Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Kreativ mit Klopapier
Die Klopapier-Challenge geht im Netz viral – Vereine aus der Region machen mit
GREGION - Wochenlang waren die Regale leergefegt und es war nirgends Klopapier zu bekommen. Die weißen Rollen (und auch die bedruckten) waren einfach verschwunden – deshalb wurden sie zum heißbegehrten Luxusgut erkoren.
Inzwischen ist der „Klopapiermangel“zu einem Sinnbild der Corona-Krise geworden. Weil auch Fußballstars im „Homeoffice“sind und zu Hause trainieren müssen, ist womöglich aus einer spontanen Idee heraus, mal mit einer Klorolle anstatt eines Balles solange wie möglich zu kicken, die „Klopapier-Challenge“entstanden. Sie soll Spaß vermitteln, verbunden mit dem Aufruf, zu Hause zu bleiben. Mittlerweile ist sie im Internet zum viralen Hit geworden. Auch in der Region.
Ex-Skirennläufer Felix Neureuther hat sich – sogar in Skischuhen – beteiligt und stellt die Profi-Kicker fast in den Schatten, ist in einem Video zu sehen. Ein Sportler hat den nächsten oder gleich mehrere dazu aufgefordert, mit der Klorolle zu kicken. Vereine werden von anderen Vereinen nominiert, sich an der Challenge zu beteiligen. Sollte dies nicht innerhalb der vorgegebenen Zeit geschehen, müssen Getränke an den herausfordernden Verein gespendet werden. Bevor das passiert, wird meist die Herausforderung angenommen.
Dieses Prinzip funktioniert auch bei den lokalen Vereinen: Die Fußball-Abteilung
der SF Schwendi etwa wurde vom Sportclub Schönebürg nominiert. „Fast 40 aktive Fußballer aus der ersten und zweiten Mannschaft haben mitgemacht“, erzählt Abteilungsleiter Thomas Rohmer. Jeder habe zu Hause eine Rolle Klopapier zugeworfen bekommen und sie weiter gekickt. Diese einzelnen Filmsequenzen wurden dann zu einem Video zusammengeschnitten – so entsteht der Eindruck, dass „der Ball“von einem zum nächsten geworfen beziehungsweise gekickt wird.
Das gilt auch für die Sportkollegen vom SC Schönebürg: Philipp Staible war von der Videoflut überwältigt: „Alle haben begeistert mitgemacht. Es war gutes Wetter um Ostern und die Aktion war definitiv eine Abwechslung in Corona-Zeiten.“Jeder Verein baut eine kleine Story um den an Wert gewonnenen Haushaltsartikel; in Schönebürg landet am Ende des Films schließlich das Runde im Eckigen, wie es sich gehört.
Der „Ball“wurde aber nicht nur den Fußballvereinen zugespielt. Auch andere Sportler haben die Challenge kreativ umgesetzt. Frank Welser vom Tennisclub Laupheim erzählt mit Begeisterung: „Viele waren mit großem Eifer dabei und haben einen richtigen Ehrgeiz entwickelt. Es war eine schöne Abwechslung im tristen Alltag und das Endprodukt ist richtig witzig geworden.“Am Ende des Videos konnte Welser doch noch die Linien auf dem Tennisfeld ziehen: und zwar mit dem Klopapier.
Die Filmchen, die einige Minuten dauern, sind meist mit fetziger Musik hinterlegt, darunter Titel wie „Es lebe der Sport“oder „I like to move it“. Die Zugehörigkeit zum Verein wird oft mit gleichen T-Shirts, die alle tragen, unterstrichen oder mit der Vereinstracht.
Beim Musikverein Rot, der 33 Personen – vom einjährigen Kleinkind bis zum fast 86-jährigen Senior – mobilisiert hat, fleht der Vorsitzende Harald Dammann im Video den Herrgott um Klopapier an. Der Grund: Der Kollege soll einen TubaDämpfer erhalten, sonst würde dieser etwas von seiner Frau zu hören bekommen. Dammann schildert die Begeisterung der Vereinsmitglieder: „Es war eine sehr schöne und lustige Abwechslung in der CoronaZeit. Und wenn man erst mal angefangen hat mit dem Filmen, kann man fast nicht mehr aufhören, weil einem immer noch mehr Ideen einfallen.“
Die Musiker-Kollegen aus Wain hatten ebenfalls einen guten Einfall, der laut Vorsitzendem Manfred Preus aus Langeweile entstanden ist. Im nächsten Jahr feiert der Musikverein sein 100-jähriges Bestehen. Ein Nachrichtensprecher kündigt in dem Video an, dass dieses Jubiläumsfest auf der Kippe steht, weil zur Zeit die Proben ausfallen und das gemeinschaftliche Üben nicht stattfinden kann. Noch schlimmer sei allerdings, dass das aus China bestellte Klopapier aus dem Hafen von Rotterdam umgeleitet wurde. Durch die gemeinsame Aktion der Musiker kann dieses Problem schließlich behoben werden – den Nachrichtensprecher hat der Dirigent des Vereins verkörpert.
Die Feuerwehr Schwendi wurde von den Fußballern aus dem Ort nominiert, hat aber beschlossen, aus der Klopapier-Challenge eine Malpapier-Challenge zu machen. Für Kommandant Thomas Stanossek kam diese Aktion gerade zum richtigen Zeitpunkt: „Alle Schwendier Kinder sind sozusagen nominiert, zum Thema „Feuerwehr“bis 10. Mai etwas zu malen. Vorlagen und weitere Informationen sind auf unserer Homepage zu finden.“
Das Team von „Harry’s Sport Shop“, das von der Ski- und Snowboardschule Öpfingen herausgefordert wurde, spielt sich die Rolle quer durch fast alle Abteilungen des Sporthauses zu. „Mein Sohn Nico hat dabei die Regie übernommen. Mein Part war es bloß, mit dem Tennisschläger den „Ball“weiterzugeben“, erzählt Harry Remane lachend.
Übrigens: Die in den Videos verwendeten Klorollen wurden selbstverständlich nicht misshandelt – mit Ausnahme von kleinen Pannen. Sie durften nach dem Dreh wieder auf der Toilette ihr Dasein fristen, erklären die Teilnehmer der Challenge.
Wer wissen möchte, ob sich sein Lieblingsverein an der KlopapierChallenge beteiligt hat, kann im Internet schauen und sich an den witzigen Kurzfilmen erfreuen.