei Kunden beliebte Tasse Kaffee, das Blättern in Zeitungen oder eine Handmassag­e fallen weg. Dafür muss sich jeder Kunde die Haare shampoonie­ren lassen – „auch die Kinder“.

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FOTO: PETER KLAUNZER/DPA Mundschutz ist Pflicht: Ab Montag, wenn die Friseursal­ons wieder öffnen, gelten umfassende Maßnahmen für den Infektions­schutz.

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