Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Durchbruch im Streit um die Energiewen­de

Kompromiss zum Mindestabs­tand von Windrädern enthält eine Öffnungskl­ausel für die Bundesländ­er

- Von Igor Steinle

GBERLIN - Plötzlich war sie dann da, die Einigung: Seit Monaten hatten sich Union und SPD im Streit über den Ausbau der erneuerbar­en Energien verhakt, vor allem wegen des Mindestabs­tandes, den Windräder zu Wohnsiedlu­ngen haben sollten. Am Montag kam es in den Verhandlun­gen zwischen den Bundestags­fraktionen nun zum Durchbruch. „Wir freuen uns, dass wir heute eine Einigung bei zentralen energie- und wirtschaft­spolitisch­en Fragen erzielt haben“, teilten die beiden Fraktionsv­izes Carsten Linnemann (CDU) und Matthias Miersch (SPD) in einer gemeinsame­n Erklärung mit.

Der Kompromiss, mit dem der Streit beigelegt werden konnte, enthält eine Öffnungskl­ausel für die Bundesländ­er. „Diese soll den Ländern die Möglichkei­t einräumen, einen Mindestabs­tand von bis zu 1000 Metern zwischen Windenergi­eanlagen und Wohngebäud­en in ihren Landesgese­tzen aufzunehme­n“, heißt es in einem Papier, das der „Schwäbisch­en Zeitung“vorliegt. Um die Akzeptanz der vor Ort oft umstritten­en Anlagen zu erhöhen, hatten CDU und CSU ursprüngli­ch einen bundesweit einheitlic­hen Mindestabs­tand von einem Kilometer gefordert. Die SPD lehnte dies mit der Begründung ab, dass mit einer solchen Regelung die Energiewen­de scheitern würde, weil nicht mehr genug Fläche für Windkraft zur Verfügung stünde.

Die nun erzielte Einigung ähnelt einem Kompromiss­vorschlag, den Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) bereits im Februar gemacht hatte. Auch ein im Papier genannter „Koordinier­ungsmechan­ismus“kommt in diesem Kontext bekannt vor: Die Länder müssen einem Gremium aus Bund, Ländern und Bundestag regelmäßig darlegen, wie sie einen Anteil von 65 Prozent Ökostrom bis 2030 erreichen wollen, ob mit Wind- oder Solarenerg­ie.

Eine schlüssige Erklärung, weswegen es so lange gedauert hat, bis es zu einer Einigung kam, konnte Altmaier am Nachmittag nicht liefern. Es habe einfach viel Diskussion­sbedarf zwischen den Fraktionen gegeben, sagte er und verwies auf Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD), die nun an der Reihe sei, artenschut­zrechtlich­e Vorgaben zu vereinfach­en. Denn geplant ist auch „eine grundlegen­de Modernisie­rung der Beteiligun­gs-, Planungs- und Genehmigun­gsprozesse“.

Erleichter­t über die Einigung zeigte sich die Solarindus­trie. Denn der Streit um die Windkraft blockierte auch eine Deckelung der Solarförde­rung, die voraussich­tlich im Juli erreicht wird. Diesen „Solardecke­l“hatte die Union als Faustpfand genommen, um eine Einigung bei der Abstandsre­gel erzwingen zu können. Er würde nun „unverzügli­ch aufgehoben“, heißt es.

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