Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Desinfektionsmittel statt Weihwasser
Warum die meisten Christen in Laupheim und Umgebung noch auf Gottesdienste in der Kirche warten müssen
GLAUPHEIM - Nach der Lockerung der Corona-Verordnung dürfen Glaubensgemeinschaften in BadenWürttemberg unter strengen Auflagen seit Montag wieder Gottesdienste in der Kirche feiern. In den meisten Kirchengemeinden in Laupheim und Umgebung müssen sich die Gemeindemitglieder aber weiter gedulden – die Ausarbeitung und Umsetzung von Hygienekonzepten stellt die Kirchenvertreter vor eine große Herausforderung. Deshalb finden Gottesdienste vielerorts erst wieder am nächsten Wochenende statt.
Die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Evangelische Landeskirche in Württemberg haben den Start der Gottesdienste am Wochenende beschlossen. Damit die Besucher entsprechend geschützt sind, gelten strenge Auflagen. Die Zahl der Besucher wird begrenzt. Die zugelassene Anzahl ergibt sich aus der Menge der Plätze, die unter Einhaltung eines Sicherheitsabstands verfügbar ist.
Die Kirchen haben für Gottesdienste die gesetzliche Abstandsregel von eineinhalb auf zwei Meter erweitert. Auch an andere Einschränkungen müssen sich die Gemeindemitglieder wohl erst gewöhnen. Zum Beispiel ist das Mitsingen nicht gestattet. Weihwasser gibt es schon seit längerer Zeit nicht mehr, dafür müssen in den Kirchen nun Desinfektionsmittelspender bereit stehen. Die Einhaltung der Hygienekonzepte, die zur Prüfung vorgelegt werden müssen, übernehmen Ordner.
Abgesehen von den festen Regelungen haben die Gemeinden aufgrund der örtlichen Unterschiede aber einen gewissen Spielraum, wie sie die Auflagen umsetzen. So ist es in der Region Laupheim geplant:
Katholische Gemeinde Sankt Petrus und Paulus in Laupheim
Gstartet ab Samstag, 16. Mai, mit den Gottesdiensten. Samstags findet die Vorabendmesse um 18.30 Uhr statt, sonntags sind zwei Gottesdienste – einer um 8.30 Uhr und einer um 11 Uhr. Die Messen sind in der Marienkirche, weil dort die hygienischen Vorschriften am besten umgesetzt werden können. Für die Gottesdienste in Laupheim, Baustetten, Oberund Untersulmetingen muss sich jeder im jeweils zuständigen Pfarrbüro anmelden. „Unter der Woche wird es erstmal keinen Gottesdienst geben“, erklärt Pfarrer Alexander Hermann. Im Moment gehe es darum, in kleinen Schritten zu denken. Auch personell müsse die Gemeinde das neue System stemmen. „Außerdem dürfen wir eines nicht vergessen: Das Coronavirus ist noch unterwegs“, mahnt Herrmann. Zwar sei er froh, dass Gottesdienste überhaupt wieder möglich sind. „Die richtige Freude kommt aber erst, wenn wir alle wieder ohne Einschränkungen zusammenkommen können.“
Evangelischen Kirchengemeinde Laupheim
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In der
beginnen die Gottesdienste im Gotteshaus am Sonntag, 17. Mai. „Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es keine herkömmlichen Gottesdienste sind, wie wir sie bis März kannten. Freie Platzwahl, Gesangbuch nehmen und singen, das wird es alles nicht geben“, sagt Pfarrer Christian Keinath. Stattdessen gibt es einen Ordnungsdienst, der überwacht, dass die Regeln eingehalten werden. Zwar gibt es keine festen Plätze, eine Anmeldung ist nicht nötig. Trotzdem muss die Abstandsregel eingehalten werden. Jeden Sonntag teilt die Evangelische Gemeinde den Gottesdienst in Laupheim auf drei Uhrzeiten auf: um 9.30 Uhr, 10.15 Uhr und um 11 Uhr gibt es jeweils etwa 25 Minuten Gottesdienst. „Damit verteilt sich die Anzahl der Leute hoffentlich“, sagt Pfarrer Keinath. Wer in einem der Gottesdienste keinen Platz mehr bekommt, erhält eine Platzkarte für den nächsten. „Insgesamt könnten so jeden Sonntag mindestens 78 Personen teilnehmen.“
Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde
GDie
in Laupheim startet bereits diesen Sonntag, 11. Mai. „Wir sind eine kleine Gemeinde mit etwa 50 Mitgliedern, da ist der organisatorische Aufwand nicht ganz so hoch gewesen“, sagt der Gemeindeleiter Tobias Sahm. In der Kirche gibt es keine Bänke, sondern Stühle – das macht die Umsetzung der Abstandsregel einfacher. Außerdem hat die Gemeinde eine Einbahnstraße in der Kirche eingeführt: Der obere Eingang bleibt der Eingang, der untere ist nur noch ein Ausgang. Der erste Gottesdienst startet um 9.30 Uhr, der zweite um 11.15 Uhr. Für die erste Messe gilt die Pflicht, eine Maske zu tragen, in der zweiten ist es lediglich eine Empfehlung. „Mit dieser Maßnahme wollen wir es sowohl Menschen, die zu einer Risikogruppe gehören oder besondere Bedenken haben, ermöglichen, den Gottesdienst zu besuchen, als auch solchen, die im Gottesdienst aus persönlichen Gründen keine Bedeckung tragen können oder wollen.“Für die nächsten zwei Sonntage sei dieser Plan ausgearbeitet worden, dann müsse man schauen, wie die Situation sich entwickelt habe.
Die katholische Seelsorgeeinheit Unteres Rottal (Burgrieden/Achstetten) hat noch keinen Termin festgelegt, wann sie mit den Gottesdiensten in der Kirche startet. „Im Moment läuft noch ein Entscheidungsprozess in den Teilgemeinden, inwieweit der Gottesdienst dort möglich ist“, sagt Pfarrer Stefan Ziellenbach. Es sei aber auf jeden Fall eine Anmeldung nötig. „Nur muss die natürlich so sein, dass auch ältere Menschen sich ohne Probleme anmelden können“, sagt er. Während Singen auf jeden Fall verboten ist, hat er sich aber Gedanken über die Kommunion gemacht. „Wir überlegen, die Hostien mit längeren Pinzetten zu reichen.“Ziellenbach würde gerne am 17. Mai mit den Gottesdiensten starten. Ob das klappt, weiß er aber noch nicht. „Im Moment scheitert es auch an Details.“Desinfektionsmittelspender beispielsweise seien nicht zu bekommen, selbstgebastelte Lösungen bräuchten Zeit. Zudem hänge die Umsetzung auch vom Engagement der Ehrenamtlichen ab. „Die müssen natürlich bereit sein, das Risiko einzugehen.“
Gkatholische Seelsorgeeinheit Mietingen
GDie
legt ab dem 16. Mai mit einer Vorabendmesse um 18 Uhr in der Kirche St. Laurentius in Mietingen wieder mit den Gottesdiensten los. „Wir brauchen die Zeit bis dahin, um die strengen Auflagen umzusetzen, deshalb beginnen wir eine Woche später“, erklärt Pfarrer Johnson Kalathinkal. Außerdem findet am Sonntag, 17. Mai, um 10.15 Uhr eine Eucharistiefeier in der Kirche St. Nikolaus in Baltringen statt. Zur Abendmesse lädt an diesem Tag die Kirchengemeinde St. Laurentius. In Mietingen und Baltringen stünden jeweils rund 40 Plätze zur Verfügung, erklärt Christoph Sulzer, gewählter Vorsitzender des Kirchengemeinderats Walpertshofen.
Für die Teilnahme am Gottesdienst müssten die Leute sich vorher anmelden. „Der Empfang der Kommunion ist aber leider nicht möglich“, erklärt Sulzer. Gottesdienste in Walpertshofen würden vorerst nicht stattfinden: „Unter den strengen Auflagen ist es dort leider nicht möglich, einen Gottesdienst zu feiern.“
Evangelischen Kirchengemeinde Wain
Gfindet diesen Sonntag der erste Gottesdienst statt. Der Predigtgottesdienst beginnt um 9 Uhr in der Michaelskirche. Dort finden unter Berücksichtigung der Abstandsregel 54 Personen Platz – davon sind 20 Plätze für Personen, die in häuslicher Gemeinschaft leben, reserviert. Weitere 20 Plätze, von denen acht für häusliche Gemeinschaften eingeplant sind, finden sich im Gemeindehaus, in das der Gottesdienst akustisch übertragen wird. erklärt Pfarrer Ernst Eyrich. Eine Voranmeldung sei nicht nötig, der Einlass erfolge über das Südportal, die Reihen sollen von vorne nach hinten belegt werden; es gibt keine freie Platzwahl. Das Thema des Gottesdienst heißt „Kantate“, was soviel wie „singet!“bedeutet, erklärt Eyrich. „Die Gemeinde darf leider nicht mitsingen, aber mitlesen und im Herzen mitsingen.“Die Gesangsbücher müssen mitgebracht werden. Für musikalische Umrahmung sorgt das Ehepaar Locher.
katholische Seelsorgeeinheit Schwendi
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beginnt am 16. Mai mit der ersten Messe in Sießen im Wald in der Kirche St. Maria Magdalena (18.30 Uhr). Weitere Eucharistiefeiern sind am Sonntag, 17 Mai. in Schönebürg um 9 Uhr und in Bußmannshausen um 10. 30 Uhr. Am selben Tag wird in Orsenhausen ein Wortgottesdienst ohne Kommunion um 9 Uhr veranstaltet. In einem Ausschuss sei man überein gekommen, in vier von sechs Gemeinden mit Gottesdiensten wieder zu starten, erklärt Pfarrer Martin Ziellenbach. Die Ausnahme seien Schwendi und Großschafhausen. „Die Anmeldung zum Gottesdienst läuft über das Telefon ab“, erklärt Ziellenbach. Besonders schwierig sei es, unter Berücksichtigung infektionsschützender Maßnahmen eine Möglichkeit zu finden, wie die Kommunion gespendet werden kann – an einer entsprechenden Lösung arbeite die Kirchengemeinde. „Das wird für uns alle ein interessantes Lernfeld sein“, erklärt der Pfarrer. Man müsse sich darauf einstellen, dass Gottesdienste noch längere Zeit unter den neuen Bedingungen stattfinden. Zu den geltenden Regeln gehöre, dass Sitzplätze gekennzeichnet sind und die Anmeldelisten von Ordnern kontrolliert werden. „Die Hürden sind dermaßen hoch, deshalb starten auch wir eine Woche später.“
Evangelische Kirchengemeinde Oberholzheim
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fällt am 17. Mai der Startschuss für den ersten Gottesdienst, der wie gewöhnlich um 9.30 Uhr beginnt. Vorerst werden Gottesdienste nur in Oberholzheim stattfinden. „In einigen Wochen sehen wir weiter“, sagt Pfarrer Andreas Kernen. In der Kirche werde es ausgewiesene Plätze geben, die entsprechen markiert sind. Eine Voranmeldung sei „Gott sei Dank“nicht nötig. Unter den aktuellen Auflagen fasse die Kirche 60 Menschen. Aufgeteilt wird in 46 Einzelplätze und 14 für Personen, die in häuslicher Gemeinschaft leben. „Da eine Eucharistiefeier nicht möglich ist und auch nicht gesungen werden darf, wird der Gottesdienst etwas kürzer sein als gewöhnlich“, erklärt Kernen. Die Strophen der Lieder dürften natürlich mitgelesen werden. „Ich würde mir wünschen, dass die Leute trotz Einschränkungen mit Freude kommen.“