Schwäbische Zeitung (Laupheim)
Die totale Abschottung
Die Basketball-Bundesliga plant die Quarantäne für Fortgeschrittene
MÜNCHEN (SID) - Beim Fußball hat der Restart geklappt, nun will der Basketball nachziehen: Wenn die bayerische Landesregierung am Dienstag über das Hygienekonzept der Basketball-Bundesliga entscheidet, hoffen die Verantwortlichen der BBL auch auf eine Schubwirkung durch König Fußball. Das Konzept der Basketballer ist sogar teilweise strenger, was einem Neustart beim geplanten Finalturnier ab dem 6. Juni in München helfen könnte.
„Wir wissen, dass die Durchführung eines solchen Turniers, an einem einzigen Ort und ohne Zuschauer in der Halle, sehr weit weg von einem Optimum ist“, schrieb Geschäftsführer Marco Baldi von Alba Berlin an die Fans: „Es ist jedoch ein Versuch, unserer über 30 Jahre kontinuierlich und mit viel Herzblut aufgebauten Position und Rolle gerecht zu werden.“Damit das gelingen kann, erarbeitete die BBL das 42-seitige Konzept, das eine Saisonfortsetzung möglich machen soll.
Die darin vorgesehenen Quarantäne-Umstände sind beispiellos. So würden die zehn Teams, darunter ratiopharm Ulm, vorher drei Wochen am Vereinsstandort in eine dezentrale Trainingsphase gehen. Hier dürften die Spieler, die regelmäßig getestet werden, noch zu Hause wohnen. Anschließend folgte der Umzug an den zentralen Spielort München. Für die Turnierphase würden die Beteiligten in eine aktive (Spieler, Betreuer, Schiedsrichter) und passive Gruppe (Zeitnehmer, Medien, TV-Personal) unterteilt, die niemals Kontakt haben sollen. Jeder Club kann 22 aktive Personen benennen, die alle zentral in einem Hotel wohnen würden.
Die totale Abschottung für das drei Wochen lange Turnier ist ein gravierender Unterschied zum Fußball, wo die Spieler lediglich eine Woche vor Neustart in Quarantäne mussten. Eingesperrt würden die Spieler jedoch nicht, sagt BBL-Geschäftsführer Stefan Holz. „Sie dürften sogar rausgehen in der Gruppe. Solange sie unter sich bleiben. Problematisch ist es, wenn diese geschlossene und in hoher Frequenz getestete Gruppe Kontakt hat mit Menschen außerhalb dieser Blase.“Dennoch kam von den Spielern zuletzt Kritik auf.
„Die Vereine wurden von der Liga zu einer umfangreichen Kommunikation aufgefordert, das ist aber von Standort zu Standort unterschiedlich passiert“, sagte Nationalspieler und Athletensprecher Bastian Doreth. Die Spieler hätten Fragen zur Quarantäne oder zu Langzeitschäden durch Corona. Holz entgegnete: „Logischerweise haben wir das im Blick und sind uns absolut bewusst, dass die Spieler in einer besonderen Situation sind.“Besonders schwierig sei die Lage laut
Doreth für die US-Spieler, die bei Rückkehr erst einmal zwei Wochen in Isolation müssten. Am Ende blieben nur noch ein paar Tage für das Hallentraining. „Das ist definitiv zu wenig“, so Doreth. Die Personalplanungen laufen längst. Zuletzt waren bereits einige US-Profis aus ihrer Heimat nach Deutschland zurückgekehrt, zudem dürfen die Vereine bis zu zwei Profis nachverpflichten.
Insgesamt ist die „Mission Finalturnier“mit rund einer Million Euro Kosten eine Investition in den Basketball und dessen Zukunft, die auch mittelfristig vom Coronavirus geprägt sein wird. Während Baldi im Turnier „eine filigrane Brücke in die nächste Saison“sieht, will Holz auch ein Vorbild für andere Sportarten wie Handball und Eishockey sein. „Es geht auch darum, dass der Profisport, insbesondere auch der Teamsport und Indoorsport, insgesamt überlebt“, sagte er. Doch vorher muss das BBL-Konzept abgenickt werden.