Schwäbische Zeitung (Laupheim)

„Alle freuen sich, wieder da zu sein“

Seit Montag dürfen Schüler der Abschlussk­lassen wieder in die Schulen – eine erste Bilanz

- Von Helen Belz

GLAUPHEIM - Nach sechs Wochen ohne Präsenzunt­erricht sind seit Montag viele Schüler wieder in der Schule. Freunde umarmen ist aber nicht drin – wegen des Coronaviru­s müssen alle strenge Regeln einhalten.

„Es hat sich ein bisschen wie auf dem Verkehrsüb­ungsplatz beim Fahrradfüh­rerschein angefühlt“, sagt Schülerin Eva Riekenbrau­ck. Morgens, als sie am

angekommen ist, waren viele Bereiche im Schulhof gesperrt und Fahrradplä­tze verlegt. Im Schulhaus hängen überall Hinweissch­ilder, auf dem Boden sind Pfeile und Wegmarkier­ungen aufgeklebt. „Das war schon merkwürdig“, sagt Riekenbrau­ck. Auch ihr Mitschüler Tobias Resnik hatte das Gefühl, dass alles sehr koordinier­t abgelaufen ist. „Die Elftklässl­er sind durch einen anderen Eingang rein als wir und alle haben Abstand gehalten“, berichtet er.

Auch die Schulleite­rin des CLG hat ein gutes Gefühl. „Es war ungewohnt, aber ich glaube, alle haben sich gefreut, wieder da zu sein“, sagt Petra Braun. Insgesamt sei es gut gelaufen, die Schüler haben sich an alle Regeln gehalten. „Ab Dienstag können wir schon die Aufsichten reduzieren“, sagt sie. Im Unterricht gebe es zwar keine Gruppenarb­eiten mehr und die Lehrer laufen nicht mehr durch das Klassenzim­mer. Aber gerade die älteren Schüler seien es gewohnt, alleine zu arbeiten.

In der hat der Betrieb in den Werkstätte­n ebenfalls wieder begonnen – wenn auch mit wesentlich kleineren Gruppen. „Wir haben es geschafft, so zu planen, dass keine Klasse in den Pausen den Raum wechseln muss“, sagt Schulleite­r Joachim Trautmann. Die Schüler dürfen

Carl-LaemmleGym­nasium Kilian-von-Steiner-Schule

zwar in den Pausenhof, in den Fluren halte sich aber niemand lange auf. Auch der Aufenthalt­sbereich in der Aula wird kaum genutzt. Kleinere Probleme hat die Schule selbst schnell lösen können, bevor der Unterricht anfing – beispielsw­eise wurden die Desinfekti­onsspender nicht rechtzeiti­g geliefert. „Eine Kollegin, die Chemikerin ist, hat uns dann selbst solche Spender gebaut“, erzählt Trautmann. Für die Benutzung der Toiletten wurde übers Wochenende kurzerhand ein System entwickelt: Flipcharts mit Magneten vor den Toiletten zeigen an, ob gerade besetzt ist oder nicht. Alles in allem sei der Betrieb aber gut gestartet. „Vom Gefühl her ist hier nichts los, weil die Schüler immer in ihren Klassenzim­mern sind“, sagt Trautmann.

Auch in der

Max-WeishauptR­ealschule Schwendi

sind die letzten beiden Jahrgänge wieder im Unterricht. „Ich hatte den Eindruck, es ist ein entspannte­s Beginnen“, sagt Schulleite­rin Regula Volk. Da die Jahrgangss­tufen räumlich sowieso auf Neubau und Altbau verteilt wurden, begegnen sich die Schüler in den Fluren nicht. „Bei manchen Schülern hat man schon eine gewisse Unsicherhe­it gespürt“, sagt Volk. Die sei aber völlig normal – denn ein normales Unterricht­en sei das natürlich nicht. „Es ist jetzt wichtig, dass jeder die Regeln verinnerli­cht und sie zum Alltag dazu gehören“, sagt Volk. Nur so könne der Unterricht

aufrecht erhalten werden. Wenn alles gut laufe, könne man vielleicht bald mehr Fächer in den neunten Klassen unterricht­en. „Die Vorschrift­en funktionie­ren, das ist motivieren­d. Aber wir sind noch nicht an dem Punkt, wo wir Änderungen vornehmen können“, sagt die Schulleite­rin. Das sei frühestens nächste Woche der Fall, wenn die Situation besser eingeschät­zt werden könne. Wie es dann nach den Pfingstfer­ien weiter geht, will Regula Volk davon abhängig machen, was das Kultusmini­sterium in Stuttgart bis dahin entscheide­t. „Alles andere wäre spekulativ.“

Alles in allem zeichnen die Betroffene­n ein positives Bild von diesem ersten Schultag in der CoronaKris­e. „Ich glaube, dieses Stückchen Normalität freut alle – Lehrer und Schüler“, sagt Petra Braun.

Auch Tobias Resnik und Eva Riekenbrau­ck, die bald ihre Abiturprüf­ungen schreiben, bewerten den Schulstart positiv. „Natürlich hat es Vorteile, zu Hause zu lernen. Man kann sich besser auf das konzentrie­ren, was man noch nicht kann und man kann Pausen machen, wenn man gerade eine braucht“, sagt Resnik. Trotzdem sei es motivieren­d, Schulkamer­aden und Lehrer wiederzuse­hen. „Das hat echt gut getan“, sagt er. Und auch die Präsenz im Unterricht hat einige Vorteile: „Wir können direkt Fragen stellen, wenn sie auftauchen. Und der geregelte Tagesablau­f hilft beim Lernen“, sagt Riekenbrau­ck. Die Abiturient­en des CLG haben außerdem ein ganz besonderes Zeichen gesetzt. „Die Abipullis sind endlich gekommen – und fast alle hatten ihren an, um zu zeigen: Wir halten zusammen!“

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Entspannte Atmosphäre: Der Wirtschaft­skurs der Elftklässl­er ist froh, wieder bei Georg Arnold Unterricht zu haben.
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An der Kilian-von-Steiner-Schule ist auch der Unterricht in den Werkstätte­n gestartet. Während Industriem­echaniker Boris Bernhardt an einer Maschine arbeitet (links), löten die Schüler im KfZ-Bereich an ihren eigenen Tischen.
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 ??  ?? Viele Pfeile und leere Flure: So sieht es im CLG aus.
Viele Pfeile und leere Flure: So sieht es im CLG aus.

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