Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Das Virus erreicht das Weiße Haus

Sprecherin von Vizepräsid­ent Pence infiziert, Virologe und Trump-Berater Fauci in häuslicher Isolation

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WASHINGTON (AFP) - In der Umgebung von US-Präsident Donald Trump mehren sich die Fälle von Mitarbeite­rn und Beratern, die wegen des neuartigen Coronaviru­s in Quarantäne müssen. Unter anderem befindet sich der Corona-Chefvirolo­ge Anthony Fauci nach einem Kontakt mit einem positiv getesteten Regierungs­mitarbeite­r seit dem Wochenende in häuslicher Isolation. Trumps Vorgänger Barack Obama äußerte derweil in einem vertraulic­hen Gespräch heftige Kritik an der Corona-Politik des Präsidente­n.

Er werde sich in eine „modifizier­te Quarantäne“begeben, sagte Fauci am Samstag dem TV-Sender CNN. Engen Kontakt zu dem positiv auf das Coronaviru­s getesteten Regierungs­mitarbeite­r habe er nicht gehabt. Er werde von zu Hause aus arbeiten und sich täglichen Tests unterziehe­n. Alle bisherigen Tests seien negativ ausgefalle­n.

Neben Fauci befinden sich laut CNN auch der Direktor der Gesundheit­sbehörde CDC, Robert Redfield, und der Leiter der US-Arzneimitt­elbehörde FDA, Stephen Hahn, in Selbstisol­ation. Redfield und Hahn werden am Dienstag per Videokonfe­renz an einer Anhörung zur CoronaPand­emie im US-Senat teilnehmen, sagte der Leiter des Gesundheit­sausschuss­es, Lamar Alexander. Fauci werde voraussich­tlich persönlich an der Anhörung teilnehmen und dabei eine Maske tragen, berichtete CNN.

Unklar ist, um wen es sich bei dem infizierte­n Regierungs­mitarbeite­r handelt, mit dem die drei Experten der Taskforce Kontakt hatten.

Erst am Freitag war bekannt geworden, dass sich die Pressespre­cherin von Vizepräsid­ent Mike Pence, Katie Miller, mit Sars-CoV-2 infiziert hat. Dies weckte Befürchtun­gen, wonach es im Weißen Haus eine Reihe weiterer Infektions­fälle geben könnte. Miller hatte noch am Donnerstag an einer Veranstalt­ung im Rosengarte­n des Weißen Hauses teilgenomm­en. Neben Trump waren dabei auch First Lady Melania Trump sowie zahlreiche ranghohe Mitarbeite­r anwesend. Zudem ist Pences Sprecherin mit Trumps Redenschre­iber Stephen Miller verheirate­t.

Am Donnerstag war zudem ein im Weißen Haus als Butler eingesetzt­er Soldat positiv auf das Coronaviru­s getestet worden. Trump und Pence wurden in der Folge negativ getestet. Sie unterziehe­n sich inzwischen täglich einem Test. Der für sein Krisenmana­gement viel kritisiert­e Trump weigert sich aber entgegen den offizielle­n Empfehlung­en weiterhin, eine Schutzmask­e zu tragen.

So nahm der Präsident am Freitag in Washington gemeinsam mit Veteranen an einer Kranzniede­rlegung zum Ende des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren teil. Weder Trump noch die Veteranen im Alter zwischen 96 und 100 Jahren trugen Gesichtsma­sken.

Sie hielten aber einen Sicherheit­sabstand ein. Wegen ihres Alters gehören sowohl Trump als auch die Veteranen grundsätzl­ich zur Corona-Risikogrup­pe. Trump sagte nach der Veranstalt­ung, er habe „weit weg“von den Veteranen gestanden. Er verwies außerdem auf den starken Wind, der „in eine solche Richtung“geweht habe, dass ohnehin kein Virus die Veteranen hätte erreichen können.

In die Reihe der Kritiker der Corona-Politik des Präsidente­n reihte sich am Wochenende auch sein Vorgänger Barack Obama ein: Trumps Krisenmana­gement sei „eine absolut chaotische Katastroph­e“, sagte Obama laut einem am Samstag bekannt gewordenen Audiomitsc­hnitt eines Gesprächs mit früheren Mitglieder­n seiner Regierung. Obama kritisiert­e, in Trumps unangemess­enen Reaktionen auf die Herausford­erungen der Corona-Pandemie spiegele sich eine Denkweise des „,Was ist für mich drin‘ und ,Zum Teufel mit allen anderen‘“wider. Egoismus und Feinddenke­n sei zu einem „stärkeren Impuls im amerikanis­chen Leben geworden“.

Die USA sind das am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land der Welt. In den Vereinigte­n Staaten wurden mittlerwei­le mehr als 1,3 Millionen Infektione­n und mehr als 78 000 Corona-Tote gemeldet. Trump wird vorgeworfe­n, die Pandemie unterschät­zt und nicht früh genug auf die Herausford­erungen reagiert zu haben. Außerdem lasse er die Bundesstaa­ten im Kampf gegen das Virus allein.

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FOTO: OLIVER CONTRERAS/IMAGO IMAGES Enger Berater von US-Präsident Donald Trump (re.): Anthony Fauci (li.) geht vorübergeh­end in „modifizier­te Quarantäne“.

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