Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Schichtwechsel für Arktis-Expedition
Forschungsschiffe sind auf dem Weg zum Eisbrecher „Polarstern“
BREMERHAVEN (dpa) - Die Forschungsschiffe „Sonne“und „Maria S. Merian“sind am Montag von Bremerhaven Richtung Arktis aufgebrochen, um dort ab dem Wochenende auf den Eisbrecher „Polarstern“zu treffen.
Die „Polarstern“, die vorigen September von Norwegen aus zur „Mosaic“-Expedition gefahren war, soll ein Jahr lang angedockt an eine riesige Eisscholle durch die Arktis driften. Regelmäßig wird das Team an Bord ausgetauscht, Markus Rex war schon einmal zu Beginn dabei. Ursprünglich war der jetzige Personalwechsel mit Flugzeugen geplant. Wegen der Corona-Pandemie sei dies aber nicht möglich gewesen, sagte Rex. Die „Polarstern“unterbrach daher ihre Drift, um „Sonne“und „Maria S. Merian“vor Spitzbergen zu treffen und Crew und Ausrüstung zu tauschen. Anschließend soll der Eisbrecher wieder zur Scholle zurückkehren und die Drift fortsetzen. Möglicherweise aber müsse eine neue, stabilere Scholle weiter im Norden ausgesucht werden, sagte die Direktorin des Alfred-WegenerInstituts, Antje Boetius. Zuletzt sei das Eis um die „Polarstern“herum immer stärker aufgebrochen, unzählige Risse seien entstanden. Grund dafür seien Stürme, die das Eis zusammenoder auseinanderdrückten. „Je dünner das Eis ist, desto mehr lässt es sich vom Wind verschieben“, sagte Boetius. Das Meereis sei recht dünn, die Lufttemperaturen in diesem Frühjahr seien ungewöhnlich warm – und damit auch der Ozean. Wenn sich die Situation weiter so entwickle, könnte die Meereisbedeckung im Sommer geringer sein als im Negativ-Rekordjahr 2012, befürchtete die Wissenschaftlerin.
Mit dem bisherigen Verlauf der Expedition ist Boetius mehr als zufrieden. Erstmals hätten im arktischen Winter synchrone Daten von der Stratosphäre bis in den Ozean gesammelt werden können. Biologen hätten beobachtet, wie die Tierwelt im tiefsten Winter überlebt, angefangen bei Eisbären und Polarfüchsen bis hin zu Kleinstlebewesen. „Es hat sich gezeigt, wie hochangepasst die Tiere an ihre Umwelt sind.“Und Atmosphärenphysiker konnten ein Ozonloch über dem Nordpol bestätigen, das auf Satellitenbildern des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zu sehen war. Die derzeitige Crew der „Polarstern“kommt wegen der Corona-Pandemie sechs Wochen später als geplant nach Hause, sagte Boetius. Der nächste Personalwechsel ist im Sommer geplant.