Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Friseure rechnen mit großem Andrang
Am Montag dürfen die Salons wieder öffnen – Was sich im Zuge der Corona-Krise ändert
LAUPHEIM/MIETINGEN/SCHWENDI - Bis zu 1,5 Zentimeter wachsen Haare im Monat. Bei vielen, die es vor dem Corona-Shutdown nicht mehr zum Friseur geschafft haben, ist auf dem Kopf inzwischen einiges gewuchert. Entsprechend groß ist die Sehnsucht nach einem Haarschnitt. Am kommenden Montag, 4. Mai, hat das Warten ein Ende: Die Landesregierung hat verkündet, dass Friseure wieder öffnen dürfen – allerdings nur, wenn strenge Hygienestandards eingehalten werden. Bei den Betrieben in der Region sind die Vorbereitungen bereits angelaufen.
Der Salon „Hairlich“in hat bereits mit der Terminvergabe begonnen – am Dienstagnachmittag klingelte das Telefon pausenlos. „Wir haben uns zu Dritt im Viertelstundentakt abgewechselt, weil uns die Ohren geglüht haben“, erzählt die Inhaberin Zahlreiche Termine sind schon vergeben. Und es stehen noch weitere Telefondienste an.
Termine, die in den vergangenen Wochen ausgefallen sind, werden nicht erst nachgeholt, berichtet Berger. „Das wären so viele gewesen, da
GGMietingen Yvonne Berger.
hätten wir erst in fünf Wochen wieder neue vergeben können. Deshalb haben wir uns entschieden, die Karten neu zu mischen.“Es allen recht zu machen, das sei in so einer Ausnahmesituation ohnehin nicht möglich. „Egal wie man es macht, irgendjemand ärgert sich immer.“
Ab Montag komme es darauf an, dass Friseur und Kunde gut zusammenarbeiten, betont Berger. Eine Herausforderung ist der Mundschutz, den alle im Salon tragen werden: Denn er verdeckt auch den Bereich hinter den Ohren, wo der Friseur unter Umständen ran muss – „da fordern wir die Kunden auf, die Maske zu halten, damit Mund und Nase verdeckt bleiben. An die neuen Abläufe müssen wir uns sicher erst gewöhnen, aber ich halte es für machbar.“
„Ein Friseur, ein Kunde“, lautet das Prinzip, das ab Montag im Salon gilt. Ihren Mitarbeiterinnen, die sich sehr gut mit der Situation arrangieren, ist Berger sehr dankbar.
„Ich habe überlegt, die Heckenschere einzupacken“, sagt
Inhaber des Friseursalons „Braiger“in mit einem Schmunzeln. Er geht davon aus, dass der Andrang in der nächsten Woche groß sein wird – nicht nur, was das Haareschneiden betrifft: „Ich denke
GBraiger, Laupheim, Torsten
auch, dass wir das eine oder andere missglückte Farbexperiment reparieren müssen. Aber das kriegen wir alles hin.“
Desinfektionsstationen, EinwegMundschutz für Kunden – im Salon trifft Braiger Vorkehrungen für den Infektionsschutz. „Der Abstand zwischen den Arbeitsplätzen beträgt jetzt zwei Meter“, berichtet er. Um das zu gewährleisten, habe er die Anzahl der Arbeitsplätze von 16 auf zehn reduziert. Außerdem gelte es, Warteschlangen zu vermeiden. „Da müssen wir einwirken und sehr restriktiv sein, keine Frage.“Kunden will er bitten, später noch einmal wiederzukommen, wenn es die Situation erfordert.
„Die vergangenen Wochen haben uns wirtschaftlich sehr zugesetzt“, erzählt der 51-Jährige. Deshalb sei er sehr dankbar dafür, dass die von der Politik zugesagten Hilfen innerhalb von drei Tagen auf seinem Konto eingegangen sind. „Da wird in meinen Augen alles richtig gemacht.“Sein Team freue sich auf die Wiedereröffnung: „Wir Friseure sind Schaffer.“
Mit gemischten Gefühlen sieht Inhaberin des Salons „Rita“in die Situation. „In unternehmerischer Hinsicht war die vorübergehende Schließung des Salons
GGarni, Schwendi, Gisela
natürlich schrecklich für mich, aber die staatlichen Hilfen fand ich sehr hilfreich.“Sie hätten es ihr ermöglicht, alle 16 Mitarbeiter zu behalten. Ihre Kunden hätten vorab selbst schon Termine abgesagt und Verständnis gezeigt.
Einerseits sei sie froh, dass sie am 4. Mai wieder öffnen kann, sagt Garni. „Andererseits sehe ich das aber auch kritisch: Die Infektionszahlen gehen wieder nach oben und ich weiß nicht, ob wir uns einen Gefallen tun, wenn wir jetzt schon öffnen, statt vielleicht noch eine Woche länger zu warten.“Im schlimmsten Fall würde man einen zweiten Lockdown riskieren. „Gerade wir als Friseure sind besonders nah am Kunden, das lässt sich nicht vermeiden“, stellt sie klar.
Bedauerlich, aber notwendig findet Garni, dass sich durch die Auflagen die „Erlebniswelt Friseurbesuch“hin zur reinen Dienstleistung ändert. „Auch, weil wir keine kosmetischen Behandlungen wie Wimpernfärben oder Augenbrauenzupfen anbieten dürfen. Erlaubt sollen ja nur Behandlungen sein, die kein Abnehmen des Mundschutzes erfordern.“Auch die bei Kunden beliebte Tasse Kaffee, das Blättern in Zeitungen oder eine Handmassage fallen weg. Dafür muss sich jeder Kunde die Haare shampoonieren lassen – „auch die Kinder“.