Schwäbische Zeitung (Laupheim)

Rockstar mit Bühnenabne­igung

Kreativer Kopf von The Who und Erfinder der Windmühle - Pete Townshend wird 75

- Von Philip Dethlefs

GLONDON (dpa) - Vermutlich macht Pete Townshend die Isolation während der Corona-Krise nicht allzu viel aus. Der Gitarrist, Songwriter und zweite Sänger von The Who tüftelt am liebsten zu Hause in London in seinem Studio. Konzerte bedeuten ihm nach eigenen Worten nichts. „Ich gehe nicht gern auf Tournee, und ich stehe nicht wirklich gern auf der Bühne“, gestand er im vergangene­n Jahr. „Wenn ich die Musik nicht selbst komponiert hätte, würde ich längst nicht mehr auftreten.“Am Dienstag, 19. Mai, wird der außergewöh­nliche Musiker 75 Jahre alt.

Townshend wurde 1945 im Londoner Stadtteil Chiswick geboren. Beide Eltern waren Berufsmusi­ker, sein Vater Saxofonist in einer Musikgrupp­e der Royal Air Force, seine Mutter Sängerin im Orchester. Dass der kleine Pete ständig Auftritte seiner Eltern erlebte, ist wohl der Grund für seine fehlende Bühnenleid­enschaft. „Es bereitet mir keine Freude, ich bin nicht aufgeregt, es ist mir im Prinzip egal“, sagt er.

Als Kind schenkte ihm seine Großmutter seine erste Gitarre, das Spielen brachte sich Klein Pete selbst bei. In der Schulzeit spielte er mit dem späteren The Who-Bassisten John Entwistle in einer Jazzband. Entwistle holte ihn später in die Rock'n'Roll- und Skiffle-Band The Detours (Die Umwege) von The Who-Sänger Roger Daltrey. Ein Grafikdesi­gn-Studium brach Townshend ab, um sich voll auf die Musik zu konzentrie­ren. Aus The Detours wurden The Who. Schlagzeug­er Keith Moon komplettie­rte die Gruppe. Mit dem von Townshend geschriebe­nen Song „I Can't Explain“verbuchten The Who erste Charterfol­ge.

Mit „My Generation“, „Substitute“oder „I Can See for Miles“landete das Quartett weitere Hits. Als Gitarrist und Komponist war Townshend bald der kreative Kopf der Band, die treibende Kraft hinter epischen Rocksongs wie „Won't Get Fooled Again“oder „Behind Blue Eyes“der LP „Who's Next“(1971) oder den hochgelobt­en Konzeptalb­en „Tommy“(1969) und „Quadrophen­ia“(1973).

Auf der von ihm ungeliebte­n Bühne entwickelt­e Townshend auch sein berühmtes Markenzeic­hen, die sogenannte Windmühle. Er rotiert seinen rechten Arm und schlägt dabei in die Gitarrensa­iten. Er habe sich das von Gitarrist Keith Richards „ausgeliehe­n“, als The Who 1963 Vorband der Rolling Stones waren, erzählte Townshend. „Bevor Keith auf die Bühne ging, hat er Lockerungs­übungen gemacht. Ich hab nachher zu ihm gesagt: „Dieses Windmühlen-Ding ist großartig.“Ihm war nicht mal bewusst, dass er das gemacht hatte.“

Neben der Musik ist er bis heute als Autor aktiv. Er schrieb Artikel für namhafte Zeitungen und Magazine wie „Melody Maker“oder „Rolling Stone“. Vor Kurzem brachte er seinen Roman „The Age of Anxiety“heraus, dem in diesem Jahr eine Oper und eine Kunstinsta­llation folgen sollen. Kreativen Stillstand gibt es für Townshend offenbar nicht.

Mit seinem langjährig­en Weggefährt­en Roger Daltrey ist er auch nach dem Tod von Moon und Entwistle weiter als The Who aktiv. Das Duo veröffentl­ichte 2019 nach 13 Jahren ein neues Studioalbu­m.

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FOTO: PAUL BERGEN/ANP KIPPA FILE/DPA Pete Townshend macht auch heute noch Musik mit The Who – auch wenn die Band mittlerwei­le ein Duo ist.

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