Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Das Virus ist auf einem Stockwerk isoliert
Doch für eine Entwarnung im Seniorenzentrum „Zum Heiligen Geist“ist es noch zu früh – Zwei Todesfälle
GLAUPHEIM - Im Seniorenzentrum „Zum Heiligen Geist“sind zwei Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten, verstorben. Dies teilt die Heimleitung mit. Beide hätten Vorerkrankungen gehabt. In der vergangenen Woche sind sämtliche Heimbewohner und der Großteil der Mitarbeiter getestet worden. Derzeit gibt es drei bestätigte Infektionen. Die Heimleitung betont, dass bei der Öffnung für Besucher äußerste Vorsicht geboten ist. Laut aktueller Corona-Verordnung der Landesregierung dürfen Bewohner von Pflegeeinrichtungen seit Montag wieder Besuch empfangen.
Seit dem 6. Mai finden in Pflegeheimen kreisweit umfassende Corona-Tests statt. Voraussetzung ist, dass Bewohner, Betreuer und Mitarbeiter in den Einrichtungen zustimmen, erklärt Bernd Schwarzendorfer, Sprecher des Landratsamts. Veranlasst hat die Tests das baden-württembergische Sozialministerium – sie erfolgen einmalig ohne Anlass, werden vom Ministerium bezahlt und sollen voraussichtlich bis zum 27. Mai abgeschlossen sein. Wenn positive Fälle auftreten sollten, wird es auch in Zukunft ähnliche Tests auf Veranlassung des Gesundheitsamts geben, sagt Schwarzendorfer.
Im Seniorenzentrum „Zum Heiligen Geist“ergibt sich nach den Tests folgendes Bild: „Zwei Heimbewohner sind leider immer noch positiv“, berichtet Kirchenpfleger Eugen Moll. Sie würden weiterhin in kurzen Abständen getestet. Auch eine Person, die im Seniorenzentrum arbeitet, sei positiv und befinde sich derzeit in häuslicher Quarantäne.
Doch es gibt auch gute Nachrichten: Im Fall von zwei Bewohnern, die mit dem Coronavirus infiziert waren, liegt mittlerweile ein negatives Testergebnis vor, sagt Moll. Die Ergebnisse der Kontrolltests stünden noch aus. Zwei Angestellte hingegen gelten nach zwei Kontrolltests, die negativ ausgefallen sind, bereits als genesen. „Beide sind wieder im Dienst.“
Die umfangreiche Testung bewertet Moll differenziert: Einerseits habe sie im konkreten Fall gezeigt, dass die ergriffenen Schutzmaßnahmen wirken. Es sei gelungen, die Verbreitung des Virus auf ein Stockwerk zu isolieren. Dies habe für Beruhigung gesorgt. „Aber andererseits handelt es sich bei Tests immer nur um Momentaufnahmen“– eine vollständige Entwarnung könne es seiner Einschätzung nach erst geben, wenn ein Impfstoff auf dem Markt ist.
Nach wie vor gelten im Seniorenzentrum strenge Vorgaben, um die persönlichen Kontakte so gering wie möglich zu halten. Das bedeutet: Alle Bewohner müssen in ihren Zimmern bleiben und dort auch die Mahlzeiten einnehmen. Der Kontakt zwischen den Stockwerken ist ausgesetzt. „Solange auch nur ein Bewohner positiv auf das Virus getestet ist, bleibt das Risiko einer Ausbreitung so hoch, dass weder der Träger der Einrichtung noch das Gesundheitsamt die Verantwortung für Lockerungen übernehmen können“, betont der Kirchenpfleger.
Laut aktueller Corona-Verordnung ist es seit Montag wieder erlaubt, Angehörige und Freunde in Pflegeheimen und Seniorenzentren zu besuchen – dies knüpft die Landesregierung an strenge Vorgaben. Demnach ist täglich pro Bewohner grundsätzlich nur ein Besuch erlaubt; dieser wiederum ist auf zwei Personen beschränkt. „Ausnahmen von den vorgenannten Einschränkungen sind insbesondere für nahestehende Personen im Rahmen der Sterbebegleitung vorgesehen“, heißt es in der Verordnung.
Ob auch Besuche im Seniorenzentrum „Zum Heiligen Geist“möglich sind? „Das Gesundheitsamt hat uns gebeten, noch abzuwarten“, berichtet Kirchenpfleger Moll. Denn noch bis Mittwoch würden Tests stattfinden. Erst danach sollen wieder alle Bewohner Angehörige und Freunde empfangen dürfen. In begründeten Einzelfällen habe die Heimleitung dies auch jetzt schon ermöglicht.
Die Abwägungen, die im Sinne der Gesundheit getroffen werden müssen, sind sehr schwierig, berichtet Moll. „Wir würden den Bewohnern gerne schneller mehr und weniger kontrollierte Besuche ermöglichen.“Denn ihre Freiheitsrechte seien aktuell stark eingeschränkt – „das sehe ich sehr problematisch“. Doch es sei auch klar, dass mit der Öffnung für Besucher das Risiko einer Ansteckung ansteige.
Ruf, die für den umfangreichen Infektionsschutz um Verständnis bittet: „Ich persönlich plädiere nachdrücklich dafür, die Öffnung in den Pflegeeinrichtungen mit Maß und in vorsichtigen Teilschritten zu vollziehen“– denn die Gesellschaft dürfe, auch bei dem nachvollziehbaren Wunsch nach Normalität, nicht vergessen, wie schnell sich ein Virus innerhalb einer Hochrisikogruppe ausbreiten kann. Im Seniorenzentrum „An der Rottum“gibt es aktuell eine Person, die positiv auf das Coronavirus getestet wurde, erklärt die Heimleiterin. Im ASB-Seniorenzentrum „Sofie Weishaupt“hingegen seien bislang alle Tests negativ ausgefallen. „Das bedeutet für mich, dass die Verhaltensregeln für Bewohner und Mitarbeiter eingehalten werden und greifen“, resümiert Ruf. Dafür sei sie allen Beteiligten sehr dankbar. (cdi)