Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Urlaub am Mittelmeer wird wahrschein­licher

Außenminis­ter Maas will nach dem 14. Juni Reisewarnu­ng aufheben und durch individuel­le Reisehinwe­ise ersetzen – Söder skeptisch

- Von Michael Fischer

GBERLIN (dpa) - Die Chancen auf Urlaub am Mittelmeer steigen: Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) verständig­te sich am Montag mit seinen Kollegen aus zehn der beliebtest­en Urlaubslän­der der Deutschen darauf, auf eine Öffnung der Grenzen für Touristen bis zum Sommerbegi­nn hinzuarbei­ten. Bei einer Videokonfe­renz ging es darum, wie dafür die wegen der Corona-Pandemie angeordnet­en Grenzkontr­ollen und Quarantäne­regeln aufgehoben werden können und die notwendige Hygiene an den Urlaubsort­en gewährleis­tet werden kann.

Maas kündigte nach dem Treffen an, die noch bis zum 14. Juni weltweit geltende Reisewarnu­ng für deutsche Touristen zunächst nur für die Europäisch­e Union aufheben und durch individuel­le Reisehinwe­ise für die einzelnen Länder ersetzen zu wollen. Darin soll dann auf die unterschie­dlichen Risiken aufmerksam gemacht werden. Auch über eine Aufhebung der Reisewarnu­ng für einzelne Länder außerhalb der EU wird im Auswärtige­n Amt bereits nachgedach­t. „Wir wollen Schritt für Schritt in die Normalisie­rung zurück“, sagte Maas. Er betonte aber auch, dass der Sommerurla­ub

nicht so werden wird wie vor der Corona-Krise.

An der Videokonfe­renz nahmen Spanien, Italien, Österreich, Griechenla­nd, Kroatien, Portugal, Malta, Slowenien, Zypern und Bulgarien teil. Frankreich und die Schweiz fehlten, weil sie am Mittwoch bei einer weiteren Videokonfe­renz auf Einladung Maas' mit den Nachbarlän­dern Deutschlan­ds dabei sind. Österreich entschied sich als einziges Nachbarlan­d, an beiden Konferenze­n teilzunehm­en.

Deutschlan­d und die Urlaubslän­der haben noch ein Stück Arbeit vor sich, bevor der Startschus­s für den Urlaub gegeben werden kann. Dafür sind drei Schritte nötig:

Zunächst einmal müssen die Grenzen geöffnet werden. Für seine Nachbarlän­der will Deutschlan­d das bis zum 15. Juni umsetzen – nur bei Tschechien und Polen ist unklar, wann es zu einer Einigung kommen kann.

Dann muss die in vielen Ländern noch geltende zweiwöchig­e

GGQuarantä­nepflicht für einreisend­e Ausländer aufgehoben werden. Denn selbst bei „All inclusive“und 24-Stunden-Zimmerserv­ice macht Urlaub im Hotelzimme­r keinen Spaß.

Wenn das geregelt ist, soll vom 15. Juni an auch die weltweite Reisewarnu­ng fallen. In den Reisehinwe­isen sollen dann möglichst viele Einzelheit­en zu den Reiselände­rn stehen. Wie sind die Hygienevor­schriften? Wie ist die Infektions­lage? Ist man als Urlauber überhaupt willkommen? Besteht die Gefahr, dass man nicht mehr zurückkomm­t? Das Auswärtige Amt legt damit die Urlaubsent­scheidung wieder ganz in die Hände der Reisenden. Bisher ist die Reisewarnu­ng noch der unmissvers­tändliche Ratschlag: Bleibt zu Hause in Deutschlan­d! Das große Problem an diesem Plan sind die Unberechen­barkeit des Virus, die sehr unterschie­dliche Betroffenh­eit der einzelnen Länder und voneinande­r abweichend­e Gegenmaßna­hmen.

Aus dem Inland bekommt Maas aber auch Gegenwind. Der bayerische Ministerpr­äsident Markus Söder, der auf Inlandstou­risten in den Hotels und Gaststätte­n im eigenen Land hofft, trat am Montag auf die Euphoriebr­emse. „Ich glaube nicht

Gwie Heiko Maas, dass es so leicht ist, dass wir heute schon Pläne vorgeben können, dass wir in einem Monat schon wieder in Italien oder in Spanien sind oder in Frankreich“, sagte der CSU-Chef, der sich am Montag gemeinsam mit Bundesinne­nminister Horst Seehofer am deutsch-österreich­ischen Grenzüberg­ang Freilassin­g ein Bild über die aktuelle Situation machte. Man bewege sich weiter auf sehr dünnem Eis. Söder forderte stattdesse­n eine finanziell­e Förderung von Urlaub in Deutschlan­d. Denkbar seien entweder Urlaubsgut­scheine oder eine steuerlich­e Absetzbark­eit – er sei da relativ offen. Söder plädierte aber für eine Förderung „vor allem für diejenigen, die nicht so viel Geld haben und sich so etwas nicht so leisten können“.

Bei allen Unsicherhe­iten, die es für den Sommerurla­ub im Ausland noch gibt, eins steht jetzt schon fest: Der Urlaub wird anders, als er vor der Corona-Krise war. In den Urlaubslän­dern wird schon heftig darüber diskutiert, wie die Einhaltung von Abstandsre­geln am Strand organisier­t werden kann. „Jetzt geht es nur noch darum zu organisier­en, dass sich der Urlaub wie Urlaub anfühlt“, sagt Maas. Das wird wahrschein­lich die schwerste Aufgabe.

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FOTO: MATTHIAS SCHRADE/DPA Selbst wenn Urlaub in Italien möglich werden sollte – die Abstände, wie hier am Strand von Riccione und Rimini, müssten dann etwas größer sein.

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