Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Kreativ mit Klopapier

Die Klopapier-Challenge geht im Netz viral – Vereine aus der Region machen mit

- Von Elisabeth Koprivc

GREGION - Wochenlang waren die Regale leergefegt und es war nirgends Klopapier zu bekommen. Die weißen Rollen (und auch die bedruckten) waren einfach verschwund­en – deshalb wurden sie zum heißbegehr­ten Luxusgut erkoren.

Inzwischen ist der „Klopapierm­angel“zu einem Sinnbild der Corona-Krise geworden. Weil auch Fußballsta­rs im „Homeoffice“sind und zu Hause trainieren müssen, ist womöglich aus einer spontanen Idee heraus, mal mit einer Klorolle anstatt eines Balles solange wie möglich zu kicken, die „Klopapier-Challenge“entstanden. Sie soll Spaß vermitteln, verbunden mit dem Aufruf, zu Hause zu bleiben. Mittlerwei­le ist sie im Internet zum viralen Hit geworden. Auch in der Region.

Ex-Skirennläu­fer Felix Neureuther hat sich – sogar in Skischuhen – beteiligt und stellt die Profi-Kicker fast in den Schatten, ist in einem Video zu sehen. Ein Sportler hat den nächsten oder gleich mehrere dazu aufgeforde­rt, mit der Klorolle zu kicken. Vereine werden von anderen Vereinen nominiert, sich an der Challenge zu beteiligen. Sollte dies nicht innerhalb der vorgegeben­en Zeit geschehen, müssen Getränke an den herausford­ernden Verein gespendet werden. Bevor das passiert, wird meist die Herausford­erung angenommen.

Dieses Prinzip funktionie­rt auch bei den lokalen Vereinen: Die Fußball-Abteilung

der SF Schwendi etwa wurde vom Sportclub Schönebürg nominiert. „Fast 40 aktive Fußballer aus der ersten und zweiten Mannschaft haben mitgemacht“, erzählt Abteilungs­leiter Thomas Rohmer. Jeder habe zu Hause eine Rolle Klopapier zugeworfen bekommen und sie weiter gekickt. Diese einzelnen Filmsequen­zen wurden dann zu einem Video zusammenge­schnitten – so entsteht der Eindruck, dass „der Ball“von einem zum nächsten geworfen beziehungs­weise gekickt wird.

Das gilt auch für die Sportkolle­gen vom SC Schönebürg: Philipp Staible war von der Videoflut überwältig­t: „Alle haben begeistert mitgemacht. Es war gutes Wetter um Ostern und die Aktion war definitiv eine Abwechslun­g in Corona-Zeiten.“Jeder Verein baut eine kleine Story um den an Wert gewonnenen Haushaltsa­rtikel; in Schönebürg landet am Ende des Films schließlic­h das Runde im Eckigen, wie es sich gehört.

Der „Ball“wurde aber nicht nur den Fußballver­einen zugespielt. Auch andere Sportler haben die Challenge kreativ umgesetzt. Frank Welser vom Tennisclub Laupheim erzählt mit Begeisteru­ng: „Viele waren mit großem Eifer dabei und haben einen richtigen Ehrgeiz entwickelt. Es war eine schöne Abwechslun­g im tristen Alltag und das Endprodukt ist richtig witzig geworden.“Am Ende des Videos konnte Welser doch noch die Linien auf dem Tennisfeld ziehen: und zwar mit dem Klopapier.

Die Filmchen, die einige Minuten dauern, sind meist mit fetziger Musik hinterlegt, darunter Titel wie „Es lebe der Sport“oder „I like to move it“. Die Zugehörigk­eit zum Verein wird oft mit gleichen T-Shirts, die alle tragen, unterstric­hen oder mit der Vereinstra­cht.

Beim Musikverei­n Rot, der 33 Personen – vom einjährige­n Kleinkind bis zum fast 86-jährigen Senior – mobilisier­t hat, fleht der Vorsitzend­e Harald Dammann im Video den Herrgott um Klopapier an. Der Grund: Der Kollege soll einen TubaDämpfe­r erhalten, sonst würde dieser etwas von seiner Frau zu hören bekommen. Dammann schildert die Begeisteru­ng der Vereinsmit­glieder: „Es war eine sehr schöne und lustige Abwechslun­g in der CoronaZeit. Und wenn man erst mal angefangen hat mit dem Filmen, kann man fast nicht mehr aufhören, weil einem immer noch mehr Ideen einfallen.“

Die Musiker-Kollegen aus Wain hatten ebenfalls einen guten Einfall, der laut Vorsitzend­em Manfred Preus aus Langeweile entstanden ist. Im nächsten Jahr feiert der Musikverei­n sein 100-jähriges Bestehen. Ein Nachrichte­nsprecher kündigt in dem Video an, dass dieses Jubiläumsf­est auf der Kippe steht, weil zur Zeit die Proben ausfallen und das gemeinscha­ftliche Üben nicht stattfinde­n kann. Noch schlimmer sei allerdings, dass das aus China bestellte Klopapier aus dem Hafen von Rotterdam umgeleitet wurde. Durch die gemeinsame Aktion der Musiker kann dieses Problem schließlic­h behoben werden – den Nachrichte­nsprecher hat der Dirigent des Vereins verkörpert.

Die Feuerwehr Schwendi wurde von den Fußballern aus dem Ort nominiert, hat aber beschlosse­n, aus der Klopapier-Challenge eine Malpapier-Challenge zu machen. Für Kommandant Thomas Stanossek kam diese Aktion gerade zum richtigen Zeitpunkt: „Alle Schwendier Kinder sind sozusagen nominiert, zum Thema „Feuerwehr“bis 10. Mai etwas zu malen. Vorlagen und weitere Informatio­nen sind auf unserer Homepage zu finden.“

Das Team von „Harry’s Sport Shop“, das von der Ski- und Snowboards­chule Öpfingen herausgefo­rdert wurde, spielt sich die Rolle quer durch fast alle Abteilunge­n des Sporthause­s zu. „Mein Sohn Nico hat dabei die Regie übernommen. Mein Part war es bloß, mit dem Tennisschl­äger den „Ball“weiterzuge­ben“, erzählt Harry Remane lachend.

Übrigens: Die in den Videos verwendete­n Klorollen wurden selbstvers­tändlich nicht misshandel­t – mit Ausnahme von kleinen Pannen. Sie durften nach dem Dreh wieder auf der Toilette ihr Dasein fristen, erklären die Teilnehmer der Challenge.

Wer wissen möchte, ob sich sein Lieblingsv­erein an der KlopapierC­hallenge beteiligt hat, kann im Internet schauen und sich an den witzigen Kurzfilmen erfreuen.

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FOTO: PRIVAT Frank Welser (rechts) vom Tennisclub Laupheim bekommt von Sohn Nico den Ball, beziehungs­weise die Rolle, zugespielt.
 ?? FOTO: PRIVAT ?? Auch mit Klorollen lässt es sich jonglieren, wie Nico Remane von „Harry’s Sportshop“beweist.
FOTO: PRIVAT Auch mit Klorollen lässt es sich jonglieren, wie Nico Remane von „Harry’s Sportshop“beweist.
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FOTO: PRIVAT Wie kommt die Musikerin vom MV Wain in Quarantäne (oder Quarantöne) zum Klopapier?
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FOTO: PRIVAT Die Rolle im Anflug: Für Marc Boscher von den SF Schwendi kein Problem. Trifft und gibt „den Ball“weiter.
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FOTO: PRIVAT Fisch reicht für Philipp Schaible vom SC Schönebürg nicht: Da muss noch eine Klorolle auf den Grill.
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FOTO: PRIVAT Diese Saxofonist­in des MV Wain hat ein neues Accessoire für das Badezimmer.
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FOTO: PRIVAT Markus Miller vom MV Rot freut sich über seinen „Schatz“.

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