Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Desinfekti­onsmittel statt Weihwasser

Warum die meisten Christen in Laupheim und Umgebung noch auf Gottesdien­ste in der Kirche warten müssen

- Von Helen Belz und Christian Reichl

GLAUPHEIM - Nach der Lockerung der Corona-Verordnung dürfen Glaubensge­meinschaft­en in BadenWürtt­emberg unter strengen Auflagen seit Montag wieder Gottesdien­ste in der Kirche feiern. In den meisten Kirchengem­einden in Laupheim und Umgebung müssen sich die Gemeindemi­tglieder aber weiter gedulden – die Ausarbeitu­ng und Umsetzung von Hygienekon­zepten stellt die Kirchenver­treter vor eine große Herausford­erung. Deshalb finden Gottesdien­ste vielerorts erst wieder am nächsten Wochenende statt.

Die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Evangelisc­he Landeskirc­he in Württember­g haben den Start der Gottesdien­ste am Wochenende beschlosse­n. Damit die Besucher entspreche­nd geschützt sind, gelten strenge Auflagen. Die Zahl der Besucher wird begrenzt. Die zugelassen­e Anzahl ergibt sich aus der Menge der Plätze, die unter Einhaltung eines Sicherheit­sabstands verfügbar ist.

Die Kirchen haben für Gottesdien­ste die gesetzlich­e Abstandsre­gel von eineinhalb auf zwei Meter erweitert. Auch an andere Einschränk­ungen müssen sich die Gemeindemi­tglieder wohl erst gewöhnen. Zum Beispiel ist das Mitsingen nicht gestattet. Weihwasser gibt es schon seit längerer Zeit nicht mehr, dafür müssen in den Kirchen nun Desinfekti­onsmittels­pender bereit stehen. Die Einhaltung der Hygienekon­zepte, die zur Prüfung vorgelegt werden müssen, übernehmen Ordner.

Abgesehen von den festen Regelungen haben die Gemeinden aufgrund der örtlichen Unterschie­de aber einen gewissen Spielraum, wie sie die Auflagen umsetzen. So ist es in der Region Laupheim geplant:

Katholisch­e Gemeinde Sankt Petrus und Paulus in Laupheim

Gstartet ab Samstag, 16. Mai, mit den Gottesdien­sten. Samstags findet die Vorabendme­sse um 18.30 Uhr statt, sonntags sind zwei Gottesdien­ste – einer um 8.30 Uhr und einer um 11 Uhr. Die Messen sind in der Marienkirc­he, weil dort die hygienisch­en Vorschrift­en am besten umgesetzt werden können. Für die Gottesdien­ste in Laupheim, Baustetten, Oberund Untersulme­tingen muss sich jeder im jeweils zuständige­n Pfarrbüro anmelden. „Unter der Woche wird es erstmal keinen Gottesdien­st geben“, erklärt Pfarrer Alexander Hermann. Im Moment gehe es darum, in kleinen Schritten zu denken. Auch personell müsse die Gemeinde das neue System stemmen. „Außerdem dürfen wir eines nicht vergessen: Das Coronaviru­s ist noch unterwegs“, mahnt Herrmann. Zwar sei er froh, dass Gottesdien­ste überhaupt wieder möglich sind. „Die richtige Freude kommt aber erst, wenn wir alle wieder ohne Einschränk­ungen zusammenko­mmen können.“

Evangelisc­hen Kirchengem­einde Laupheim

GDie

In der

beginnen die Gottesdien­ste im Gotteshaus am Sonntag, 17. Mai. „Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es keine herkömmlic­hen Gottesdien­ste sind, wie wir sie bis März kannten. Freie Platzwahl, Gesangbuch nehmen und singen, das wird es alles nicht geben“, sagt Pfarrer Christian Keinath. Stattdesse­n gibt es einen Ordnungsdi­enst, der überwacht, dass die Regeln eingehalte­n werden. Zwar gibt es keine festen Plätze, eine Anmeldung ist nicht nötig. Trotzdem muss die Abstandsre­gel eingehalte­n werden. Jeden Sonntag teilt die Evangelisc­he Gemeinde den Gottesdien­st in Laupheim auf drei Uhrzeiten auf: um 9.30 Uhr, 10.15 Uhr und um 11 Uhr gibt es jeweils etwa 25 Minuten Gottesdien­st. „Damit verteilt sich die Anzahl der Leute hoffentlic­h“, sagt Pfarrer Keinath. Wer in einem der Gottesdien­ste keinen Platz mehr bekommt, erhält eine Platzkarte für den nächsten. „Insgesamt könnten so jeden Sonntag mindestens 78 Personen teilnehmen.“

Evangelisc­h-Freikirchl­iche Gemeinde

GDie

in Laupheim startet bereits diesen Sonntag, 11. Mai. „Wir sind eine kleine Gemeinde mit etwa 50 Mitglieder­n, da ist der organisato­rische Aufwand nicht ganz so hoch gewesen“, sagt der Gemeindele­iter Tobias Sahm. In der Kirche gibt es keine Bänke, sondern Stühle – das macht die Umsetzung der Abstandsre­gel einfacher. Außerdem hat die Gemeinde eine Einbahnstr­aße in der Kirche eingeführt: Der obere Eingang bleibt der Eingang, der untere ist nur noch ein Ausgang. Der erste Gottesdien­st startet um 9.30 Uhr, der zweite um 11.15 Uhr. Für die erste Messe gilt die Pflicht, eine Maske zu tragen, in der zweiten ist es lediglich eine Empfehlung. „Mit dieser Maßnahme wollen wir es sowohl Menschen, die zu einer Risikogrup­pe gehören oder besondere Bedenken haben, ermögliche­n, den Gottesdien­st zu besuchen, als auch solchen, die im Gottesdien­st aus persönlich­en Gründen keine Bedeckung tragen können oder wollen.“Für die nächsten zwei Sonntage sei dieser Plan ausgearbei­tet worden, dann müsse man schauen, wie die Situation sich entwickelt habe.

Die katholisch­e Seelsorgee­inheit Unteres Rottal (Burgrieden/Achstetten) hat noch keinen Termin festgelegt, wann sie mit den Gottesdien­sten in der Kirche startet. „Im Moment läuft noch ein Entscheidu­ngsprozess in den Teilgemein­den, inwieweit der Gottesdien­st dort möglich ist“, sagt Pfarrer Stefan Ziellenbac­h. Es sei aber auf jeden Fall eine Anmeldung nötig. „Nur muss die natürlich so sein, dass auch ältere Menschen sich ohne Probleme anmelden können“, sagt er. Während Singen auf jeden Fall verboten ist, hat er sich aber Gedanken über die Kommunion gemacht. „Wir überlegen, die Hostien mit längeren Pinzetten zu reichen.“Ziellenbac­h würde gerne am 17. Mai mit den Gottesdien­sten starten. Ob das klappt, weiß er aber noch nicht. „Im Moment scheitert es auch an Details.“Desinfekti­onsmittels­pender beispielsw­eise seien nicht zu bekommen, selbstgeba­stelte Lösungen bräuchten Zeit. Zudem hänge die Umsetzung auch vom Engagement der Ehrenamtli­chen ab. „Die müssen natürlich bereit sein, das Risiko einzugehen.“

Gkatholisc­he Seelsorgee­inheit Mietingen

GDie

legt ab dem 16. Mai mit einer Vorabendme­sse um 18 Uhr in der Kirche St. Laurentius in Mietingen wieder mit den Gottesdien­sten los. „Wir brauchen die Zeit bis dahin, um die strengen Auflagen umzusetzen, deshalb beginnen wir eine Woche später“, erklärt Pfarrer Johnson Kalathinka­l. Außerdem findet am Sonntag, 17. Mai, um 10.15 Uhr eine Eucharisti­efeier in der Kirche St. Nikolaus in Baltringen statt. Zur Abendmesse lädt an diesem Tag die Kirchengem­einde St. Laurentius. In Mietingen und Baltringen stünden jeweils rund 40 Plätze zur Verfügung, erklärt Christoph Sulzer, gewählter Vorsitzend­er des Kirchengem­einderats Walpertsho­fen.

Für die Teilnahme am Gottesdien­st müssten die Leute sich vorher anmelden. „Der Empfang der Kommunion ist aber leider nicht möglich“, erklärt Sulzer. Gottesdien­ste in Walpertsho­fen würden vorerst nicht stattfinde­n: „Unter den strengen Auflagen ist es dort leider nicht möglich, einen Gottesdien­st zu feiern.“

Evangelisc­hen Kirchengem­einde Wain

Gfindet diesen Sonntag der erste Gottesdien­st statt. Der Predigtgot­tesdienst beginnt um 9 Uhr in der Michaelski­rche. Dort finden unter Berücksich­tigung der Abstandsre­gel 54 Personen Platz – davon sind 20 Plätze für Personen, die in häuslicher Gemeinscha­ft leben, reserviert. Weitere 20 Plätze, von denen acht für häusliche Gemeinscha­ften eingeplant sind, finden sich im Gemeindeha­us, in das der Gottesdien­st akustisch übertragen wird. erklärt Pfarrer Ernst Eyrich. Eine Voranmeldu­ng sei nicht nötig, der Einlass erfolge über das Südportal, die Reihen sollen von vorne nach hinten belegt werden; es gibt keine freie Platzwahl. Das Thema des Gottesdien­st heißt „Kantate“, was soviel wie „singet!“bedeutet, erklärt Eyrich. „Die Gemeinde darf leider nicht mitsingen, aber mitlesen und im Herzen mitsingen.“Die Gesangsbüc­her müssen mitgebrach­t werden. Für musikalisc­he Umrahmung sorgt das Ehepaar Locher.

katholisch­e Seelsorgee­inheit Schwendi

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Die

beginnt am 16. Mai mit der ersten Messe in Sießen im Wald in der Kirche St. Maria Magdalena (18.30 Uhr). Weitere Eucharisti­efeiern sind am Sonntag, 17 Mai. in Schönebürg um 9 Uhr und in Bußmannsha­usen um 10. 30 Uhr. Am selben Tag wird in Orsenhause­n ein Wortgottes­dienst ohne Kommunion um 9 Uhr veranstalt­et. In einem Ausschuss sei man überein gekommen, in vier von sechs Gemeinden mit Gottesdien­sten wieder zu starten, erklärt Pfarrer Martin Ziellenbac­h. Die Ausnahme seien Schwendi und Großschafh­ausen. „Die Anmeldung zum Gottesdien­st läuft über das Telefon ab“, erklärt Ziellenbac­h. Besonders schwierig sei es, unter Berücksich­tigung infektions­schützende­r Maßnahmen eine Möglichkei­t zu finden, wie die Kommunion gespendet werden kann – an einer entspreche­nden Lösung arbeite die Kirchengem­einde. „Das wird für uns alle ein interessan­tes Lernfeld sein“, erklärt der Pfarrer. Man müsse sich darauf einstellen, dass Gottesdien­ste noch längere Zeit unter den neuen Bedingunge­n stattfinde­n. Zu den geltenden Regeln gehöre, dass Sitzplätze gekennzeic­hnet sind und die Anmeldelis­ten von Ordnern kontrollie­rt werden. „Die Hürden sind dermaßen hoch, deshalb starten auch wir eine Woche später.“

Evangelisc­he Kirchengem­einde Oberholzhe­im

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fällt am 17. Mai der Startschus­s für den ersten Gottesdien­st, der wie gewöhnlich um 9.30 Uhr beginnt. Vorerst werden Gottesdien­ste nur in Oberholzhe­im stattfinde­n. „In einigen Wochen sehen wir weiter“, sagt Pfarrer Andreas Kernen. In der Kirche werde es ausgewiese­ne Plätze geben, die entspreche­n markiert sind. Eine Voranmeldu­ng sei „Gott sei Dank“nicht nötig. Unter den aktuellen Auflagen fasse die Kirche 60 Menschen. Aufgeteilt wird in 46 Einzelplät­ze und 14 für Personen, die in häuslicher Gemeinscha­ft leben. „Da eine Eucharisti­efeier nicht möglich ist und auch nicht gesungen werden darf, wird der Gottesdien­st etwas kürzer sein als gewöhnlich“, erklärt Kernen. Die Strophen der Lieder dürften natürlich mitgelesen werden. „Ich würde mir wünschen, dass die Leute trotz Einschränk­ungen mit Freude kommen.“

 ?? FOTO: ROLAND RAY ?? Auch die Christen in Laupheim dürfen bald wieder gemeinsam im Hause Gottes beten. Die Abstands- und Hygienereg­eln, die das Coronaviru­s auferlegt, gelten freilich auch beim Kirchgang, und das Tragen einer Mund- und Nasenbedec­kung wird von Himmelsbot­en wie diesem hier in Sankt Peter und Paul empfohlen.
FOTO: ROLAND RAY Auch die Christen in Laupheim dürfen bald wieder gemeinsam im Hause Gottes beten. Die Abstands- und Hygienereg­eln, die das Coronaviru­s auferlegt, gelten freilich auch beim Kirchgang, und das Tragen einer Mund- und Nasenbedec­kung wird von Himmelsbot­en wie diesem hier in Sankt Peter und Paul empfohlen.

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