Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Neustart unter Vorbehalt
Die Behörden fahren das öffentliche Leben wieder hoch, und die Bundesländer bestimmen die Geschwindigkeit. Kritiker beklagen die Viel- zahl der unterschiedlichen Regelungen und sprechen von einem „Flickenteppich“, den der Föderalismus verursacht. Klar ist aber auch: Regionale Konzepte in der Corona-Krise schaden nicht, im Gegenteil.
Auch in Laupheim sind am Montag die ersten Schülerinnen und
Schüler in den Unterricht gestartet. Die Friseure haben wieder geöffnet und viele haben prompt die Möglichkeit genutzt, sich die Haare schneiden zu lassen. Eltern dürfen wieder mit ihren Kindern auf die Spielplätze. Zahnärzte dürfen wieder ohne Einschränkungen behandeln. Und auch Gastronomen und Hoteliers haben nun eine Perspektive bekommen: Sie dürfen Mitte Mai beziehungsweise Ende Mai wieder hochfahren. Es geht also wieder los – unter Auflagen und verschärften Hygienebedingungen.
Sollten die Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellen, müssen die Behörden wieder zurückrudern. Die „Notbremse“greift, wenn in einem Landkreis mehr als 50 Corona-Neuinfektionen je 100 000 Einwohner auftreten. Über diese Zahl wird aktuell debattiert, doch der regionale Ansatz ist grundsätzlich richtig. Warum sollte der Landkreis Biberach – mit allen wirtschaftlichen und sozialen Folgen – das öffentliche Leben herunterfahren, wenn anderswo die Zahlen in die Höhe geschnellt sind? Oder anders gefragt: Warum sollte anderswo das öffentliche Leben stillstehen, wenn die Zahlen hier vor Ort gestiegen sind?
Wie ernst die Lage nach wie vor ist, hat in Laupheim der Anstieg der Infektionen im Seniorenzentrum „Zum Heiligen Geist“gezeigt. Dort haben sich fünf weitere Menschen mit dem Virus infiziert, wurde am Montag bekannt. Die Gesellschaft darf nicht vergessen: Der Neustart erfolgt unter Vorbehalt.